Milliardär Günter Herz will nun doch nicht als Betreiber fungieren. Traber investieren jetzt in Bahrenfeld, um den Standort zu stärken.

Hamburg. Transporter fahren vor, Handwerker haben reichlich zu tun, überall wird gehämmert und gesägt: Auf der in vielen Bereichen maroden Trabrennbahn in Bahrenfeld tut sich was. Bis zur Osterveranstaltung werden insgesamt 1,5 Millionen Euro investiert - in das bereits fertiggestellte Geläuf und jetzt auch in die Haupttribüne.

Ein solch enormer finanzieller Einsatz erstaunt; denn auf dem Hippodrom am Volkspark sollten spätestens im Sommer 2012 die Flutlichter ausgehen. Dann wollten Traber wie Galopper auf der neuen Doppelrennbahn in Horn an den Start gehen. Wollten. Während mancher im Turflager einen Alleingang der Traber wähnte, basieren die Renovierungsmaßnahmen auch auf einer weiteren Verschiebung des Großprojekts Kombibahn. Die ursprünglich für das vergangene Jahr vorgesehene Ausschreibung wird nun erst im Mai oder Juni 2010 initiiert. Die Unterschrift soll im Spätherbst 2011 erfolgen. Selbst kühne Optimisten erwarten eine Fertigstellung der Anlage somit frühestens Mitte 2013 - eher später. Dabei hatte Sportsenatorin Karin von Welck (parteilos) noch im letzten Juni verkündet: "Spätestens 2012 ist es so weit."

Von wegen. Gerät mit dieser Verzögerung auch der für übernächstes Jahr geplante Baustart des Deckels über den Elbtunnel in Gefahr? Ein Teil der Finanzierung soll über den Verkauf des 15 Hektar großen Areals direkt an der Autobahn 7 erfolgen. Ähnlich verblüffend wie die erneute Verschiebung ist eine Mitteilung des hinter der Trabrennbahn stehenden Wettanbieters Win Race. Dieser wird vom Hamburger Kaffee-Milliardär Günter Herz und dessen Sohn Christian gesteuert.

"Win Race steht definitiv weder als Investor noch als Betreiber der Doppelrennbahn zur Verfügung", heißt es von Unternehmensseite. Dabei hatte Herz persönlich Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ein Betreibermodell und seine konkreten Pläne im Rathaus präsentiert. Der Vermarkter will sich in Horn auf die Vermittlung von Bildrechten und Wetten konzentrieren - zumindest für den Sulkysport.

Wer aber soll dann den Bau und den Betrieb übernehmen? Ein Bauherr, so die Erwartung, wird bis Ende 2011 zu finden sein. Schließlich hatte der Senat am 22. Juni 2009 grünes Licht für das Großprojekt gegeben. An öffentlichen Mitteln stehen insgesamt 31,4 Millionen Euro bereit. 25,4 Millionen davon zählen zum laufenden Haushalt und sollen bis 2012 in vier Tranchen bereitgestellt werden. Weitere sechs Millionen Euro könnten anteilig aus dem Verkauf der Bahrenfelder Trabrennbahn fließen. Einstmals wurde an einen Investor gedacht, der 20 bis 40 Millionen Euro aufbringt, doch wurden diese Hoffnungen erheblich reduziert.

"Die Stadt wird in Horn mit 30 Millionen Euro dabei sein", sagte der auch für den Sport zuständige Staatsrat Manfred Jäger dem Abendblatt. Die Verzögerung von Ausschreibung und Baustart kommentiert der CDU-Politiker so: "Qualität geht uns ganz eindeutig vor Eile. Außerdem legen wir Wert auf Bürgerbeteiligung und den politischen Konsens." Sprich eine Einbindung der SPD. Der Autobahn-Deckel sei "in keiner Form gefährdet".

Unabhängig davon verweist Christian Bartsch, im Sportamt für die Doppelrennbahn zuständig, auf die komplizierte EU-Ausschreibung. "Es gibt viele Interessenten. Aber einen soliden Partner zieht man nicht einfach mal so aus der Schublade", sagt Bartsch. "Schließlich handelt es sich bei der Doppelrennbahn um eine Sonderimmobilie, die es in dieser Form in Europa noch nicht gibt." Bei einer vertraulichen "Interessenten-Konferenz" am 11. November 2009 waren zum Beispiel die Firmen Hochtief, Imtech, Alpine Bau Deutschland sowie der Sportrechtemakler Sportfive vor Ort. Diese haben jetzt mehr Zeit, ihren Hut in den Ring zu werfen, als ursprünglich gedacht.

Galopper wie Traber tragen die weitere Wartezeit mit Fassung. "Wir wollen die Doppelrennbahn, aber uns drängt niemand", stellte Sönke Gedaschko, Präsidiumsmitglied des Hamburger Trab-Zentrums, dem Abendblatt gegenüber klar. Es habe Handlungsbedarf bestanden, Pferden wie Besuchern bessere Verhältnisse zu ermöglichen. Außerdem könne ein Teil der Technik eines Tages nach Horn exportiert werden.

Das neue Rennbahngeläuf soll dazu beitragen, den empfindlichen Trabern einen Start am Volkspark zu ermöglichen, ohne dass sich die Besitzer und Trainer vor ernsthaften Sehnenverletzungen fürchten müssen. Den aktuellen Plänen zufolge soll auch der Zuschauerkomfort gesteigert werden. So wird die Tribüne insgesamt verkleinert und im Betrieb in Richtung Ziel konzentriert.

Das Restaurant im ersten Stock soll vergrößert werden, und im Erdgeschoss wird ein "Eventbereich" eingerichtet. Die große Wetthalle, seit Jahren Tummelplatz für Zocker und für viele eine Zumutung, soll angeblich "Barcharakter" bekommen.

In zwei Jahren laufen die städtischen Zuschüsse für die Traber aus. "Dann müssen und werden wir auf eigenen Beinen stehen", sagt Rennbahn-Manager Arne Müller. Zudem sei eines klar: "Wir warten auf die Entscheidung, um endgültig planen zu können."

Eine weitere Verzögerung der Auftragsvergabe über den Herbst 2011 hinaus, so ist in beiden Lagern unter der Hand zu vernehmen, würde die ohnehin bedrohte Existenz des Pferdesports in Hamburg dramatisch gefährden.