Deutsche geben mehr Geld für Weine aus. Hamburger Händler will zehn neue Läden von Jacques' Wein-Depot eröffnen und Onlinegeschäft erweitern.

Hamburg. Die Auslieferung eines Mouton Rothschild aus dem Jahr 2009 ist eine heikle Angelegenheit. Lediglich zwei Paletten gleichzeitig lässt Chateaux Classic, eine Tochtergesellschaft des Hamburger Weinhändler Hawesko, derzeit in einem Lkw transportieren. Die Sicherheitsvorkehrungen an den Lagerhäusern wurden verstärkt und zusätzliche Wachleute angeheuert. "Immerhin geht es hier um Millionenwerte", sagt der Vorstandsvorsitzende der Hawesko Holding, Alexander Margaritoff. Für eine Flasche des hochwertigen Bordeaux-Weins zahlen Sammler weit mehr als 1000 Euro.

Es sind edle Tropfen wie diese, aber auch der generelle Trend zu höherwertigen Weinen, die Margaritoff in diesem Jahr Zuwachsraten im zweistelligen Prozentbereich bei Umsatz und Ertrag erwarten lassen. "Die Ansprüche der Weintrinker steigen, und sie sind bereit, für ein edles Gewächs auch mehr Geld auszugeben", so Margaritoff. Wobei das Gros der Hawesko-Kunden allerdings eher zu guten Weinen ab fünf Euro aufwärts greift, als gleich ein kleines Vermögen für die absoluten Spitzentropfen auszugeben.

+++ Hawesko wächst nach Übernahme +++

Schon in den ersten drei Monaten dieses Jahres legten die Erlöse der Hawesko Holding um elf Prozent auf 103 Millionen Euro zu. Dies war vor allem durch die Übernahme des Berliner Rivalen Wein & Vinos zu erklären, der den Umsatz in der Sparte Versandhandel um satte 42 Prozent in die Höhe schnellen ließ. Daneben wuchs auch das Einzelhandelssegment des Konzerns (Jacques' Wein-Depot) um 7,2 Prozent.

Etwa zehn neue Weinläden will Hawesko in diesem und im kommenden Jahr eröffnen. Zudem möchte Margaritoff die Marktführerschaft im Versandhandel weiter ausbauen. Dazu soll vor allem das schwunghafte Internetgeschäft beitragen. Nach einer speziellen App für das iPhone wird es auch noch einen zusätzlichen, auf jüngere Kunden ab 25 Jahren ausgerichteten Internetauftritt des Unternehmens geben. Auch die Kooperation mit großen Onlinehändlern wie Amazon, Ebay oder Groupon wird erweitert.

Große Hoffnungen setzt Margaritoff auf das Geschäft im Ausland. So sei die Tochtergesellschaft The Wine Company bereits nach eineinhalb Jahren zum zweitgrößten Weinanbieter in Schweden aufgestiegen. Profitabel arbeitet das Unternehmen noch nicht, soll aber 2013 die Gewinnschwelle erreichen. Als interessante, europäische Märkte bezeichnete Margaritoff auch die Schweiz und Österreich. Darüber hinaus halte er einen Einstieg von Hawesko in den stark wachsenden chinesischen und den US-amerikanischen Markt für denkbar. "Ich kann mir vorstellen, dass wir in fünf Jahren in China aktiv sein werden, allerdings haben wir es dort mit einer ganz anderen Mentalität und auch logistischen Herausforderungen zu tun."

Die Expansion des Konzerns führt auch zu neuen Jobs. Insgesamt soll die Zahl der Beschäftigten in diesem Jahr um 50 auf etwa 800 Mitarbeiter steigen, nachdem die Belegschaft schon im vergangenen Jahr in etwa der gleichen Größenordnung zugelegt hatte.

Im vergangenen Jahr fuhr Hawesko das bislang beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte ein. Der Umsatz stieg um 8,9 Prozent auf 411 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (Ebit) legte um 3,8 Prozent auf 26,7 Millionen Euro zu. Acht neue Geschäfte von Jacques' Wein-Depot und eine Erneuerung des Markenbilds sorgten für 97 000 zusätzliche Kunden im stationären Handel. Im Versand konnte Hawesko mit rund 130 000 sogar noch mehr neue Kunden hinzugewinnen.