Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch besucht die Grenze zum Norden des Landes und die Expo. Hamburg pflegt enge Beziehungen.

Der Soldat steht mit dem Rücken zur den Besuchern. Er trägt einen blauen Helm mit weißem Streifen und ein kurzärmliges hellblaues Hemd. Seine Hände liegen eng an den Hosennähten. Er bewegt sich nicht. Manche in der Hamburger Delegation von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) vermuten eine Nachbildung. "Der ist doch aus Wachs", sagt einer. Doch dann zuckt einer seiner Finger. Alles ist echt hier in Panmunjeom, an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea.

Der Soldat steht mit vier Kameraden auf der Südseite. Nur etwa 200 Meter entfernt blickt ein Uniformierter aus Nordkorea starr geradeaus. Auge in Auge stehen sich hier zwei Systeme gegenüber - das demokratische Süd- und das diktatorische Nordkorea. Die Szenerie wirkt unheimlich, fast wie in einem schlechten Film. "Bedrückend, aber auch skurril", sagt Senator Horch als er zum Parkplatz geht, wo ein Militärbus auf die Reisegruppe aus Deutschland wartet. Zu den Managern und Wissenschaftlern haben sich am Morgen Mitglieder der Hamburger Bürgerschaft gesellt, die ebenfalls in Asien unterwegs sind. Auch sie fahren mit einem seltsamen Gefühl durch die sogenannte entmilitarisierte Zone.

Wohl alle im Bus fühlen sich an die deutsche Teilung, den ehemaligen Todesstreifen erinnert. Der Kalte Krieg ist in Korea nicht zuende. Die Grenze ist seit fast 60 Jahren bittere Realität. Sie hat unzählige Familien auseinandergerissen. Ein Krieg mit mehreren Millionen Toten ging ihrem Bau voraus.

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Während die Nordkoreaner in der Diktatur darben, regiert im Süden der Wohlstand. Das wird auf dem Weg in die etwa 40 Kilometer von Panmunjeom gelegene Hauptstadt Seoul deutlich. Auto um Auto reiht sich aneinander, die Fahrt in die Metropole mit zwölf Millionen Einwohnern wird zur Geduldsprobe. Dann fällt der Blick auf etliche Wolkenkratzer. Südkorea hat sich in den vergangenen Jahrzehnten von einem Agrar- zu einem prosperierenden Industrieland entwickelt, mit weltbekannten Unternehmen wie Samsung, LG oder Hyundai. Die Wirtschaft wuchs seit dem Jahr 2000 mit durchschnittlich vier Prozent pro Jahr deutlich stärker als die der USA oder der EU. Auch Hamburg pflegt beste Beziehungen zu dem Tigerstaat in Asien. Mehr als 550 Unternehmen aus der Hansestadt unterhalten Kontakte nach Korea. Der Hamburger Hafen ist ein wichtiger Umschlagplatz für Waren aus dem asiatischen Land. Seit Jahren gibt es zudem eine enge Partnerschaft zwischen Hamburg und der Hafenstadt Busan. Südkorea begreift sich wie die Hansestadt als internationales Handelszentrum.

Die diesjährige Weltausstellung Expo findet in Yeosu statt, eine Flugstunde entfernt von Seoul. Im deutschen Pavillon bestimmt am nächsten Morgen der Norden der Bundesrepublik das Bild, auf großen Leinwänden sind Videos über die Küste in Schleswig-Holstein und Kreuzfahrer im Hamburger Hafen zu sehen. Auch die Welt unter Wasser wird in einem aufwendig hergestellten Animationsfilm gezeigt. Das Motto der Expo lautet "Der lebende Ozean und die Küste". Die Hamburg Messe ist für die Organisation und Durchführung des Programms im deutschen Pavillon verantwortlich. "Unsere Wirtschaft zu Hause wird von dieser Expo profitieren", davon ist Messechef Bernd Aufderheide überzeugt, der ebenfalls mit nach Asien geflogen ist. Nach der Besichtigung des Pavillons sind sich alle in der Delegation einig: "Spannend und informativ." Und nicht so skurril und belastend wie die Grenze am Vortag.