Das Vertrag mit dem kommunalen Versorger hat ein Volumen von 33 Millionen Euro pro Jahr. Biogas kann nicht geliefert werden.

Kaum am Start, hat die Stadt Hamburg dem neuen städtischen Versorger Hamburg Energie den ersten Großauftrag zugeschanzt. Ab 2010 versorgt die Tochter von Hamburg Wasser drei Jahre lang einen Großteil der öffentlichen Gebäude der Hansestadt mit Gas. Das hat Hamburg jetzt im Amtsblatt der Europäischen Union bekannt gegeben. Eine europaweite Ausschreibung, wie es bei öffentlichen Aufträgen üblich ist, gab es vor der Vergabe an Hamburg Energie jedoch nicht.

Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft haben den Verzicht der Stadt auf eine Ausschreibung gestern unter der Hand als "mutig" bezeichnet. Aber öffentliche Kritik daran wollte keiner üben. Wenn Hamburg es ernst meine, die Energieversorgung wieder in die Hand zu nehmen, "dann darf sich der Senat nicht hinter europaweiten Ausschreibungen verstecken", sagte SPD-Energieexpertin Monika Schaal lediglich.

Konkret handelt es sich um die Lieferung von jährlich rund 600 Millionen Kilowattstunden Gas an 2200 Gebäude wie etwa Behörden und andere öffentliche Einrichtungen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 33 Millionen Euro im Jahr. Damit wird Hamburg Energie mit einem Großauftrag starten. 600 Millionen Kilowattstunden entspricht in etwa dem Gasverbrauch von 30 000 Einfamilienhäusern.

Bislang war E.on Hanse der Gaslieferant der Stadt. Doch der Vertrag mit dem Versorger wurde gekündigt. "Eine Ausschreibung ist bei Inhouse-Geschäften nicht notwendig", sagte Enno Isermann, Sprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, dem Abendblatt. Konkret meint er damit, dass die Stadt den Versorger für die eigenen Immobilien frei wählen könne.

"Wir bedauern es sehr, dass es keine Ausschreibung gab und wir damit kein Angebot einreichen konnten", sagte E.on Hanse-Sprecherin Iris Franco. Auch bei Vattenfall hat man laut Sprecherin Sabine Neumann gespannt auf Unterlagen zur Auftragsvergabe gewartet - um dann zu entscheiden, ob das Unternehmen ein Angebot einreichen wird oder nicht. Vattenfall wird der nächste Energie-Vertragspartner sein, dem die Stadt kündigen wird. Umweltsenatorin Hanja Hajduk (GAL) sprach gestern vor der Bürgerschaft von "einer klaren Entscheidung" des Senats, in die Energiepolitik der Stadt einzugreifen. Sie betonte aber auch, man müsse die laufenden 442 Stromverträge mit Vattenfall wie vereinbart auslaufen lassen. Die ersten enden Ende 2010.

Hamburg Energie ist mit dem Ziel gestartet, vom kommenden Januar an seinen Kunden saubere, also regenerative Energie anzubieten. Bei dem Auftrag der Stadt wurde jedoch eine Ausnahme gemacht. Statt mit Biogas werden die Gebäude im ersten Schritt mit herkömmlichem Gas beliefert. "Es gibt noch nicht genug Biogas. Aber in zwei bis drei Jahren werden wir die Stadt damit versorgen können", so Isermann.

Bei E.on Hanse dürfte die Enttäuschung doppelt tief sitzen. Denn das Unternehmen verfügt bereits heute über die nötigen Biogasmengen und bietet ab Januar einen Bio-Tarif an.