Auch wenn die offizielle Einschätzung der Messegesellschaft ein wenig positiver ausfällt als die Beobachtung mancher Aussteller.

Hamburg. Die traditionelle Hamburger Messe Hanseboot kann offensichtlich auch in der Krise noch viele Wassersport-Freunde locken: "Wir sind eigentlich zufrieden, mit 50 000 Besuchern bis zum Mittwoch sind wir etwa auf Vorjahres-Niveau", sagte gestern Messechef Bernd Aufderheide. Jetzt hoffe man auf ein starkes Wochenende. Tatsächlich gilt das letzte Hanseboot-Wochenende vor allem für Schnäppchenjäger als die beste Messe-Zeit - je nach Geldbeutel. Denn Rabatte gibt es sowohl bei manch edler Yacht, vor allem aber bei Ausrüstung und Bekleidung. "Da will keiner mit zu viel Zeug wieder nach Hause fahren", sagt etwa Detlef Mohr, Chef der Hobbie-Cat-Vertretung in Reinfeld. Auch er zeigte sich "relativ" zufrieden: "Die Erwartungen waren schlimmer", so Mohr.

Peter Knief, Werftchef in Harburg, ist auf der Messe mit einer klassischen Elb-H-Jolle vertreten. "Es waren weniger Besucher - aber ich habe trotzdem ein Boot verkaufen können", sagt er. Trotz immer größerer Bedeutung des Internets könne man eben nicht auf solche Messen verzichten. Knief: "Die Leute wollen einfach etwas anfassen, Qualität fühlen, bevor sie kaufen." Relativ entspannt war gestern auch einer der ganz Großen in der Yachtbau-Branche: Andrés Cárdenas, Spanier und Vorstandschef der Bavaria Yachtbau GmbH, traf in Hamburg seine amerikanischen Geldgeber, die das Unternehmen gerade aus einem finanziellen Engpass geholt hatten und nun beteiligt sind. Die Werft für mittlere und große Kunststoff-Yachten muss zwar noch immer in Kurzarbeit zurechtkommen. "Die großen Sorgenfalten sind aber schon etwas entspannter", so Cárdenas. Während der Hanseboot habe Bavaria Schiffe gut verkaufen können und man sähe ein Ende der Talsohle. Cárdenas: "Unsere Beratungsstände hier sind gut besucht, es kommt langsam wieder frischer Wind auf."

Tatsächlich war auch gestern ein reges Interesse bei den Besuchern zu sehen. Obwohl beim genauen Blick Lücken bei dieser 50. Hanseboot zu entdecken waren: Wo im vergangenen Jahr noch ein Messestand war, ist nun vielleicht eine Fotoausstellung zu sehen. 700 statt 900 Aussteller sind dieses Jahr dabei und die Messe ist in ihrem Jubiläumsjahr um zwei Hallen geschrumpft. Doch Krisenstimmung macht sich daher nicht breit. So schlenderte beispielsweise das Buchholzer Ehepaar Catrin (42) und Jan (49) Weilert wie in den Jahren zuvor über die Messe und sah sich neue Yachten an. An der Ostsee hat die Familie zwar schon seit vielen Jahren ein Segelboot liegen, "doch etwa Neues angucken, über einen Neukauf grübeln und träumen - das gehört einfach dazu", sagt der Außendienstler.

Die Hanseboot ist noch bis Sonntag, 1. November, geöffnet: Heute von 10 bis 19 Uhr, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 13 Euro, Kinder bis 15 Jahre zahlen nichts. Frei ist auch der Eintritt zu den beiden Messehäfen in der HafenCity und im City Sporthafen.