Ein Kommentar von Jan-Eric Lindner

Bei den Ausführungen des Polizeigewerkschaftlers Schulz kann einem angst und bange werden. Bei der Kripo, so konstatiert der Mann, fehlen Spezialisten für Observationstechnik, ganze Kommissariate können keine kriminalpolizeilichen Alltagsfälle mehr bearbeiten, bei der Computerkriminalität sind die Täter ihren Verfolgern um Lichtjahre voraus. Das Schlimme ist: Die Schilderungen sind keine in die Zukunft gerichtete Schwarzmalerei. Sie sind eine Beschreibung des Ist-Zustandes.

Natürlich ist Hamburg sicherer geworden. Die Zahl der Straftaten ist gesunken, die Wahrscheinlichkeit, zum Opfer zu werden, ist in Hamburg nicht mehr so hoch wie noch vor zehn Jahren. Das aber ist beileibe kein Grund, sich zurückzulehnen. Denn die Beamten haben alle Hände voll zu tun: Die Zahl der Sondereinsätze steigt, solange Hamburg eine Event-Stadt bleibt. Allein die aktuelle Hatz auf Autobrandstifter bindet 200 Beamte. Die Art der Delikte, mit denen sich insbesondere die Kripo zu beschäftigen hat, wird immer komplexer. Damit wächst auch die Notwendigkeit, Mitarbeiter in verschiedensten Spezialbereichen zu schulen. Spezialisierung aber bedeutet, dass die Beamten an anderer Stelle fehlen.

Zudem wächst die Zahl der dauerhaft physisch und psychisch angeschlagenen Kolleginnen und Kollegen. Sie bearbeiten im Innendienst Delikte der Massenkriminalität. Sie fehlen auf der Straße. Zahlenspiele helfen nicht weiter: Ein weiterer Aderlass der Polizei würde nicht nur die Erfolgszahlen der Kriminalstatistik, sondern auch das Sicherheitsniveau in der Stadt gefährden.