Die 50. Ausstellung in Hamburg zeigt Neuigkeiten und Klassiker. Das teuerste Schiff auf der Hanseboot kostet 4,3 Millionen Euro.

Hamburg. Ob 88 Jahre alte J-Jolle, 21,35 Meter lange Segelyacht oder zwölf Quadratmeter großer Lenkdrache (Kite) - auf der 50. Hanseboot zeigen 700 Aussteller die Neuigkeiten aus der Welt des Wassersports und blicken gleichzeitig zurück auf fast fünf Jahrzehnte Messegeschichte. Ruth Weisse und ihr Vater Frank blicken zurück und nach vorne. "Wir kommen jedes Jahr zusammen, das hat Tradition. Dann gucken wir Schiffe und träumen", sagt die 25-Jährige aus Winterhude. So ein Fall zum Träumen ist das größte und teuerste Schiff der Bootsausstellung. Die Segelyacht "Nordia Performance 70" (21,35 Meter) kostest rund 4,3 Millionen Euro.

Überhaupt treffen sich auf der Hanseboot Moderne und Klassik. Neben neuester Segeltechnik konnten die 25.000 Besucher des Eröffnungswochenendes auch traditionelle Holzboote entdecken. Und können es weiter: In Halle B4 zeigt der "Freundeskreis Klassische Yachten" (FKY) vier original J-Jollen aus edlem Holz. "Früher waren hier alle Boote aus Holz, heute sind es noch rund ein Prozent", sagt Claus-Ehlert Meyer, Geschäftsführer des Deutschen Boots- und Schiffbauer-Verbands. "Die Kunden werden immer älter und wollen immer weniger auf das verzichten, was sie zu Hause haben", sagt Meyer. Diesen Trend bestätigt auch Josef Martin, der seit 1974 Segelyachten baut. Der 59-Jährige, der den Betrieb seines Vaters übernommen hat, verbindet beides. Er baut Segelyachten mit Luxussausstattung - aus Holz. "Wir Holzschiffbauer sind eine Nische", sagt Martin. Seine Kunden erfüllen sich einen Lebenstraum, auch wenn die Unikate, die Martin baut, das Dreifache eines Serienbootes kosten.

Für die Kosten der vielen Boote interessieren sich Maty (4), Jule (7) und Hannah (8), die an Martins Stand vorbeilaufen, nicht. Spannend ist die Ausstattung, die es bei den Besichtigungen zu entdecken gibt. "Ich habe gerade ein Schiff mit ganz vielen Schränken von innen gesehen", sagt Hannah. Ihre Schwester Jule hat auch die Toilette an Bord entdeckt. "Die ist so klein und niedlich", sagt die Siebenjährige aufgeregt. "Und luxuriös auch", ergänzt Vater Robin Nolte, der mit seinen drei Kindern aus Malente in Schleswig-Holstein angereist ist. Der 39 Jahre alte Schiffsliebhaber hat die Hanseboot schon mit seinem Vater besucht. Seit 30 Jahren kommt er immer wieder.

Auch extra angereist - aber zum ersten Mal - ist Familie Richter. Aus Ribnitz-Damgarten in Mecklenburg-Vorpommern kommen die Liebhaber des modernen Wassersports. Sohn Max zieht es in Halle B5. Denn dort dreht sich alles um Wakeboards, Wind- und Kitesurfbretter. Seine Leidenschaft. "Seit zwei Jahren bin ich Wakeboarder, jetzt reizt mich das Kitesurfen", sagt der Zwölfjährige. Seine Schwester Julia probiert währenddessen einen Lenkdrachen (Kite) aus. Auf der Ausstellungsfläche der Wassersportstation "Tatort Hawaii" hängen über aufgeschüttetem Sand Kites an der Decke. "Ich bleibe lieber bei meinem Hobby. Reiten ist, glaube ich, nicht so gefährlich", sagt die Neunjährige. Bruder Max schüttelt verständnislos den Kopf. Sich sicher fühlen ist seiner Schwester offensichtlich wichtiger als der Nervenkitzel beim Fliegen über den Wellen.

Sicherheit ist auch den Besuchern in der Nachbarhalle wichtig. In Halle 6 hat Jan-Ulrich Bernhardt seinen Stand. Der 61-Jährige verkauft Secumar-Rettungswesten mit modernster Technik. Die Rettungswesten, die sich im Notfall sekundenschnell mit CO2 aufpusten, werden in Holm bei Hamburg produziert. Schon seit Beginn der Messe präsentiert sich das Unternehmen auf der Hanseboot. Geschäftsführer Bernhardt ist schon zum 46. Mal dabei: "Ich habe als Schüler im Alter von fünfzehn Jahren angefangen und Messedienst für meinen Vater gemacht." Heute hilft ihm sein Enkel. Die Geschichte wiederholt sich ...

50. Hanseboot ein Rückblick

Die erste Hanseboot-Messe feierte am 12. Januar 1961 unter dem Namen "Bundes-Fachausstellung - Das Sport- und Gebrauchsboot" nahe dem Park Planten un Blomen Premiere. Damals besuchten rund 25.000 Wassersportinteressierte die Messe mit 75 Ausstellern und 65 Booten. Mittlerweile sind es mehr als 100.000 Besucher pro Jahr. Aus einer Ausstellungshalle sind neun geworden. 1971 fand die Ausstellung gleich zweimal statt. Die größte Yacht kostete 420.000 Mark. Das Hamburger Abendblatt schwelgte in seiner Ausgabe vom 20. Oktober 1973: "Neun Tage Superschau des Wassersports". Heute kostet die größte Yacht 4,3 Millionen Euro.

Die Hanseboot ist bis zum 1. November täglich geöffnet - Montag-Freitag 10 bis 19 Uhr und Sonnabend, Sonntag 10-18 Uhr.