Hamburger Chemiehändler macht Rekordumsatz und investiert 300 Millionen Euro. Geschlossene Brücke über die Nordkanalstraße geplant.

Hamburg. Es ist eine Premiere für ihn. Das erste Mal, seit er für die Helm AG tätig ist, darf Hans-Christian Sievers die Bilanz des weltweit größten, unabhängigen Chemikalienhändlers vorlegen. Aufgeregt wirkt er dabei nicht, sondern höchst professionell. Kein Wunder. Sievers ist seit seiner Jugend bei dem Hamburger Unternehmen, hat hier gelernt und sich hochgearbeitet. Seit Anfang des Jahres ist er nun Vorstandschef, hat den Eigentümer Dieter Schnabel beerbt, der künftig den Aufsichtsrat leiten wird.

Die Nachrichten, die Sievers zu verkünden hat, sind glänzend. Er vermeldet für 2011 mit 9,5 Milliarden Euro (plus 19 Prozent) den höchsten Umsatz in der 111-jährigen Geschichte der Helm AG. Und auch der Jahresüberschuss war mit 77,5 Millionen Euro (plus 40 Prozent) der zweitbeste Wert aller Zeiten. Zudem hat Sievers viel vor, ein Investitionsprogramm in Höhe von 300 Millionen Euro wird aufgelegt. "Wir wollen auch in Zukunft gut aufgestellt sein", sagt der 47 Jahre alte Manager.

+++ Drei Generationen +++

+++ Vom Lehrling zum Vorstandschef bei der Helm AG +++

+++ Die Helm AG +++

An Geld für den Ausbau des Unternehmens fehlt es nicht. Über 461 Millionen Euro an Eigenmitteln verfügt die Helm AG. Im Jahr 2007 waren es erst 240 Millionen Euro gewesen. Sievers nennt drei zentrale Punkte für die Investitionsoffensive bis 2014. Das Gros des Geldes soll in den Ausbau des aktuellen Chemie- und Düngemittelgeschäfts gesteckt werden. Dabei haben die Hamburger primär ihre Produktion in Trinidad und Tobago im Visier.

Hinzu kommen Investitionen in die Entwicklung im Pharmabereich. Und auch der Standort Hamburg wird profitieren: Rund 20 Millionen Euro steckt die Helm AG in die Renovierung und den Umbau der Zentrale in der City Süd. Besonderer Clou des Projekts: Das Unternehmen lässt in 13 Meter Höhe eine geschlossene Brücke über die Nordkanalstraße bauen. Sie wird den Beschäftigten als Verbindung zwischen den beiden Bürogebäuden der Firmenzentrale dienen. Mit dem Bezirk ist man sich einig, derzeit läuft die Ausschreibung für das Vorhaben. Die vor Jahren kurz aufgeflammte Diskussion über einen möglichen Umzug der Helm AG innerhalb Hamburgs ist damit erledigt.

641 Beschäftigte hat der Chemikalienhändler mittlerweile in Hamburg. Vor zehn Jahren waren es erst 441. "Und wir planen, die Zahl der Stellen weiter langsam zu erhöhen", sagt Sievers. Weltweit beschäftigt die Helm AG 1379 Frauen und Männer. Auch hier zeigt die Tendenz leicht nach oben.

Über Nachwuchsmangel klagt Sievers im Vergleich zu vielen seiner Managerkollegen in anderen Unternehmen nicht: "Wir haben jedes Halbjahr rund 1000 Bewerbungen auf unsere Ausbildungsplätze." Sicherlich seien die jungen Menschen von heute wegen der fortschreitenden Technik nicht mehr so gut im Kopfrechnen wie frühere Generationen. "Die sind eben mitTaschenrechner und Computer aufgewachsen. Aber selbst mein Vater kann besser im Kopf rechnen als ich", sagt Sievers mit einem Schmunzeln. Mehr Sorgen bereitet ihm der fehlende Ausbildungswille der Konkurrenz. So käme es immer wieder zu Abwerbungsversuchen beim eigenen Nachwuchs. Die Helm AG selbst bietet permanent 65 Lehrstellen in sieben Berufen an.

Und dass man bei dem Hamburger Unternehmen Karriere machen kann, zeigt die Tatsache, dass allein im vergangenen Jahr 17 Beschäftigte aus dem eigenen Nachwuchs in Führungspositionen aufgestiegen sind. Ein im Betrieb besonders bekannter Mitarbeiter konnte ebenfalls auf der Karriereleiter weiter nach oben klettern: Stephan Schnabel, 37, der Sohn des Eigentümers, rückte in den Vorstand auf, verantwortet dort seit dem Jahreswechsel das Geschäft mit Industriechemikalien und Pflanzenschutzmitteln. Sievers spricht in höchsten Tönen von seinem Vorstandskollegen: "Er ist ein bescheidener Mensch, der eine hervorragende Arbeit macht." Wann Schnabel junior selbst auf dem Chefsessel Platz nehmen wird, ist derweil offen. Eile besteht nicht und einen Familienbonus soll es nicht geben. Darauf hatte schon Schnabel senior stets hingewiesen.