Reaktionen von Anwohnern und Geschäftsleuten nach den Gewalttaten in Harburg

Der 20-Cent-Fall, der Übergriff auf einen Behinderten am Wochenende und nun eine Messerattacke und Leichenteile in einer Mülltüte: Alle Tatorte liegen nur wenige Hundert Meter auseinander. Anwohner und Geschäftsleute in Harburg sind entsetzt über die Gewalttaten in ihrer Nachbarschaft.

"Es gibt hier fast täglich Schlägereien zwischen Betrunkenen", berichtet ein Imbiss-Mitarbeiter am Harburger Busbahnhof an der Hannoverschen Straße. Er möchte, wie so viele andere auch, seinen Namen nicht nennen. Der Mitarbeiter berichtet von gewalttätigen Jugendlichen, die in Gruppen auftauchen, von Trinkern, die Passanten belästigen. "Viele von denen dürfen bei mir nichts kaufen. Die verscheuchen nur meine Kundschaft." Zuletzt habe auch er die Polizei wegen eines Randalierers rufen müssen. "Aber wenn die wieder weg ist, fängt es von vorne an", klagt der Mann.

Ein Verkäufer in einem Kiosk hat den Eindruck, dass in Harburg viel mehr passiere als im Rest von Hamburg. "Es wird immer mehr. Das macht mir Sorgen." Ein Taxifahrer mag das nicht gelten lassen. Er ist Harburger und seinem Stadtteil sehr verbunden. "Ich komme beruflich natürlich sehr viel rum. Diese Verbrechen haben mit dem Stadtteil nichts zu tun. Das alles hätte auch in Bergedorf oder Billstedt passieren können."

Günter Staak, seit 27 Jahren Busfahrer bei der Hochbahn, kommt ebenfalls aus dem Stadtteil. Seine Touren führen durch Harburg und Wilhelmsburg. Sein Eindruck ist, dass bei vielen Menschen die Aggressivität zugenommen habe und die Hemmschwellen gesunken seien. "Aber Kriminalität gibt es in der ganzen Stadt. Meist in jenen Stadtteilen, in denen die Leute wenig Geld haben."

Dennoch beschleicht viele Menschen gerade um den Harburger Fernbahnhof ein ungutes Gefühl. Besonders zu Zeiten, in denen wenige Menschen unterwegs sind. "Ich habe schon Angst, wenn ich um 3.30 Uhr den Laden aufmache", berichtet eine Mitarbeiterin einer Bäckerei. "Die Leute hier sind aggressiv. Es laufen viele Verrückte herum." Und eine Rentnerin aus dem nahe liegenden Phoenix-Viertel, die ihren Hund ausführt, erzählt, dass sie häufiger beschimpft worden sei. "Ich fahre hier überhaupt nicht mehr mit dem Bus. Ich nehme lieber meinen Motorroller. Da passiert mir nichts."