Laut Umfrage klagen besonders viele Hamburger Firmen über eine sinkende Nachfrage. Es herrscht Unzufriedenheit mit den Banken.

Hamburg. Die Auswirkungen der Staatsschuldenkrise in Europa trüben nun auch die Perspektiven kleinerer und mittelgroßer Firmen in Hamburg deutlich messbar ein: In einer repräsentativen Umfrage von TNS Infratest im Auftrag der Commerzbank gaben 77 Prozent der Unternehmen an, dass die Planungssicherheit abnimmt, 64 Prozent befürchten eine Abschwächung der Konjunktur.

"Die Krise ist endgültig im Mittelstand angekommen", sagt Uwe Borges, verantwortlich für das Firmenkundengeschäft der Commerzbank in Hamburg und Schleswig-Holstein. "Vor allem die Planungsunsicherheit wird zur Investitionsbremse."

+++ Deutschlands Mittelständler scheuen Investitionen +++

Zudem hätten 41 Prozent der befragten Hamburger Betriebe angegeben, dass die Nachfrage der Kunden zurückgeht - im Bundesdurchschnitt stellten dies nur 34 Prozent der Unternehmen fest. "Hier wirkt sich aus, dass Hamburger Mittelständler vergleichsweise viele Kunden im Ausland und damit auch in den von der Krise besonders betroffenen europäischen Ländern haben", erklärt Borges.

+++ Commerzbank muss 52 Millionen Euro Boni zahlen +++

Über einen erschwerten Zugang zu Krediten dagegen klagen nur 30 Prozent der Firmen in der Hansestadt, bundesweit sind es 33 Prozent. Allerdings sind die Unternehmen in Hamburg im Schnitt auch nicht so stark auf Bankdarlehen angewiesen wie das übrige Bundesgebiet - aus mehreren Gründen: Nur 58 Prozent der Firmen in der Stadt nehmen derzeit Investitionen vor, verglichen mit 69 Prozent in Gesamtdeutschland. Der wesentliche Grund dafür ist der weit überdurchschnittlich hohe Anteil von Dienstleistern und Großhändlern im Norden.

Außerdem nennen nur 25 Prozent der befragten Geschäftsführer von inhabergeführten Unternehmen aus Hamburg mittel- und langfristige Bankkredite als "wichtige Finanzierungsform", während diese Kredite deutschlandweit für immerhin 41 Prozent der Betriebe wichtig sind. Stattdessen verlassen sich 61 Prozent der Hamburger Firmen eher auf die Innenfinanzierung aus Gewinnen oder Rücklagen.

"Mittelständler sind in den vergangenen Jahren wesentlich profitabler geworden, und das gilt vor allem auch für die Hamburger Unternehmen, die im Bundesvergleich gut dastehen", sagt Borges. Darüber hinaus gebe es hier eine "sehr hanseatische Zurückhaltung gegenüber Schulden".

Auffällig ist eine weitere Hamburger Besonderheit: Nur sieben Prozent der Firmen in der Stadt sehen öffentliche Darlehen, Bürgschaften oder Zuschüsse als wichtige Finanzierungsform an, während diese im Bundesschnitt für 16 Prozent der Befragten bedeutend sind. "Das könnte die Erklärung dafür sein, dass wir in Hamburg bisher keine öffentliche Förderbank haben", so Borges - der Senat arbeitet derzeit am Aufbau eines solchen Instituts. Für eine Förderbank spräche nach Einschätzung des Commerzbank-Managers, dass sie wegen der staatlichen Trägerschaft bessere Refinanzierungsbedingungen am Kapitalmarkt hätte.Diese Konditionen könne sie an Geschäftsbanken wie die Commerzbank weitergeben, die den Firmen dann entsprechend günstigere Förderkrediteofferieren könnten.

Eine Sonderstellung hat Hamburg noch in anderer Hinsicht: 29 Prozent der Firmen aus der Stadt stimmten der Aussage "Unsere Bankpartner sind weniger verlässlich" im Zusammenhang mit der Schuldenkrise zu, im Bundesschnitt bejahten dies nur 17 Prozent. Hierbei könnten nicht zuletzt die Turbulenzen bei der HSH Nordbank , die im Firmenkundengeschäft im Norden traditionell einen hohen Marktanteil hat, eine Rolle spielen, vermutet Borges.

Doch auch insgesamt stellen die Unternehmen den Kreditinstituten kein durchweg gutes Zeugnis aus: Zu den Fehlern, die zu einer Überschuldung führen können, gehört nach Auffassung von nicht weniger als 62 Prozent der befragten Firmen die schlechte Beratung durch Banken.