Ein neues Zuhause für Eisbären, Walrösser und Trottellummen. Zu Besuch auf Hagenbecks Großbaustelle. Eröffnet werden soll 2011.

Hamburg. Das Walross bricht durch den Bauzaun, und drei neugierige Pinguine machen eine Leiter, um darüber schauen zu können. Endlich gibt es nach dem langen Winter wieder etwas auf der Eismeer-Baustelle im Tierpark Hagenbeck zu sehen. Zwei Kräne drehen sich, die Sohlplatte wird gegossen, die Beckenwände für das künftige Walross-Becken stehen schon. Gestern wurde das Modell der Polaranlage präsentiert, eröffnet werden soll in der ersten Jahreshälfte 2011. "Damit geht ein Traum in Erfüllung, den wir vor zehn Jahren noch nicht zu träumen wagten", sagte Direktor Joachim Weinlig-Hagenbeck. Er kündigte an, dass sich der Eintritt mit der Eröffnung um "ein bis zwei Euro" erhöhen werde.

Die neue, 20 Millionen Euro teure Anlage wartet mit einigen Attraktionen auf. Es wird eine Aussichtsplattform und einen 700 Meter langen Besucherweg geben. Zum Vergleich: Das ist länger als der Weg durch das Tropen-Aquarium, und mit fünf Millionen Liter Salzwasser wird im Eismeer auch mehr als doppelt so viel Wasser in den Becken schwappen. Der Neubau hat eine Gesamtfläche von rund 8000 Quadratmetern. "Die Gehege werden doppelt bis dreimal so groß. Für die Eisbären verzehnfacht sich die Fläche sogar", sagte Stephan Hering-Hagenbeck.

Drei Eisbären sollen es sein, die auf einen 8,50 Meter hohen Felsen klettern können. Das Gehege ist teilbar, damit sich die Tiere für den Fall des erhofften Nachwuchses immer noch wohl fühlen. Die Eisbären blicken - durch einen Graben getrennt - auf die Anlage der drei Walrösser. "In Deutschland gibt es zurzeit keinen Zoo, der Walrösser hält", sagte Hering-Hagenbeck. In Hamburg war mit dem Tod von Antje vor sieben Jahren Schluss. Nun aber stehen die Biologen in Verhandlungen mit Zoos weltweit.

Die künftigen Hamburger Stars erwartet ein sieben Meter tiefes Becken, Tierpark-Besucher werden ihnen durch eine dreimal zehn Meter große Glasscheibe beim Tauchen zusehen können. Neben den Walrossen werden Südamerikanische Seebären und die zu den Roten Riesenkängurus ausquartierten Humboldt-Pinguine ein Zuhause finden. Das neue Eismeer orientiert sich an dem historischen Vorbild, das es schon zur Hagenbeck-Eröffnung 1907 gab. Eigentlich nur für 20 Jahre geplant, stand das Original, von Efeu zusammengehalten, mehr als ein Jahrhundert und war zum Schluss so baufällig, dass es beim Abriss vor einem Jahr wie ein Kartenhaus zusammenstürzte. Anhand von alten und neuen Fotos wurde am Computer ein Modell erstellt, das an die Ideen von Carl Hagenbeck anknüpft, allerdings mit einer hochmodernen und umweltschonenden Technik ausgestattet.

Gemeinsam mit dem Zoolandschaftsbauer David Lazenby tüftelte Hering-Hagenbeck an jedem Detail der neuen Eismeer-Landschaft. Im vergangenen Jahr reisten sie in die Antarktis und kamen mit mehr als 10 000 Fotos im Gepäck wieder, um die Anlage so originalgetreu wie möglich bauen zu können. Beispielsweise werden sich die Kunstfelsen unterscheiden - im Nordland sind sie größer und derber, im Südland kleiner und glatter. Für den Briten Lazenby ist es nach dem Tropen-Aquarium das zweite Projekt in Hamburg. "Es ist total faszinierend", sagt er, und das deckt sich mit dem Gefühl von Architekt Sezai Candan, für den das Eismeer eine "große Herausforderung ist", weil die Anlage im Vergleich zum Tropen-Aquarium noch größer, noch naturgetreuer und technisch noch schwieriger ist. Im Eismeerkeller wird es wegen der immensen Salzwassermenge eine riesige Filteranlage geben. Und dann braucht es noch eine Klimaanlage, denn die Königspinguine, die ein Gehege auf der Rückseite der Anlage beziehen werden, fühlen sich nur bei konstant sieben Grad Celsius so richtig wohl.