Droht das Projekt zu scheitern? In dem Streit um das zweitgrößte Hamburger Wohnungsbauprojekt gibt es neue Vorwürfe.

Hamburg. Die Leiterin des zuständigen Bezirksamts Wandsbek, Cornelia Schroeder-Piller (CDU), soll bereits einen Monat früher, nämlich Anfang Oktober über die Kostenexplosion des Bebauungsplans "Jenfeld 73" auf dem Geländer der Lettow-Vorbeck-Kaserne Bescheid gewusst haben. Jan Balcke, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD und Stadtentwicklungspolitiker, kritisiert die Arbeitsweise der Bezirksamtsleiterin: "Es zeigt sich: Entweder sie kümmert sich nicht, oder ihr fehlen die fachlichen Kompetenzen. Sie hätte den Planungsausschuss direkt informieren müssen." Stattdessen habe Frau Schroeder-Piller Informationen zurückgehalten.

Auf dem Gelände sollen Mehrfamilienhäuser für 2000 Menschen entstehen. Doch das Projekt droht zu scheitern, wie aus einem im November 2009 veröffentlichten Gutachten des beauftragten Ingenieurbüros hervorgeht. Demnach sind die Erschließungskosten um mindestens 22,2 Millionen auf 34,4 bis 41 Millionen Euro gestiegen. Die Erschließungskosten für eine Wohnung liegen damit bei 55.000 Euro. Zum Vergleich: In der Großsiedlung Allermöhe betragen die Kosten 17.000 Euro.

Die gestiegenen Erschließungskosten beruhen laut Bezirk auf der geplanten einseitigen Bebauung, den Kosten für ein aufwendiges Entwässerungsprojekt und der geringen Bebauungsdichte. Letztere könnte in einem neuen Plan erhöht werden, falls der Bezirk beschließt, einen neuen Architektenwettbewerb auszuschreiben. Das würde allerdings gegen das bisherige Konzept des Wohnungsbauprojekts sprechen, nach dem die neue Siedlung mit größeren Grundstücken die gehobene Mittelschicht anlocken und so das Image Jenfelds verbessern soll.

Falls ein neuer Bebauungsplan entstehen sollte, würde die Zuständigkeit für das Projekt weiter beim Bezirksamt Wandsbek liegen. "Dadurch verzögert sich die Bebauung, die eigentlich schon 2008 beginnen sollte, noch mehr", fürchtet Balcke. Alternativ könnte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) das Projekt an sich und ihre Behörde holen. Eine Entscheidung darüber wird aber vermutlich erst nächstes Jahr fallen.