HHLA-Mitarbeiter wehren sich gegen geplante Arbeitsorganisation. Die Hauptversammlung beschließt 40 Cent Dividende.

Hamburg. Seit 33 Jahren arbeitet Axel Hau im Hafen. Seit 1988 ist der 49-Jährige am Burchardkai zum Vorarbeiter der Hamburger Hafen und Logistik AG ( HHLA ) aufgestiegen. "Wir haben immer alles für die Firma gegeben, in der Krise unentgeltlich frei genommen, freie Tage so gelegt, wie es für das Unternehmen passte und die Kurzarbeit akzeptiert", sagt er. Doch jetzt fühlt er sich unfair behandelt. Die vom Vorstand geplante Neuordnung der Arbeitszeit lehnt er genauso ab wie die Mehrheit der 1400 Beschäftigten auf den beiden HHLA-Terminals Burchardkai und Tollerort. Die geplanten wechselnden Schichten nerven ihn, weil sie Freizeit schwer planbar machen und "natürlich auch die 5000 Euro, die ich im Jahr verliere, weil die Wochenenden nicht mehr als Mehrarbeit bezahlt werden sollen", sagt Hau. Vor allem wollen er und seine Kollegen sich nichts starr diktieren lassen. "Unsere individuellen Lösungen bei der Arbeit waren das Plus, das die Anlagen profitabel machte."

Gestern hatten sich viele HHLA-Mitarbeiter frei genommen und verteilten vor der Hauptversammlung vor den Eingängen zum Congress Center (CCH) in ihren gelben Arbeitsjacken Flugblätter. Die Aktionäre sollten sich "genau überlegen", ob sie dem Vorstand die Entlastung erteilen wollten, hieß es darin. Die Stimmung ist angespannt, auch gegenüber der Gewerkschaft Ver.di. Die hatte den Vorschlag des Vorstandes unterstützt, die Arbeit an den Wochenenden in die Regelarbeitszeit einzugliedern und über eine Altersteilzeitregelung einen Überhang von 300 Stellen abzufedern. "Viele Mitarbeiter überlegen, aus der Gewerkschaft auszutreten", sagt Klaus Hennings, der stellvertretende Leiter für die Hinterlandverkehre am Burchardkai. Kritik gibt es auch am Betriebsratsvorsitzenden Arno Münster, der über das neue Arbeitszeitmodell verhandelt hatte. "Wir hoffen, dass er nun wieder hinter uns steht", sagt Hennings.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen bei der HHLA wird jetzt Helmut Nause, der Präsident des Hamburger Landesarbeitsgerichts, voraussichtlich zwei Einigungsstellen leiten, die sich mit der geplanten Arbeitsorganisation und dem Arbeitszeitmodell auseinandersetzen. Als erster Termin ist der 8. Juli im Gespräch. Nach Informationen des Abendblatts war aber bis gestern noch nicht zu einem Treffen zwischen Betriebsrat und Management geladen.

Klar ist: HHLA-Chef Klaus Dieter Peters will die Neuorganisation durchsetzen und danach das Tollerort-Terminal mit dem größeren Burchardkai zu einem Unternehmen zusammenführen. "Diese Maßnahmen sind für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens und zur Sicherung der Arbeitsplätze unverzichtbar", sagte er auf der Hauptversammlung.

Insgesamt sieht Peters für 2010 positive Tendenzen. Die Schifffahrt erhole sich und die Zuwächse bei den Umschlagmengen seien höher als bisher erwartet. Dagegen stünden jedoch Risiken bei Währungen durch die hohen Staatsschulden und die nun eingeschlagenen Sparkurse der Regierungen, durch die die Erholung wieder gestoppt werden könnte. Auch die Entwicklung in den Staaten Mittel- und Osteuropas, die zu den wichtigsten Kunden des Hafens zählen, sei unsicher. Peters rechnet so für 2010 mit einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro nach 990,7 Millionen Euro 2009 und einem Umschlagplus im oberen einstelligen Prozentbereich nach 4,9 Millionen Standardcontainern (TEU) zuvor. Die Rendite soll nach 18 Prozent im vergangenen Jahr 15 Prozent betragen. Die Dividende sinkt für das Krisenjahr 2009 nach zuletzt einem Euro auf 40 Cent.

Die Börse reagierte gestern mit einem Kurssprung auf die Daten. "Der Markt sieht die Entwicklung euphorischer als die HHLA, die eher vorsichtig agiert", sagt Haspa-Analyst Ingo Schmidt. Die Aktie, die gestern um 4,81 Prozent auf 26,89 Euro zulegte, sei derzeit noch unterbewertet. "Wir sehen ihren Preis zum Jahresende bei 35 Euro", sagte Schmidt. Positiv gestimmt waren auch die mehr als 1100 Aktionäre, die gestern gut 78 Prozent des Grundkapitals des Unternehmens repräsentierten. Alle Entscheidungen, auch die Entlastung des Vorstandes, fielen mit Mehrheiten von mehr als 95 Prozent.

Allerdings mussten sich Vorstand und Aufsichtsrat zuvor von der Rechtsanwältin Sibylle Böttger mahnen lassen, in beiden allein von Männern besetzten Gremien Frauen künftig mehr Chancen einzuräumen. Ein Vorschlag, den die meisten Aktionäre im Foyer des Saals 1 hörten - mit einem Teller Gulasch- oder Kartoffel-Lauch-Suppe in der Hand.