In Wandsbek tobt weiter der Kampf um die geplante Suchtklinik. Deren Realisierung ist nach langer Diskussion vom Bezirksamt vereitelt worden.

Hamburg. Der Ablehnungsbescheid ging dem Verein Jugendhilfe in der vergangenen Woche zu. Während die soziale Einrichtung ihn nun juristisch prüfen lässt und sich um einen Alternativstandort bemüht, streiten die Parteien weiter. "Die Entscheidung ist juristisch und politisch unverantwortlich", sagt etwa Astrid Boberg von der GAL in Wandsbek. "Das Konzept ist gut, die Finanzierung durch Mittel des Konjunkturprogramms gesichert." Die Wandsbeker CDU torpediere mit ihrer kurzsichtigen Entscheidung die eigene schwarz-grüne Senatspolitik.

Der Verein Jugendhilfe will in einem ehemaligen Polizeikrankenhaus und in einem angrenzenden Neubau eine Fachklinik mit 44 Betten für abstinente Suchtkranke einrichten. Außerdem soll eine "Clean WG" mit 18 Plätzen eröffnet werden, in der Ex-Junkies auf ein selbstständiges Leben vorbereitet werden sollen. Der Widerstand kam aus den Reihen der Schulleiter und Elternvertreter von vier benachbarten Schulen. Ihren Sorgen entsprach nun die Bauprüfabteilung des CDU-geführten Bezirks.

Auch die Wandsbeker SPD bedauert die Entscheidung. "Hier wird eine Chance vertan, das soziale Wandsbek greifbar zu machen und Solidarität in unserer Gesellschaft zu leben", erklärt Regina Jäck, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Bezirksfraktion. Viele Wandsbeker stünden der Klinik aufgeschlossen gegenüber. Die Suche nach einem Alternativstandort könnte einige Wochen in Anspruch nehmen. Fraglich ist, ob die zugesagten vier Millionen Euro aus dem Konjunkturprogramm dann noch zur Verfügung stehen.

Theo Baumgärtner, Leiter des Büros für Suchtprävention der Hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen, sieht keine erhöhte Gefährdung für Kinder und Jugendliche durch Standortnähe von Suchthilfeeinrichtungen im Quartier. "Die Widerstände gründen im Wesentlichen auf Unkenntnis und daraus resultierenden Ängsten", so Baumgärtner. Dass die Aufklärung in Wandsbek nicht geleistet werde und die dortigen Bezirkspolitiker der regierenden Parteien, die Vertreter der örtlichen katholischen Kirche und die Leitungen der umliegenden Schulen sich ihrer Verantwortung entzögen, sei beschämend. "Eine Gefährdung der Kinder durch die Nähe zur Einrichtung ist empirisch nicht haltbar", sagt Baumgärtner.