Hartz-IV-Empfänger können sich jetzt dank eines neuen Projekts durch Stromspar-Checks kostenlos beim Energiesparen beraten lassen.

Hamburg. Uwe Steinbach schüttelt ungläubig den Kopf. "Das Ausschalten soll wirklich etwas bringen?", fragt der Hartz-IV-Empfänger und deutet mit dem Finger auf den leuchtenden Schalter einer Steckdosenleiste, mit der sein Fernseher verbunden ist. "Natürlich", antwortet Bea Weber, "Sie sparen Strom, wenn Sie den Stand-by-Modus ausschalten." Ihre Worte lassen die Skepsis im Gesicht von Uwe Steinbach kaum entweichen. "Wenn Sie meinen", murmelt er und blickt etwas unbeholfen auf seine Turnschuhe.

Keine Frage - die Überzeugungsarbeit, die Stromsparhelferin Bea Weber und ihr Kollege Rolf Krautter bei Empfängern von Arbeitslosengeld II, Wohngeld oder Sozialhilfe in Sachen Energiesparen leisten müssen, hat durchaus ihre Tücken.

Seit Anfang März führen die ehemaligen Langzeitarbeitslosen sogenannte kostenlose Stromspar-Checks durch. "Für uns ist die Initiative viel wert, da wir von der daran beteiligten Caritas sozialversicherungspflichtig beschäftigt werden", sagt Weber. Rolf Krautter pflichtet ihr bei: "Wir kennen die Situation, in der sich einkommensschwache Menschen befinden. Ich selbst war sechs Jahre lang arbeitslos und kann mich in die Sorgen und Nöte der Betroffenen hineinversetzen."

Letztere profitieren in besonderer Weise vom neuen Energiespar-Konzept der Hamburger EnergieAgentur: "Die teilnehmenden Haushalte können bei den Stromkosten bis zu 100 Euro jährlich einsparen, und die sinkenden CO2-Emissionen fördern gleichzeitig den Klimaschutz", erklärt Bea Weber.

Fakt ist: Die Energiepreise sind in den vergangenen zehn Jahren um rund 40 Prozent gestiegen. In Hamburg gehen zudem etwa ein Viertel des Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen auf Privathaushalte zurück. "Grund genug, einkommensschwache Schichten beim Stromsparen zu unterstützen", sagt der Projektleiter der Hamburger Caritas, Christoph Dreger.

In 80 Haushalten haben zwölf geschulte Energiesparhelfer des Verbandes bereits Beratungen durchgeführt. Der Ablauf ist immer gleich: "Interessierte melden sich bei der Energie- und Klimahotline, und wir kommen dann vorbei und werfen einen Blick auf die Wasser-, Strom- und Heizungsrechnung", erklärt Rolf Krautter. Anschließend werden alle strombetriebenen Geräte sowie ihre Nutzungsdauer erfasst. "Nachdem wir die Einsparungspotenziale errechnet haben, erscheinen wir zu einem zweiten Termin und bauen je nach Bedarf neue Geräte wie beispielsweise einen Wasser sparenden Duschkopf oder Lampen im Wert von bis zu 70 Euro ein, die das Energiesparen erleichtern."

Im Fall von Uwe Steinbach haben Krautter und Weber ermittelt, dass der 63-Jährige bis Jahresende rund 25 Euro Strom- und fünf Euro Wasserkosten einsparen kann. "Am meisten Strom frisst der Kühlschrank", sagt Krautter, "wenn er den durch ein neues Modell ersetzt, stehen ihm weitere 120 Euro zur freien Verfügung." Für Uwe Steinbach klingt das lukrativ. "Ich versuche nun, auf ein neues Gerät zu sparen", sagt er. Berater Krautter glaubt, dass der finanzielle Anreiz für einen bewussten Umgang mit Strom und Wasser sorgen kann. "Die Leute werden sich wundern, wie viel Bares sie übrig haben, wenn sie einfache Regeln befolgen", sagt er. In bundesweit 70 Standorten hat sich das Konzept einer kostenlosen Beratung bereits bewährt. Ginge es nach den Verantwortlichen der vorerst bis zum Jahreswechsel laufenden Initiative, sollen bis Ende Dezember mindestens 750 Hamburger Haushalte die Hilfe der Stromsparexperten in Anspruch nehmen. "Letztlich kommt es auf die Teilnahmebereitschaft der Menschen an", sagt Christoph Dreger von der Caritas, "wir hoffen jedoch, dass die Stadt die Projektlaufzeit verlängert."