Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority, unterzeichnet Abkommen in Südkorea. Gemeinsames Marketing und einheitliche Energiestandards geplant.

Auf der Bühne am Wasser spielt eine Musikgruppe auf. Wenig später folgen Tanzvorführungen. Für den europäischen Beobachter wirken die Darbietungen ein wenig fremd. Die insgesamt etwa 75 000 einheimischen Besucher sind begeistert, klatschen und singen mit. Sogar ein Fernsehsender überträgt die Veranstaltung. Und ein Feuerwerk gibt es gratis dazu. Busan, mit 13 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Südkoreas, hat zu ihrem Port Festival geladen. Das Fest geht mittlerweile in sein fünftes Jahr.

Die Veranstalter haben ein großes Vorbild: den Hamburger Hafengeburtstag . Zwar lassen sich das traditionsreiche Familienspektakel an der Elbe mit zuletzt 1,4 Millionen Gästen und die eher familiäre Feier in Busan nur schwer miteinander vergleichen. Aber in seiner ökonomischen Bedeutung für die globale Hafenwirtschaft hat das Fest in Busan Hamburg in diesem Jahr klar den Rang abgelaufen. Repräsentanten aus sechs der wichtigsten Hafenstädte weltweit sind zu der Feier in die moderne Metropole am Japanischen Meer gekommen, um ihre Unterschriften unter ein wichtiges Dokument zu setzen.

So wollen Busan, Shanghai, Los Angeles, Rotterdam, Osaka und Hamburg künftig ihre Zusammenarbeit auf mehreren wichtigen Gebieten vertiefen. Für Hamburg nahm der Chef der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier, an der feierlichen Zeremonie teil und sprach im Anschluss von einem "neuen, noch intensiveren Miteinander" und einer "vielversprechenden Partnerschaft". In seiner Rede während des Port Festivals stellte Meier heraus, was ihm trotz der Konkurrenzsituation der sechs Häfen besonders wichtig ist: "Gegenseitiger Respekt, Ehrlichkeit und Vertrauen." Und er wies explizit auf die Freundschaft zu Busan hin. Mit den Koreanern gibt es seit Ende 2010 ein separates Partnerschaftsabkommen.

In dem nun unterzeichneten Dokument werden vier Schwerpunkte gesetzt. Zum einen wollen die sechs Häfen ein gemeinsames Marketing auf die Beine stellen. Zudem sollen Details der jeweiligen IT-Systeme untereinander ausgetauscht werden. Des Weiteren will man die Partner besser als bisher über die eigenen Zukunftspläne informieren und weltweit einheitliche Energiestandards vereinbaren. Dies gilt insbesondere für Stromverbindungen in den Häfen von den Kais zu den Schiffen.

Meier sieht die engere Kooperation als einen "notwendigen Schritt" an. Schließlich hätten die großen Häfen in der globalisierten Welt mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Es kämen immer weniger Schiffe zu den Terminals, aber mit deutlich mehr Ladung. Und auch das Thema Energie gewinne überall massiv an Bedeutung. So sei ihm bei der Konferenz in Busan besonders positiv aufgefallen, dass sich gerade der Hafenpräsident von Shanghai, Zhuge Yujie, für einen geringeren Energieverbrauch an den Terminals rund um den Globus eingesetzt habe. Und das Wort von Zhuge Yujie hat Gewicht. Schließlich repräsentiert er mit einem jährlichen Umschlag von mehr als 31 Millionen Standardcontainern (TEU) den größten Hafen der Welt. Zum Vergleich: Hamburg liegt mit rund neun Millionen Tonnen auf dem 14. Rang.

Da weiß der Hafenchef von Busan, Ki-Tae Roh, von ganz anderen Umschlagmengen zu berichten als Jens Meier, sein Partner und Freund von der Elbe. 16,1 Millionen Container zählte Ki-Tae Roh 2011 auf seinen Terminals - das war Platz fünf aller Häfen weltweit. Und Busan hat noch viel vor. Bis zu 30 Millionen TEU soll der Hafen langfristig umschlagen können. Dafür wird an der Küste kräftig gebaggert und gebaut. Neben dem alten Hafen entsteht der New Port am anderen Ende der Stadt. 1995 wurde mit den Planungen dieses Großprojekts begonnen, 2006 war Einweihung. Bis 2019 soll der New Port endgültig fertiggestellt sein. Dafür wird der alte Hafen komplett zurückgebaut. Hier entstehen riesige Wohnkomplexe, Hotels und alles, was das Leben für die Wohlhabenden in Busan angenehmer macht. Ähnlich wie in der Hamburger HafenCity, doch gigantischer. Ohnehin ist hier in Busan alles deutlich größer als in der Partnerstadt an der Elbe.

Dass sich der Ausbau des neuen Hafens lohnt, daran kann kein Zweifel bestehen. Im vergangenen Jahr verzeichnete Busan die höchsten Wachstumsraten beim Vergleich des Containerumschlags aller internationalen Großhäfen. Ein Plus von 14 Prozent vermeldet Präsident Ki-Tae Roh. Und er macht deutlich, dass Busan noch viel vorhat. Allein in diesem Jahr soll der Umschlag auf 17,5 Millionen TEU anwachsen. Jens Meier schaut mit großer Hochachtung auf die Leistungen seines Freundes. Am Ende des Besuchs in Busan gibt es zwischen den beiden Managern eine herzliche Umarmung. Und die Einladung zu einem Gegenbesuch in der Hansestadt. "Wir freuen uns auf dich", sagt Meier und winkt zum Abschied.