6000 Wohnungen jedes Jahr - Hamburgs ehrgeizige Zusage

Versprochen ist versprochen. Diese Volksweisheit gilt besonders, wenn Politiker sich - was selten genug ist - zu konkreten Zahlen hinreißen lassen. Kanzler Gerhard Schröder hat das seinerzeit erleben müssen, als er im Wahlkampf 1998 versprach, bis zum Jahr 2002 die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland auf unter 3,5 Millionen zu senken. Als ihm das nicht gelang, war die Häme groß. Hamburgs SPD-Bürgermeister Olaf Scholz ist von derartiger Häme noch weit entfernt. Aber mit seinem Versprechen, jährlich 6000 Wohnungen bauen zu lassen, hat er sich einiges aufgebürdet.

Dieser Befund mag überraschen, denn der Senat hat gestern beschlossen, den sozialen Wohnungsbau in diesem Jahr mit 100 Millionen Euro zu fördern. 2000 Wohnungen können dadurch errichtet werden. Wohnungen, bei denen die Monatsmiete pro Quadratmeter lediglich 5,90 Euro oder acht Euro kostet. Im Vergleich zum vergangenen Jahr mit 1074 Sozialwohnungen ist das nahezu eine Verdoppelung. Und blickt man auf 2010 zurück, als nur 506 Sozialwohnungen gebaut wurden, wirkt die aktuelle Steigerung fast atemberaubend.

Also alles gut für Olaf Scholz und sein Versprechen? Mitnichten. 3729 Wohnungen insgesamt wurden 2011 in Hamburg gebaut - mehr als ein Drittel weniger als versprochen. Bausenatorin Jutta Blankau wollte gestern ihre Hand nicht dafür ins Feuer legen, ob in diesem Jahr die Zielzahl erreicht wird. Experten wissen, dass die langfristig denkende Wohnungswirtschaft Investitionen weniger an politischen Vorgaben und mehr an wirtschaftlichen Fakten ausrichtet.

Vor allem zeigt sich, dass die Bezirke - ein wichtiger Partner im Bündnis für Wohnen - nicht so ohne Weiteres Taten folgen lassen können. Bezirkspolitiker müssen einkalkulieren, dass - wie zuletzt in Altona - Bürgerinitiativen ihre Pläne durchkreuzen. Wenn die neuen Wohnhäuser im eigenen "Hinterhof" errichtet werden sollen, hört die Freundschaft rasch auf. Dann gilt eine andere Volksweisheit, nach der Eigennutz vorgeht.

Frau Blankau hat recht, wenn sie sagt, der Senat müsse beharrlich für seine Projekte werben. Das braucht Zeit. Die aber hat Olaf Scholz nicht.