Kritiker befürchten Verschlechterungen für den Autoverkehr. ADAC fordert rasche Vernetzung aller Ampelanlagen.

Mehr als 1700 Ampeln stehen an Hamburgs Straßen. Davon knapp 550 an Fußgängerüberwegen und mehr als 1150 an Kreuzungen. Sie alle sollen nach den Vorstellungen des Senats in den kommenden Monaten daraufhin überprüft werden, ob sie fußgänger- oder radfahrergerecht geschaltet sind.

Während die Stadtentwicklungsbehörde (BSU) für ihr neues Verkehrskonzept wirbt, mit dem der "Umweltverband" (Radfahrer, Fußgänger und öffentlicher Nahverkehr) gestärkt werden soll, übt der ADAC Kritik an den Plänen. "Zunächst sollte doch in die alten starren Steuerungsanlagen investiert und die sogenannten adaptiven Ampelsysteme ausgebaut werden, die je nach Aufkommen individuell auf die Verkehrslage reagieren können", sagt Matthias Schmitting, Sprecher des Automobilklubs. Bislang sind nur 640 Ampeln an dieses System angeschlossen, bei dem mehrere Ampeln vernetzt und über Zentralcomputer gesteuert werden. "Hamburg ist eine Metropole mit jeder Menge Schwerlastverkehr. Da macht ein geförderter Fußgängerverkehr nicht überall Sinn", sagte Schmitting. Vorstellen könne er sich längere Grünphasen in der Innenstadt, etwa im Bereich des Hauptbahnhofs. "Aber ab dem Ring eins in Richtung Norden besteht dafür kein Bedarf", so Schmitting. Allerdings würde sich der ADAC nicht weigern, in der Planungsgruppe an dem Konzept des Senats mitzuarbeiten.

BSU-Sprecherin Helma Krstanoski betont: "Wir wollen und werden die Stadt nicht lahmlegen. Das Ziel des fließenden Verkehrs und eine Verringerung des CO{-⊃2;}-Ausstoßes bleibt." Trotzdem bleibe an vielen Stellen Luft für eine bessere Einstellung der Ampeln für die Radfahrer und Fußgänger. Zwar ist die die Umstellung der Ampeln zunächst ein rein technischer Vorgang. Tatsächlich steckt dahinter aber eine komplette Umkehr in der Verkehrspolitik der Hansestadt. War das Verkehrskonzept der CDU-Alleinregierung unter dem damaligen Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko (CDU) allein auf den Autoverkehr ausgerichtet - zum Beispiel mit intelligenter Ampelschaltung und Vorfahrt für Kraftfahrzeuge sowie zusätzlichen Fahr- und Abbiegestreifen, setzte die GAL von Anfang an auf die Verbesserung der Situation für Radfahrer und Fußgänger. Schon im Koalitionsvertrag ist die Umsetzung der neuen Verkehrsstrategie mit Ausrichtung auf den Radverkehr und die Fußgänger festgehalten. Allerdings, ohne die Autofahrer zu diskriminieren. Auch dies betont Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) und spricht von "intelligenten Lösungen".

Neben allgemeinen Plänen sind die ersten konkreten Vorstellungen zur Umsetzung eines besseren Rad- und Fußgängerverkehrs schon weit gediehen: So sollen etwa die Ampelschaltungen an den Kreuzungen der Wandsbeker Markstraße so verändert werden, dass Fußgänger bei jedem (statt jedem zweiten) Ampelumlauf Grün erhalten. Gleiches gilt für den Straßenzug Billhorner Röhrendamm/Vierländer Damm und Ausschläger Allee. Neue Radfahrsignale soll es am Eidelstedter Platz geben, die Grünzeiten an Teilen der Barmbeker Straße und der Amsinckstraße werden verlängert.

Damit alle Verkehrsteilnehmer vom neuen Konzept profitieren, will die Behörde die vom ADAC angemahnten Verkehrsmanagementsysteme ausbauen. Dadurch soll der Verkehr effizienter durch die Stadt geleitet werden. Geplant sind Video- und Infrarotdetektoren sowie neuartige Induktionsschleifen, die das Verkehrsaufkommen genauer bestimmen. Die Umprogrammierung soll im Einzelfall entschieden werden, wenn Routinekontrollen bei den Ampeln anstehen. "Das kann Jahre dauern," so Krstanoski.