Auf der Edmund-Siemers-Allee (Rotherbaum) haben eisige Temperaturen Löcher in die Straße gerissen. Eine Fahrbahn musste gesperrt werden.

Hamburg. In der Nacht und am Morgen haben Eis und Schnee erneut den Verkehr in Hamburg und Norddeutschland erheblich behindert. Bei zahlreichen Glatteisunfällen in Niedersachsen und Bremen sind mehrere Menschen verletzt worden. Hier ein Überblick über die wichtigsten Meldungen:

Wetterchaos: Keine Busse in und um Osnabrück

Der Linienbusverkehr in und um Osnabrück ist eingestellt worden. „Die extreme Glätte lässt keine Alternative zu“, teilte eine Sprecherin der Stadtwerke Osnabrück mit. „Die Sicherheit unserer Fahrgäste geht hier vor.“ Auch die Schulbusse der Verkehrsgemeinschaft Osnabrück bleiben in ihren Depots. Am Donnerstag fällt in der Stadt und der Region der Unterricht aus. Wie lange der Verkehr eingestellt werden soll, war zunächst nicht klar.

Mehrere Verletzte bei Glatteisunfällen

Auf der Autobahn 1 bei Neuenkirchen-Vörden (Kreis Vechta) zog sich ein 22-Jähriger nach Polizeiangaben mehrere Knochenbrüche zu. Auf spiegelglatter Straße war er mit seinem Auto zunächst in die Leitplanke gerutscht und dann gegen einen Lastwagen geschleudert. In Bremen war ein Autofahrer zu schnell unterwegs und krachte gegen einen Baum. Er wurde leicht verletzt. Ein weiterer Mann, der mit seinem Wagen in die Unfallstelle rutschte, blieb unverletzt.

Feuerwehr im Dauereinsatz

Die Hamburger Feuerwehr erlebt derzeit arbeitsreiche Einsatztage. Grund ist das Wetter. 880 Einsätze fuhren die Retter allein am Mittwoch. Im Schnitt sind es etwa 630. Der Frost hat am Morgen für viele Einsätze von Polizei und Feuerwehr auf Hamburgs Straßen geführt. Allein von sechs bis zehn Uhr musste die Feuerwehr 56 Mal ausrücken, meist um gestürzten Passanten zu helfen, sagte ein Sprecher. Die Zahl der Unglücke ist noch einmal gestiegen. Zuvor waren innerhalb von 24 Stunden 72 Einsätze registriert worden. „Die Leute sollen langsam und vorsichtig gehen oder sich Spikes unter den Schuhen anbringen“, riet der Feuerwehrsprecher. „Und besonders wichtig: Immer die Hände aus den Taschen nehmen.“

Auf der Edmund-Siemers-Allee im Stadtteil Rotherbaum hatten die eisigen Temperaturen Löcher in die Straße gerissen. „Eine Fahrbahn musste gesperrt werden, der Verkehr staute sich bis um die Alster zurück“, sagte ein Polizeisprecher. Laut ADAC ist ein Wechsel von Tau und Schnee für Straßen besonders schlimm. Bei Tauwetter fließe Wasser in die Ritzen. Wenn es wieder friere, dehne sich das Wasser aus und die Straßenoberfläche platze auf.

Schneemassen auf Dächern sorgen für Schulausfall

In Kiel fällt am Donnerstag wegen der Schneemassen auf den Dächern der Unterricht an den beruflichen und allgemeinbildenden Schulen aus. Die Gebäude dürften zwar nicht betreten werden, teilte die Polizei mit. Einsturzgefahr bestehe aber nicht. Witterungsbedingt bleiben auch in weiteren Regionen in Schleswig-Holstein die Schulen geschlossen.

Baby nach Unfall gestorben

Nach dem schweren Verkehrsunfall am Montag auf der Bundesstraße 446 nahe Ebergötzen im Landkreis Göttingen hat sich die Zahl der Todesopfer inzwischen auf drei erhöht. Das Baby einer bei dem Unfall verletzten Frau, das nach der Kollision per Kaiserschnitt auf die Welt geholt werden musste, sei an den Unfallfolgen gestorben, sagte eine Polizeisprecherin. Bei dem Unfall, in den drei Autos verwickelt waren, waren zwei 29 und 47 Jahre alte Männer gestorben. Vier Menschen waren verletzt worden.

