Ein Kommentar von Andreas Dey

In Zeiten der Schuldenbremse wird das Verhältnis von Gewerkschaften und regierenden Sozialdemokraten auf eine harte Probe gestellt. Die einen wollen und müssen sparen, die anderen darauf achten, dass es ihre Klientel, zum Beispiel das Personal in den Behörden, nicht zu hart trifft. Ein natürlicher Konflikt. Der bisherige Ver.di-Chef Wolfgang Rose hat ihn in das Regierungssystem hineingetragen, indem er nicht nur als Gewerkschafter, sondern auch als SPD-Bürgerschaftsabgeordneter seinen Einfluss geltend machte. Einiges hat er so erreicht, aber die Kehrseite war, dass Rose von den Seinen kritisch als Teil des Systems beäugt wurde.

Wenn sein Nachfolger Wolfgang Abel sagt, er würde nie ein politisches Mandat anstreben, grenzt er sich deutlich von Rose ab. Das sorgt zunächst für eine klarere Kante, die es beiden Seiten leichter macht: Die regierende SPD kann etwas losgelöster von Gewerkschaftspositionen agieren, und der Ver.di-Chef muss keine Loyalität gegenüber der Regierung üben - es würde nicht überraschen, wenn Abel in dieser Hinsicht bald eine kräftige Duftmarke setzte.

Letztlich können aber beide Seiten kein Interesse an einer Verhärtung haben. Aus Sicht der Gewerkschaften bleibt der SPD-Senat das kleinere Übel gegenüber einer CDU, die viel stärker sparen will. Und der Bürgermeister kann es sich nicht leisten, die Gewerkschaften vollends zu verprellen. Beides wird dafür sorgen, dass man sich miteinander arrangiert.