Die Firma von Ewald Suck ist die älteste Harley-Davidson-Vertretung in Deutschland, womöglich auch in Europa. Heute wird Jubiläum gefeiert.

Hamburg. Auf dem Bürotisch liegen Umschläge mit den Tischkarten für die große Feier im Elysée-Hotel und die Ehrenurkunde von der Handwerkskammer hat er bereits vorab bekommen: Etwas verlegen lächelt Ewald Suck: "Na ja, ist eben ein schön langes Stück, das es uns jetzt gibt", sagt er. Wohl wahr: Seine Firma ist die älteste Harley-Davidson-Vertretung in Deutschland, womöglich auch in Europa. Heute feiert sie 100-jähriges Bestehen. Mit einem Festakt im Rathaus und der großen Feier im Elysée, zu der auch Harley-Manager aus den USA erwartet werden.

Die Ehrung gilt aber nicht nur der langen Firmentradition: Die Motorrad-Kultmarke Harley-Davidson ist für Suck auch ein Stück Lebensinhalt und nicht nur Beruf gewesen. Noch immer fährt der 82-Jährige mit seiner Frau Waltraud (72) selbst ein Harley-Gespann. Und kennengelernt haben sie sich vor 50 Jahren bei einem Harley-Treffen auf dem Nürburgring, ihr Sohn Thomas arbeitet in dem Geschäft an der Amsinckstraße mit. Eine Harley-Familie aus Hamburg, deren Leidenschaft für die Zweiräder mit dem sonoren Sound mit dem Vater von Ewald Suck begonnen hat.

Der bei Bergedorf geborene Georg Suck hatte zunächst Schlosser gelernt. "Die haben sogar Nockenwellen mit der Hand gefeilt, dem konnte keiner von uns Jüngeren etwas vormachen", sagt Ewald Suck, und man hört noch immer den stolzen Respekt des jungen Ewald heraus. Georg Suck hatte kurz nach der Jahrhundertwende Hamburger Kaufleute kennengelernt, die sich Harley-Motorräder in den USA gekauft hatten. "Das waren damals schon besondere Maschinen", sagt Suck. Der Schlosser reparierte und wartete die US-Kräder und macht sich damit am 1. Februar 1910 schließlich an der Marktstraße im Hamburger Karolinenviertel selbstständig.1924 wurde er offizieller Harley-Davidson-Importeur.

Doch die Nazizeit bereitete dieser Zusammenarbeit ein Ende, Deutschland verbot die Einfuhr der US-Marke. Die Sucks verkauften daher NSU-Motorräder, reparierten aber "ihre" Harleys weiter und konnten über Umwege Ersatzteile bekommen. Im Krieg wurde ihr Geschäft, das inzwischen an die Lübecker Straße verlegt worden war, völlig ausgebombt. "Alles war dahin, der Alte wollte auch nichts mehr aus dem Schutt rausholen", sagt Suck.

Nach dem Krieg begann ein kleiner Neuanfang. In den Trümmern der Stadt hatten Kunden von Suck noch ihre Harleys stehen, manche bekamen Vater und Sohn wieder flott. Sie tauschen Zigaretten gegen Benzin und ein wenig Diesel, mit dem die festsitzenden Kolben wieder gängig gemacht werden konnte. Doch Harleys verkaufen - das durften sie noch nicht, weil die USA keine Maschinen an den einstigen Kriegsgegner lieferten. Suck: "Harley selbst wollte, doch die Regierung nicht." Erst 1956 wurde das Unternehmen wieder offizieller Harley-Händler.

1961 starb Georg Suck mit 72 Jahren, und Ewald Suck übernahm das Geschäft, das vor wenigen Jahren erst von der Altländer Straße an die Amsinckstraße gezogen ist. Hier hat er das ganze Programm der Kultmotorräder stehen. In der Werkstatt röhrt der typische Sound, der durch die unregelmäßige Zündfolge der V-Motoren entsteht. Chrom blitzt in den Verkaufsräumen, und die schweren Maschinen lassen das Gefühl aufkommen, als würde da draußen nicht die Amsinckstraße, sondern die Route 66 verlaufen. Doch diese legendäre Straße in den USA wird das Ehepaar Suck wohl nie befahren. "Nee, keine Lust - wir haben Flugangst", sagt Ewald Suck. Da brettern sie dann doch lieber mit dem Harley-Gespann bis nach Italien. Auch mit 82 Jahren noch.