Neue Bleiben für den Haussperling: Mehr als 100 Nistkästen wurden an verschiedenen Standorten im Innenstadtbereich aufgehängt.

Hamburg. Früher waren sie überall, wurden bis in die 1950er-Jahre sogar als Plage wahrgenommen. Doch das ist lange her - und die Population des Haussperlings ist seitdem in Hamburg auf dem absteigenden Ast. Im April 2008 hatte deshalb der Bezirk Mitte bei einer Konferenz zur biologischen Vielfalt den Spatz zu seiner Patenart gewählt. Jetzt wurden mehr als 100 Nistkästen für den graubraunen Vogel im Innenstadtbereich aufgehängt.

"Man kann einfach gar nicht anders als zu merken, dass wir etwas tun müssen", sagt Markus Schreiber, Bezirksamtsleiter im Bezirk Mitte. "Früher sind einem die Spatzen in der Innenstadt um die Füße gesprungen. Daran erinnern sich bestimmt noch viele Menschen. Heute fällt das Fehlen der Vögel richtig auf." Schreiber beauftragte deshalb Alexander Mitschke, Diplombiologe und ornithologischer Fachgutachter, in der Hamburger Altstadt, Neustadt und in St. Georg die Brutplatzsituation der Haussperlinge zu kartieren.

Mitschke fand heraus, dass acht der zehn Kilometerquadrate mit den höchsten Sperlingsdichten in Hamburg im Bezirk Mitte liegen. So zählt die Hamburger Neustadt mit einer Siedlungsdichte von mehr als zehn Paaren pro zehn Hektar zu den wichtigsten Brutgebieten des Spatzes in unserer Stadt. "Der Haussperling ist ein ehemaliger Steppenvogel aus den Steppengebieten Südosteuropas", sagt Mitschke. "Er ist ein Bodenvogel, der seine Nahrung nicht, wie zum Beispiel Meisen, beim kunstvollen Turnen durch das Geäst findet, sondern offene Flächen mit Insekten und Sämereien braucht." Oder aber wie in der Innenstadt als Kulturfolger von der Fütterung durch den Menschen profitiert.

An den Stellen, an denen Mitschke Bestände des Vogels dokumentierte oder aber durch Baumaßnahmen das Erlöschen einer Population an dieser Stelle in Zukunft vermutete, wurden vom Bezirk Nistkästen angebracht. Schreiber: "Wir haben die Kästen für eine Pauschale beim Naturschutzbund Deutschland gekauft. Dafür wurden die Kästen nicht nur geliefert, sondern auch noch von Mitarbeitern aufgehängt." 2700 Euro kostete die Maßnahme. 2008 hatte der Bezirk Mitte bereits zusammen mit der Deutschen Wildtier-Stiftung einige Kästen aufgehängt.

Als besonders geeignet haben sich dabei sogenannte "Spatzenreihenhäuser" erwiesen. Hier können gleich mehrere Paare des Haussperlings, der gern kolonienartig brütet, nebeneinander einziehen. So gibt es jetzt neuen Wohnraum für die Vögel unter anderem am Jungfernstieg und am Neuen Jungfernstieg, wo die Spatzen die Nähe zur Gastronomie und die Hecken schätzen. Auch westlich und östlich der Lombardsbrücke, wo zahlreiche Sträucher im gesamten Verlauf, aber auch große Linden, Eichen, Sumpfeichen und Platanen stehen, hängen die Häuschen. Außerdem am Anleger Ballindamm, wo traditionell Vögel gefüttert werden, am Rondeel östlich der Gurlittinsel, im Lohmühlenpark, auf dem Spielplatz Markusstraße, auf dem Großneumarkt mit seinem alten Lindenbestand, in den Platanen entlang des Hohlen Wegs, des Schaarmarkts und des Neustädter Neuen Wegs.

"Dieses wird die erste Saison, in der die Spatzen die Häuser nutzen können", sagt Mitschke, der seine Kartierung in Wilhelmsburg fortsetzen wird. Es sei zu hoffen, dass viele Kästen angenommen werden. Mitschke: "In den letzten zehn Jahren hat sich der Bestand des Haussperlings in Hamburg halbiert."