Drei Abende füllt Mario Barth die Color-Line-Arena. Und im Dezember 2010 kommt er wieder, um sich für schwache Pointen feiern zu lassen.

Hamburg. Die 70 000 Fans, die der gebürtige Berliner Mario Barth (37) im Juli 2008 in das Berliner Olympiastadion lockte, waren zwar Komiker-Weltrekord, aber nur ein Heimspiel. Unfassbar hingegen ist der Blick in den Kalender von Barths aktueller "Männer sind peinlich, Frauen manchmal auch!"-Tournee, unfassbarer als die Millionenhöhe seiner TV-Quoten und seiner verkauften Tonträger. Sämtliche Großstädte der Republik wurden und werden abgeklappert, meistens gleich an drei Abenden hintereinander. Und immer sind die Multifunktions-Arenen ausverkauft, so auch am Donnerstag, Freitag und am heutigen Sonnabend die Hamburger Color-Line-Arena. Das schaffte zuletzt nur Tina Turner am Jahresbeginn.

Insgesamt 36 000 Fans, darunter angesichts der verstopften Parkplätze viele aus dem nahen und fernen Umland, werden sich zuerst um die 32 Euro teuren Tickets - was für ein Reibach! - und anschließend um das blau gepolsterte Gestühl gebalgt haben. "Freie Platzwahl" war der erste nicht wirklich witzige Gag bei der ersten Vorstellung am Donnerstag. Ein Boxring-Intro vom Band - und der Vorhang öffnete sich für eine Brandenburger-Tor-Quadriga, vor der Mario Barth zwei Stunden lang seine immer gleichen Geschichten als dem Beziehungsalltag zwischen Mann und Frau, zwischen Mario und seiner Freundin, entfaltete. "Det is keen Witz, det is so geil, ick sag euch, det is wirklich passiert." Und dann geht es los. Urlaub im offenen Vollzug - sprich Ferienklub - auf Mallorca. Marios Gepäck: ein Flaschenöffner. Seine Freundin: tonnenweise Klamotten, weil frau ja nicht weiß, wie auf Malle im August das Wetter wird. Infernalisches Gejohle, "So isses" und weitere zustimmende Rufe, übrigens sowohl von den Männern als auch von den Frauen.

Vielleicht ist das ja das Erfolgsgeheimnis: Die Peinlichkeiten einer Beziehung stellvertretend für die Zuschauer zu gestehen, so wie einst der Messias die Sünden der Menschheit auf sich nahm. Trotzdem bleibt die Frage, warum sich an diesem Abend 12 000 Fans wie Duracell-Häschen auf die Schenkel klopfen, wenn sie zum millionsten Mal die vermeintlichen Tatsachen hören, dass Frauen Probleme beim Einführen des Diesel-Stutzens in den Benziner-Tank, beim Einweisen in die Parklücke oder beim Auffinden von Akkuschraubern und Rolltreppen in der Handtasche haben. Und dass Männer beim Futtern von 15 McRibs heftigen Darmdrang bekommen.

Gut 20 Minuten braucht Barth, um bei den jeweiligen Themen-komplexen zur laut gebrüllten Schlusspointe zu kommen. Höhepunkt vor der Zugabe: Barth entschuldigt sich, bei Klitschkos Kampf im Madison Square Garden, neben Bruce Willis sitzend, für seine aufdringliche Freundin: "Sorry, sie ist besoffen". Willis schaut die Lady an und sagt: "Vielleicht solltest du dich lieber besaufen." Ganz schwach. Aber die Fans werden im Dezember 2010 wieder in die Color-Line-Arena kommen, im Sommer 2011 sogar in die Stadien Berlins, Frankfurts und Gelsenkirchens. Was ist das für ein Land, in dem die Menschen bei Pur weinen und bei Mario Barth lachen, obwohl es umgekehrt sein sollte?