Eine Glosse von Sven Kummereincke

Schlittschuhlaufen kann bekanntlich lebensgefährlich sein. Für Menschen, etwa wenn sie es dieser Tage auf der Alster versuchen, vor allem aber für Fische. Das ist die schockierende Neuigkeit, mit der die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) uns gestern aufschreckte. Damit meinte die Behörde übrigens nicht Schlittschuh laufende Fische, die an der frischen Luft ersticken oder erfrieren könnten. Vielmehr seien Schlittschuh laufende Menschen eine tödliche Gefahr für am Grund des Sees ruhende Fische. Der Lärm würde diese nämlich auf- und erschrecken - klar, dass da an ein Weiterleben nicht mehr zu denken ist.

Eine einleuchtende Erklärung. Wie sollten all die toten Fische im Eichbaumsee auch sonst gestorben sein? Jedenfalls ganz bestimmt nicht wegen Bentophos, dem Mittel gegen Algenbildung, das die Behörde seit Jahren in den Tümpel kippt. Welch Glück jedenfalls, dass die Elbe nicht mehr zufriert. Kein Fisch würde ein Eislauf-Lärm-Inferno auf dem Fluss überleben! Nur gut, dass die paar Schiffe, die da fahren, extraleise sind und die Ruhezeiten der Fische respektieren.

Dank der BSU-These müssen wir Naturkatastrophen ohnehin ganz neu deuten. Beim Waldsterben etwa bekommt der saure Regen einen Freispruch. Schuld sind die Jäger - bei deren Geballer stellt nicht nur Bambi das Weiteratmen, sondern auch der Baum die Chlorophyll-Produktion ein.

Daraus ergibt sich dreierlei: Eislaufen ist ab sofort nur noch mit Flüsterkufen erlaubt; Jäger müssen auf Schallschutzflinten umrüsten - und die BSU wird in den Bundesverband professioneller Märchenerzähler aufgenommen.