Neue Ermittlungsgruppe gegründet. “Täter sind ohne Rücksicht auf Menschenleben unterwegs.“

Hamburg. Die Polizei will Hamburgs Autobrandstifter endlich dingfest machen. Nach einem neuen Anschlag in Hummelsbüttel, bei dem in der Nacht zum Dienstag sechs Wagen ausbrannten und ein Einfamilienhaus beschädigt wurde, lässt die Polizei ab sofort jede Nacht 100 Zivilpolizisten in der Hansestadt patrouillieren.

"Das ist langsam etwas, das nicht mehr zu ertragen ist", sagte Polizeipräsident Werner Jantosch. "Wir haben hier Verbrecher am Werk, die ohne Rücksicht auf Menschenleben unterwegs sind."

Kurz nach 4 Uhr hatten Unbekannte in der Straße Kirchenredder fünf Autos angezündet, die zum Teil in Carports standen. Die Feuerwehr konnte laut Jantosch "nur mit Glück" verhindern, dass die Flammen auf ein Wohnhaus übergriffen und die Bewohner - ein Paar mit zwei kleinen Töchtern - in Lebensgefahr brachten.

"Es scheint keine Hemmungen mehr zu geben für die Täter", sagte der Polizeipräsident. Er kündigte den Aufbau einer neuen Ermittlungsgruppe an, deren Kern die 100 Zivilfahnder bilden. Sie sollen jede Nacht "völlig unberechenbar in den unterschiedlichsten Stadtteilen auftauchen. Heute hier, morgen da".

Die Polizei glaubt, dass die Autobrände auf das Konto von Serientätern gehen, denen seit Mitte März insgesamt acht Anschläge zur Last gelegt werden. Seit Jahresanfang brannten im gesamten Stadtgebiet bereits 67 Wagen aus.

Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) sprach nach der Brandnacht von Hummelsbüttel von einer "erschreckend neuen Qualität. Hier spielen Hirnlose mit dem Leben unserer Bürger." Uwe Koßel, Landesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, hält die "konzertierte Aktion der Polizei für dringend notwendig". Er glaubt allerdings nicht an einen schnellen Fahndungserfolg. "Wir brauchen einen langen Atem." Koßel wies darauf hin, dass die 100 Beamten an anderer Stelle fehlen werden.

Dies kritisiert auch Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg: "Nun rächt sich unsere Personalnot. Die Polizei ist für derartige Phänomene nicht entsprechend aufgestellt." Lenders befürchtet, dass Bürger etwa bei Blechschäden oder Ruhestörungen nun länger auf die Polizei warten müssen.

SPD-Innenexperte Andreas Dressel nannte den Einsatz der Ermittlungsgruppe zwar "begrüßenswert". Dies sei aber auch ein Eingeständnis, dass die bisherigen Aktivitäten der Polizei nicht gegriffen hätten.