G8-Gipfel: Die USA haben ein anderes Schulden-Verständnis

Diesmal war es sinnvoll, dass aus dem G8-Gipfel der wichtigsten Industrienationen der Welt nichts Greifbares herauskam. Eine blasse Abschlusserklärung, in der das Sparen und Wachstumsprogramme gleichberechtigt nebeneinander betont werden, dazu etwas Diplomatensprech zu Griechenland, Syrien, Iran und die Gewissheit, dass alle Staats- und Regierungschefs Gewinner sind. Ein offener Streit über den richtigen Weg aus der Finanz- und Schuldenkrise hätte die angespannte Situation nur verschlimmert, die Märkte weiter beunruhigt. Den Griechen präsentierten die Weltenlenker den erhobenen Zeigefinger. Aber die Lektion von Camp David fiel milde aus. Die G8 wollten die Griechen nicht noch tiefer verunsichern. Die müssen in vier Wochen erneut abstimmen, wer ihr Land auf Eurokurs halten soll. Da hätten falsche Signale der G8 die Wähler zu den Radikalen treiben können.

Die Bundeskanzlerin kann sich als Siegerin fühlen, weil Angela Merkel dem amerikanischen Präsidenten und dem Gipfel-Neuling aus Frankreich offenkundig klarmachte, dass Konjunkturimpulse auf beiden Seiten des Atlantiks zwei Paar Schuhe sind. Barack Obama glaubt an die Lehre, dass das Geldausgeben trotz Krise schon den Haushalt sanieren helfen wird. Kein Wunder, denn alle Amerikaner haben den New Deal von Präsident Franklin D. Roosevelt vor Augen, der sein Land so aus der Depression holte.

Die derzeitige Eurokrise ist aber anders gelagert. Die öffentliche Verschuldung hat massiv zur Krise beigetragen. Gleichzeitig haben Subventions- und Konjunkturprogramme der EU dazu geführt, dass in Portugal moderne Straßen im Nichts enden und die Binnenkonjunktur brachliegt - nur ein Beispiel fehlgeleiteter Impulse.

Barack Obama ist im Wahlkampf. Europa braucht keine Ratschläge aus den Vereinigten Staaten, die sich selbst gigantisch verschuldet haben. Ohne Zweifel werden die Europäer künftig mehr Kompetenzen an Brüssel abgeben. Schon der Fiskalpakt lässt die EU in nationale Haushalte hineinregieren. Wer also wohlmeinende Wachstumsprogramme auflegt, darf den zweiten Teil der Verabredung nicht vergessen: sparen.