Senat will im Mai die Ausschreibung starten: Jockeys und Sulky-Fahrer auf einer Anlage. Gelände in Bahrenfeld soll bebaut werden. Nun werden ein Investor und ein Betreiber gesucht.

Hamburg. Jetzt geht's los. Nach jahrelangem Wirrwarr im Behördendschungel in Sachen Pferdesport kommt die Stadt nun zügig in die Hufe: Im Mai will der Senat grundsätzlich grünes Licht für die Doppelrennbahn geben und eine internationale Ausschreibung einleiten. Auch wenn noch kleinere Verfahrensfragen offen sind, so ist das Thema an sich Abendblatt-Informationen zufolge beschlossene Sache.

Ziel ist eine moderne, von Grund auf renovierte Anlage in Horn - für Galopper wie Traber. Eine entsprechende Senatsvorlage wird derzeit von der Behörde für Kultur und Sport vorbereitet und zwischen den Ämtern abgestimmt. An öffentlichen Mitteln stehen insgesamt 31,4 Millionen Euro zur Verfügung. 25,4 Millionen Euro sind fester Bestandteil des laufenden Haushalts und werden mit Wirkung dieses Jahres in vier Tranchen bereitgestellt: 6,571 Millionen Euro für 2009, 5,8 Millionen für 2010, 6,58 Millionen für 2011 und 6,46 Millionen für 2012. Weitere sechs Millionen Euro kommen von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Sie sind in der "Drucksache A-7-Deckel" festgehalten. In den kommenden Jahren soll die Autobahn 7 nördlich der Elbröhren auf 3,5 Kilometern mit einem "Dach" versehen werden - mit Platz für 600 Schrebergärten und Freizeitflächen. Investition: 430 Millionen Euro.

Dieses Vorhaben macht den Weg für die Kombi-Rennbahn endgültig frei. Bisher hatten sich Altonas Bezirkspolitiker gegen Pläne ausgesprochen, das Gelände der Trabrennbahn am Volkspark zu verkaufen und den Erlös für den neuen Horner Hippodrom zu verwenden. Durch den A-7-Deckel ist diese Haltung aufgeweicht: Hinter den Kulissen besteht weitgehend Einigkeit, dass die gut 15 Hektar große Bahn in Bahrenfeld nicht nur an der Luruper Chaussee mehrstöckig bebaut werden soll. So wie im Altonaer Koalitionsvertrag zwischen CDU und Grünen abgemacht. "Uns ist klar, dass mehr abgegeben werden muss", heißt es intern.

Einnahmen aus dem Grundstücksverkauf, je nach Nutzung zwischen 30 und 80 Millionen Euro, sollen dann in den Deckel investiert werden, ein Teil auch in die Doppelrennbahn. Das so gesparte Geld kann die Stadt darüber hinaus für Horn zur Verfügung stellen. Alles eine Frage der Rechnung . . .

"Dass die Trabrennbahn nicht läuft, kann ja jeder sehen", sagt Sven Hielscher, stellvertretender CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Altona. "Ich bin dafür, mit dem Verkaufserlös der Trabrennbahn den Deckel mitzufinanzieren und so die Wohnqualität im Stadtteil zu verbessern." Große Opposition im Bezirk wird nicht erwartet. Diese Entwicklung ist ein Grund mehr für eine salomonische Senatsentscheidung im Mai. Zwar will sich vor dem offiziellen Rathaus-Beschluss von Behördenseite niemand zur Sache äußern, doch ist klar, dass es eine internationale Ausschreibung geben wird. Die Laufzeit wird wohl bis Mitte 2010 terminiert. Somit könnte direkt im Anschluss an das Deutsche Galoppderby am 4. Juli 2010 mit den Bauarbeiten begonnen werden, spätestens 2011.

Gesucht werden ein Investor sowie ein Betreiber. Im Rathaus wird fest mit einer Bewerbung des Milliardärs und Pferdezüchters Günter Herz gerechnet, der seine Vorstellungen bereits präsentierte. Die Ausschreibung, so die Garantie, soll fair, unabhängig und transparent sein.

"Bei den städtischen Investitionen geht es nicht nur um eine neue Perspektive für den Pferdesport, sondern entscheidend auch um Stadtentwicklung und ein modernes Zentrum für Horn", heißt es im Rathaus. Eine Kombibahn sei einmalig in Deutschland und würde der Sportstadt Hamburg Aufwind verleihen.

Grundlage ist eine abgeschlossene Machbarkeitsstudie des Projektentwicklers Ernst & Young. Auf dieser Basis beschloss eine Lenkungsgruppe der Staatsräte den Standort Horn. Eine neue Anlage in Wilhelmsburg wäre zu teuer geworden.

Wie die neue Doppelrennbahn konkret aussehen soll, ist offen. Und abhängig vom zusätzlichen Kapital eines Investors. Ein Herz-Modell soll gut 40 Millionen Euro kosten; es gibt aber auch Pläne mit einem Volumen bis 80 Millionen Euro.

Bei den Sportvereinen stößt die aktuelle Entwicklung auf Freude. "Endlich geht es voran, das begrüßen wir außerordentlich", sagt Galopper-Präsident Eugen-Andreas Wahler. Durch eine winterfeste Tribüne könne der Hamburger Renn-Club jedes Jahr Hunderttausende sparen, die bisher für Zelte und Aufbauten ausgegeben werden müssen. Stehe die Doppelrennbahn erst einmal, sei auch an ein zusätzliches Turfmeeting zu denken - zum Beispiel im Herbst.

"Von der neuen Kombibahn profitieren Sport und Stadt", ergänzt Traber-Marketingchefin Kathrin Platz. Hamburg könne künftig stärker von seiner Tradition als Pferdehauptstadt profitieren.