Hamburg wurde als Medienhochburg ausgesucht. Facebook will den Vertrieb deutlich ausbauen. Bundesweit 7,5 Millionen Nutzer.

Hamburg. Das führende Internetnetzwerk Facebook hat jetzt seine Deutschland-Zentrale in Hamburg eröffnet. "In Deutschland wächst das Interesse europaweit am schnellsten. Von Januar 2009 bis heute ist die Zahl der Nutzer von zwei Millionen auf 7,5 Millionen gestiegen", sagte Facebook-Vorstand Sheryl Sandberg gestern in Hamburg. Auf den Internetseiten des US-Unternehmens mit Sitz in Kalifornien tauschen Menschen, die sich zuvor kostenlos registriert haben, persönliche Erfahrungen aus und unterhalten sich mit Freunden und Bekannten. In Europa gab es bisher Büros in London, Dublin, Paris, Madrid, Stockholm und Mailand. Jetzt folgt die deutsche Niederlassung.

"Hamburg wurde als Standort gewählt, weil hier neben den Medien auch Internet- und Werbefirmen sowie Agenturen vertreten sind", sagte der neue Facebook-Deutschland-Chef F. Scott Woods. "Wir wollen hier Schritt für Schritt wachsen." Das Vertriebsbüro am Rödingsmarkt ist bereits angemietet und wird derzeit noch ausgestattet. Zunächst sollen dort vier bis fünf Mitarbeiter tätig sein.

Von Hamburg aus werden die Berater zum einen Werbung bei Facebook verkaufen. Zum anderen stehen sie aber auch bereit, Firmen zu informieren, die in Kontakt mit Facebook-Nutzern kommen wollen. Dabei können Kunden Fans von Marken oder Medien werden, deren extra gestaltete Seiten auf dem sozialen Netzwerk zu sehen sind. Bisher arbeitet Facebook bundesweit etwa mit den Marken BMW, Axe, Coca-Cola und Nike zusammen. "Auch in Hamburg gibt es Firmen, die Interesse haben, so über Facebook zu werben", sagte Woods.

Immerhin 6,5 Stunden im Monat informieren sich die weltweiten Nutzer inzwischen monatlich auf den Internetseiten des von Mark Zuckerberg 2004 gegründeten Unternehmens. "Damit ist Facebook die Nummer eins vor Yahoo mit 2,5 Stunden", sagte Sandberg, die als Managerin von US-Medien 2009 zu einer der 50 mächtigsten Frauen weltweit gekürt wurde. Die Hälfte aller Beteiligten klicke jeden Tag die Seiten an. Dies gelte auch für Deutschland, wo 300 000 der Kunden ihr Profil, in dem sie sich und ihr Leben vorstellen, täglich aktualisieren und dabei über ihre Aktivitäten berichten.

In den USA nutzen bereits mehr als 80 der 100 größten Werbetreibenden das Angebot für ihre Kampagnen. Bei ihrem Besuch in Europa spricht Sandberg nun auch mit weiteren potenziellen Kunden.

Insgesamt dürfte Facebook 2009 einen Umsatz von mehr als 500 Millionen Dollar erzielt haben, hatte Aufsichtsrat Marc Andreessen zuletzt mitgeteilt. Sandberg nannte gestern keine Zahlen. "Facebook ist aber seit sieben Quartalen profitabel", versicherte sie. Pläne für einen Börsengang des Unternehmens, das derzeit 1200 Mitarbeiter hat, gebe es aber derzeit nicht.

Weltweit sind heute mehr als 400 Millionen Menschen über Facebook mit ihren Freunden verbunden. Seit März 2008 ist es auch möglich, dabei in deutscher Sprache miteinander zu kommunizieren.

Auch politisch spielt das Netzwerk inzwischen eine Rolle. So lässt sich über die Seite Peace (Frieden) on Facebook feststellen, wie viele Menschen aus Staaten mit politischen Konflikten innerhalb der vergangenen 24 Stunden Kontakt miteinander aufgenommen haben.

"Der Austausch zwischen den einzelnen Menschen ist so stark, dass es sich auch für Regierungen lohnt, in Kommunikation zu investieren", sagte Sandberg. "Wenn man jemanden kennt, wird man nicht mehr auf ihn schießen."