Behörde bereitet Doppelrennbahn in Horn vor. Entscheidung im Frühjahr.

Hamburg. Die "Freude am Fahren" ist vielen Aktiven und Anhängern des Hamburger Trabrennsports schon lange vergangen. Weil der mit diesem Slogan werbende Autobauer BMW seinen Vertrag als Sponsor des Deutschen Derbys in Horn nicht verlängern will, drohen nun auch die einst hoch verschuldeten Galopper wieder in die Krise zu rutschen. Eine Million Euro inklusive Sachleistungen pumpten die Münchner zuletzt in die Traditionsveranstaltung.

Gerüchte um einen Ausstieg von BMW gab es bereits im Juli, seit vier Wochen wissen die Verantwortlichen des Hamburger Renn-Clubs um Eugen-Andreas Wahler und Albert Darboven, dass sie einen neuen Geldgeber suchen müssen. "Es wird schwierig, einen gleichwertigen Sponsor zu finden", sagt Darboven. "Das Engagement von BMW war schon eine Hausnummer." Sorgen um die Zukunft des Derbys müsse man sich jedoch nicht machen, meint der Kaffeeunternehmer. Laut Darboven gibt es "zwei bis drei" ernsthafte internationale Interessenten. Kontakt besteht weiter zu Scheich Mohamed bin Faleh al-Thani. Das pferdesportbegeisterte Mitglied der Herrscherfamilie Katars, Vizepräsident des dortigen Racing & Equestrian Clubs, hatte während des Derbys 2008 einen Einstieg als "sehr gut vorstellbar" bezeichnet.

Die Suche nach einem Hauptsponsor ist nicht das einzige Problem des Renn-Clubs. Seit Jahren wird in Hamburg eine Doppelrennbahn für Galopper und Traber geplant. Die will jetzt Hamburgs Sportstaatsrat Manfred Jäger auf den Weg bringen. Er bereitet in der Behörde gerade eine entsprechende Senatsdrucksache als Entscheidungsgrundlage vor. Jäger befürwortet das Projekt und hält es "für machbar", sagte er dem Abendblatt. Geschätzte Kosten: rund 50 Millionen Euro. Das Geld, schlägt ein bisher unveröffentlichtes Gutachten von Ernst & Young vor, soll mit dem Verkauf der Trabrennbahn in Bahrenfeld aufgebracht werden. Dagegen sträubt sich die Bezirksversammlung Altona, die auf dem Gelände weitgehend eine Sportnutzung erhalten will. Gespräche stehen aus. Im nächsten Frühjahr, so Jäger, wird sich der Senat mit dem Thema befassen.

Hoffnungen in die Doppelrennbahn setzen Hamburgs Traber. Innerhalb von zehn Jahren sind die deutschen Toto-Wettumsätze, aus denen sich der Sport finanziert, um weit mehr als 100 Millionen Euro zurückgegangen. Rennvereine gingen in die Insolvenz, Investoren sprangen ab. Renntag für Renntag schreiben die neun verbliebenen größeren Rennbahnen rote Zahlen. Züchter, Trainer und Fahrer stehen vor dem Aus.

Elisabeth Kiausch, seit August Präsidentin des Hamburger Trab-Zentrums, freut sich schon über kleine Fortschritte - wie die Austragung eines mit 51 000 Euro dotierten Dreijährigen-Rennens am Sonntag oder die anstehende Verlängerung des Pachtvertrages für die Rennbahn an der Luruper Chaussee. "Wir müssen unser Geld aber weiter stramm zusammenhalten", sagt Kiausch mit Blick auf schwache Wettumsätze und den Renovierungsbedarf der Bahn.

Positive Ausnahme des kriselnden Hamburger Pferdesports bleibt das Spring- und Dressurderby in Klein Flottbek, das laut Boss Volker Wulff schwarze Zahlen schreibt. "Es ist zwar keine Veranstaltung, mit der man reich werden kann", sagt Wulff. "Aber sie ist gesund." Angst um seinen Autosponsor braucht der 51-Jährige nicht zu haben. Der Vertrag mit Mercedes-Benz gilt auch 2009.