Seit Jahresbeginn müssen sich die Gäste in Hamburgs Gastronomie entscheiden: essen oder rauchen - nur eines von beidem geht.

Hamburg. Seit Jahresbeginn müssen sich die Gäste in Hamburgs Gastronomie entscheiden: essen oder rauchen - nur eines von beidem geht. Viel war seitdem von ihnen zu hören: von uneinsichtigen Rauchern, die sich in Anwesenheit speisender Gäste ihren Glimmstängel anzündeten, aus jahrelanger Gewohnheit dem Verbot zum Trotz. Von Wirten, die die "Bevormundung durch den Staat" nicht hinnehmen wollten. Erst Donnerstag legten die EU-Gesundheitsminister nach, fordern in einer Empfehlung an die Mitgliedstaaten drastischere Strafen (wir berichteten).

Zeit also für eine Stichprobe: Wird das "Passivraucherschutzgesetz" eingehalten? Der Eindruck: Der Rauch scheint sich verzogen zu haben. Jedenfalls dort, wo es das Gesetz vorsieht. In den internationalen Restaurants der Schanze ist nur der Duft von Meeresfrüchten, Pizza und Döner zu riechen. Von Zigarettenqualm kaum eine Spur. In der Taverna Romana ist die Atmosphäre bei Gästen und Kellnern lebhaft, auch ohne Zigaretten. Das gleiche Bild im La Sepia: Angeregte Gespräche zwischen gegrilltem Thunfisch und gebratenen Doraden. Zwei Gäste stehen draußen vor der Tür, es ist kalt und windig. "Natürlich ist es unbequem, jedes al vor die Tür zu gehen", sagen sie. Beim Essen zu rauchen sei für sie aber ohnehin ein Tabu.

Der Eindruck, dass die große Mehrheit der Restaurants und Bars sich an das Rauchverbot halten, deckt sich mit den Berichten aus Hamburgs Bezirken: Einen Monat nach dem Inkrafttreten des verschärften Rauchverbots gibt es in Hamburg bislang kaum nennenswerte Verstöße. Im Bezirk Mitte, der mit seinen rund 2200 Kneipen und Restaurants am stärksten von dem neuen Gesetz betroffen ist, werden täglich zwei bis drei Beschwerden eingereicht. Erst neun davon stellten sich bislang als tatsächliche Verstöße heraus. Acht dieser Gastronomen kamen mit einer Abmahnung davon, gegen einen "Wiederholungstäter" wurde ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

Neues Personal hat es für die Kontrollen nicht gegeben, Mitarbeiter der Verbraucherschutzämter und Lebensmittelkontrolleure übernehmen diese Aufgaben zusätzlich.

Geradezu ein Paradies für Nichtraucher scheinen die Bezirke Harburg und Bergedorf zu sein: In Harburg gab es einen einzigen Verstoß, in Bergedorf gar keinen.

Auch die Nichtrauchervereinigung "pro rauchfrei" zieht ein positives Zwischenfazit. "Wir begrüßen die gute Umsetzung des Gesetzes", sagt Birgit Reichel.

Bei der Dehoga fällt die Bilanz nach dem ersten weitgehend rauchfreien Monat allerdings anders aus. Gregor Maihöfer, Hauptgeschäftsführer des Verbandes, sieht sich in seinen Vorbehalten und Befürchtungen bestätigt: "Wir hören von vielen Betrieben, dass die Umsätze um dreißig bis siebzig Prozent gesunken sind." Die gegenläufige Bewegung, Umsatzzuwächse durch mehr Gäste, die gerade wegen des Verbots kämen, sei nicht auszumachen.

Die Lösung der reinen Raucherkneipen hält Maihöfer für nicht befriedigend: "Die Gäste wollen eben auch etwas essen", sagt er. Besonders ärgerlich seien vor allem die nutzlos gewordenen Raucherräume, die zuvor extra in die Restaurants eingebaut wurden. "Die Wirte haben dafür bis zu 80 000 Euro ausgegeben", sagt Gregor Maihöfer. Diese Investitionen seien nun vollkommen nutzlos und umso ärgerlicher. Den neuen EU-Vor-stoß nennt er "puren Populismus."