US-Hersteller von Handy-Programmen will von Hamburg aus den deutschen Markt erobern. Gründer Lindberg sucht dringend 40 Mitarbeiter.

Hamburg. Wenn Meik Lindberg von seinem Unternehmen in Kalifornien erzählt, wirken seine Berichte wie Geschichten aus einer anderen Welt. Hamburg sieht sich als Internethochburg Deutschlands, mit Niederlassungen von Google und Facebook, mit Zentralen von Xing oder Qype. Kalifornien, das zweite Zuhause des gebürtigen Deutschen, ist von Google, AOL, Hewlett-Packard und anderen Größen des Internetbusiness, Firmen, die den Hype um das Netz begründet haben. Der Unterschied ist offensichtlich: In den USA sitzen die Pioniere dieses Business, in Deutschland eher die Nachahmer.

Lindberg will die Goldgräberstimmung aus den USA nun mit nach Hamburg bringen, und die größte Herausforderung ist nach seiner Erfahrung, in dem ideenbasierten Geschäft exzellente Mitarbeiter zu bekommen. Sein Unternehmen soll daher etwas anders ticken als die Internetfirmen, die in der Hansestadt bisher nur auf Fußballkicker und lässiges Outfit mit Kapuzenpullis geachtet haben, um gute Bewerber anzulocken. "Zunächst und vor allen anderen Zielen ist es unsere Strategie, gute und sehr engagierte Mitarbeiter zu bekommen", sagt Lindberg. 40 neue Beschäftigte will er für Vukee finden, das Unternehmen, das die Erfolgsstory des 43-Jährigen aus Kalifornien in Hamburg weiterschreiben und den deutschen Markt erobern soll.

Vukee ist eines der Start-ups, das Lindberg im kalifornischen Palo Alto gegründet hat, ein Anbieter von Apps für Fotohandys. Mit den kleinen Programmen können Nutzer beispielsweise ihr eigenes Foto auf ein Magazincover übertragen und diese Spaßbilder auch gleich an die Freunde bei Facebook posten. Mit der Software ist Vukee auf den Ranglisten der beliebtesten Handy-Programme ganz oben, fünf Millionen Nutzer haben die Vukee-Apps seit 2010 bereits heruntergeladen.

Die Idee kommt an. Allerdings muss die Firma ihre Kunden, die für die Apps rund 90 Cent zahlen, mit immer neuen Innovationen bei der Stange halten. Nachahmer gibt es genug. App-Entwickler aber sind in dem noch jungen, aber stark wachsenden Markt Mangelware, daher die Ausrichtung des gesamten Unternehmens auf die Gewinnung guter Bewerber. "Das fängt schon in unserem Büro hier an", sagt Lindberg und schaut in die Runde der Angestellten, die in einem Loft über den Dächern von Hamburgs Altstadt arbeiten.

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Panoramascheiben lassen das Tageslicht herein, eine Dachterrasse lädt zum Ausspannen ein. Der Blick ist atemberaubend, und nicht nur die Aussicht überrascht positiv: An einer Wand hat Lindberg die Strategie und Unternehmensziele von Vukee mit bunten Farben und etlichen Zahlen visualisiert - jeder soll wissen, was die Geschäftsführung will, Transparenz ist oberstes Gebot. Für 2012 peilt die Firma etwa einen Umsatz von 630 000 Euro an.

"Wir wollen entscheiden ohne große Hierarchien", sagt Lindberg, so soll sich jeder Mitarbeiter eingebunden fühlen in die Ideenfindung: "Der Markt ist getrieben von Innovationen", weiß der Gründer, der gerade eine seiner Firmen für mehrere Millionen Euro verkauft hat. In diesem Umfeld seien die Ideen guter Mitarbeiter das größte Potenzial. Vukee will in Hamburg daher auch Künstler einladen, um mitzuarbeiten oder Menschen aus der Kreativszene für Vukee zu gewinnen. Es sollen Partys organisiert werden, Modenschauen und Ideenwettbewerbe.

"In Kalifornien ist auf einer Party mindestens jeder Dritte ein Headhunter, da geht es nur um Fachkräfte", sagt Lindberg. Und auch nachdem die Bewerber zugesagt haben, geht das Buhlen um die besten Köpfe weiter. Nicht selten verwöhnten Sterneköche die Softwareentwickler in den US-Firmen, um sie an den Arbeitgeber zu binden. Lindberg sieht junge, technologiegetriebene Firmen in Hamburg vor ähnlichen Herausforderungen. "Wir stehen schließlich alle in Konkurrenz zu attraktiven Arbeitgebern in der Stadt wie den großen Verlagen oder Werbeagenturen." Wenn ein Mitarbeiter keinen Spaß im Büro habe, sei er in kürzester Zeit wieder weg.

Um das Wachstum von Vukee auch während seiner Aufenthalte in Kalifornien zu sichern, hat Lindberg als Geschäftsführer Jan Böttcher eingestellt. Der 39-Jährige war seit 2009 im App-Business selbstständig und kennt die Anforderungen der jungen Branche bestens. Die beiden Geschäftspartner haben sich kennengelernt, wie es in der digitalen Welt schon fast üblich ist: über Xing, die Plattform für Businesskontakte im Internet.