Alpincenter Hamburg-Wittenburg wegen Schneelast gesperrt

Ausgerechnet Schnee sorgt derzeit für die vorübergehende Schließung des Alpincenters Hamburg-Wittenburg. Grund ist die hohe Last auf dem Dach, sagte ein Sprecher des Betreibers – der Van der Valk-Hotelgruppe (Linstow) am Donnerstag in Wittenburg. Das Personal sei bereits seit Mittwoch dabei, das Dach zu räumen, ein Statiker prüfe täglich die Sicherheit. Die riesige Skihalle mit einer 330 Meter langen Haupt- und mehreren Spezialabfahrten, auch für Snowboarder, war Ende 2006 eröffnet und im Oktober 2008 von Van der Valk übernommen worden. Sie hatte 75 Millionen Euro gekostet, wovon 17 Millionen Euro staatliche Subventionen waren.

Notzeit für Wild im Harz ausgerufen

Das Wild im Harz muss ab sofort gefüttert werden. Der Kreisjägermeister habe die sogenannte Notzeit ausgerufen. Wegen des anhaltenden Winterwetters und der jüngsten Schneefälle könnten viele Tiere nicht mehr ausreichend Nahrung finden. Der Schnee liege teilweise einen Meter hoch und sei verharscht. In Revieren von einer Höhenlage ab 400 Metern müssen die Inhaber jetzt für eine ausreichende Fütterung der Tiere sorgen. Zudem ist die Jagd generell verboten. Der Landkreis appellierte an Wintersportler und Wanderer, die Loipen und Wege nicht zu verlassen, um das geschwächte Wild nicht aufzuschrecken.

Wasserrohrbruch auf wichtiger Schweriner Kreuzung

Ein Wasserrohrbruch hat in der Nacht zum Donnerstag eine wichtige Kreuzung in der Innenstadt von Schwerin unpassierbar gemacht. Betroffen davon war der Bürgermeister-Bade-Platz, wie die Polizei mitteilte. Die Autofahrer wurden gebeten, den Bereich weiträumig zu umfahren. Wie lange die Beseitigung der Störung dauern wird, war am frühen Morgen noch nicht absehbar.

Die Tarifauseinandersetzungen im Öffentlichen Dienst werden auch in Hamburg zu ersten Warnstreiks führen. Für kommenden Montag, 8. Februar, ruft die Gewerkschaft Ver.di die Beschäftigten in städtischen Betrieben wie Stadtreinigung, Kindertagesstätten, Alten- und Pflegeheimen, Bücherhallen, Friedhöfen, bei der Hafenverwaltung HPA sowie bei Bundesbehörden wie Zoll und Wasser- und Schifffahrtsamt zu einem halbtägigen Ausstand auf. Zu einer Kundgebung gegenüber der Speicherstadt werden 800 bis 1000 Gewerkschaftler erwartet.

Bahnverkehr in Mecklenburg-Vorpommern wieder normal

Die zuletzt noch gesperrten Strecken Güstrow-Neubrandenburg und Malchow-Parchim werden wieder befahren. Nur auf einem elf Kilometer langen Abschnitt zwischen Velgast und Barth (Nordvorpommern) dauert die Räumung noch an. Dies soll jedoch durch Ersatzbusse kompensiert werden, heiß es von der Bahntochter UBB.

Nasser Schnee, Eis und Schneeverwehungen hatte seit Dienstag trotz schwerer Räumtechnik für große Probleme im Schienenverkehr gesorgt, teilweise konnten auch Busse nicht fahren. Die Deutsche Bahn hat zwei tonnenschwere Schneepflüge und zwei robuste Schneefräsen im Einsatz. Der Abschnitt westlich von Neubrandenburg, der vor allem zwischen Teterow, Malchin und Kleeth Probleme machte, war in diesem Winter bereits zum vierten Mal gesperrt. Betroffen waren auch Züge der Ostseelandverkehr GmbH (OLA).

Lage auf Hiddensee stabilisiert

Nach der Bundeswehrhilfe hat sich die Lage auf der im Eis eingeschlossenen Insel Hiddensee stabilisiert. „Dem Eisberg ist durch den Hubschraubereinsatz die Spitze genommen“, sagte Bürgermeister Manfred Gau (Wählergemeinschaft). Zudem stehe seit Mittwoch ein Privathubschrauber für kleinere Versorgungsflüge bereit. Die Stimmung auf der Insel sei gefasst. „Wir leben in der Natur, mit der Natur und von der Natur“, sagte Gau. Auf einer Insel müsse man bei extremen Witterungsverhältnissen wie diesen mit Einschränkungen rechnen.

Nach Einschätzung des Wetterdienstes Meteomedia wird Hiddensee bis Ende Februar weiter im Eis eingeschlossen bleiben. Es sei kein Tauwetter absehbar, welches die Eismassen wegschmelzen könne, sagte Meteorologe Stefan Kreibohm. Das Eis zwischen Hiddensee und Rügen sei rund 30 Zentimeter stark.

Schiffe können Norderelbe wieder befahren

Die Hafenbehörde Hamburg Port Authority (HPA) gab den Bereich Billwerder Bucht bis zur Bunthäuser Spitze wieder frei. Er war wegen Eisgangs seit dem 29. Januar nicht befahrbar. Durch das mildere Klima ist das Eis weicher geworden so dass Binnen- und Hafenschiffe wieder besser im Hafen verkehren konnen. Allerdings wird weiter zur Vorsicht gemahnt. Zwischen Köhlbrandhöft und der Billwerder Bucht komme es tidebedingt zu Eisstau.

Warnstreik - trotz Eis und Schnee

Bei der Stadtreinigung werde an zwei von fünf Dienststellen (Bullerdeich und Schnackenburgallee) gestreikt - und zwar auch dann, wenn das Winterwetter anhalte, sagte Hamburgs Ver.di-Chef Wolfgang Rose. "Nur extreme Witterungsbedingungen werden von uns berücksichtigt." Das gelte etwa für Blitzeis oder große Schneeverwehungen. Obwohl vereiste Fuß- und Radwege und schwer befahrbare Straßen seit Tagen für Diskussionen sorgen und sogar Bürgermeister Ole von Beust (CDU) öffentlich Unmut darüber geäußert hatte, betonte Rose gestern: "Heute herrschen keine extremen Witterungsbedingungen. Ole von Beust kann schon mal Pudelmütze und Schippe bereitlegen, denn im Falle eines Streiks wird er auch das Schneeschieben auf dem Rathausmarkt alleine besorgen müssen. Oder er kann den Kindern in der Kita ein Märchen vorlesen."

Die deftigen Worte des Ver.di-Chefs haben eine Vorgeschichte. Denn im Zuge seines Sparpakets als Reaktion auf die Wirtschaftskrise habe der CDU/GAL-Senat die Zuwendungen an die Stadtreinigung von 24 auf 23 Millionen und beim Winterdienst von 6,5 auf 5,5 Millionen Euro gekürzt, er erwarte aber weiterhin die gleichen Leistungen. Das funktioniere nun mal nicht, sagte Rose: "Ole von Beust kritisiert sein eigenen Sparmaßnahmen."

Rainer Hahn, Personalratsvorsitzender der Stadtreinigung, ergänzte, dass es vielen Mitarbeitern nur in zweiter Linie um mehr Lohn gehe, sondern vor allem um bessere Altersteilzeitregelungen. Hahn: "Die Kollegen sind bereits im Normalbetrieb stark belastet. Jetzt kommt noch die extreme Sonderbelastung durch Schnee und Eis hinzu." Das sei einem 63-Jährigen kurz vor der Pensionierung nicht zuzumuten. Ähnlich sieht es Ulrich Wöckner, Betriebsratsvorsitzender der Vereinigung Hamburger Kitas: Wenn Erzieherinnen mit Mitte 60 auf dem Boden herumkrabbeln, Kinder wickeln und tragen müssten, und dafür real weniger Lohn erhielten, sei das "absoluter Wahnsinn. Wir sind an der untersten Kante der personellen Ausstattung". Die bundesweite Tarifauseinandersetzung betrifft in Hamburg etwa 30 000 Beschäftigte. Ver.di fordert mehr Geld, besonders bei den unteren Lohngruppen, und eine Entlastung älterer Arbeitnehmer durch Altersteilzeit. Das käme auch Auszubildenden zugute, die dann bessere Übernahmechancen hätten. Insgesamt habe die Forderung ein Gesamtvolumen von fünf Prozent. Die Arbeitgeber haben in zwei Verhandlungsrunden bislang kein Angebot vorgelegt. "Eine Provokation", findet Wolfgang Rose. Die dritte Runde findet am 10./11. Februar statt.

Am Montag soll es außer in Hamburg auch in Schleswig-Holstein Streiks geben. Welche Bereiche betroffen sind, teilte die Gewerkschaft noch nicht mit. Die Wettersituation werde aber beachtet.