Dr. Wolfgang Maennig, 51, Wirtschaftsprofessor an der Uni Hamburg, gewann 1988 in Seoul Olympia-Gold im Ruder-Achter

Hamburger Abendblatt:

1. Welchen ökonomischen Nutzen haben sportliche Großereignisse wie ein Marathon für die ausrichtende Stadt?

Prof. Wolfgang Maennig:

Da sind zum einen steigende Übernachtungszahlen und Tourismuseinnahmen - außer der Marathon findet zur Hochsaison statt, wenn die Hotelkapazitäten ohnehin ausgelastet sind. Dann ist die gesteigerte Bekanntheit/Awareness zu nennen, gegebenenfalls verbunden mit einem verbesserten Image. Mit Sport(-Stadt) verbinden die meisten etwas Dynamisches, Lebendiges - dies kann unter Umständen zu mittelfristig mehr Investitionen und Zuzügen in solche Städte führen. Und schließlich ist der Nutzen der Bewohner zu benennen, welche das Sportereignis und das "Drumherum" genießen können, ohne in eine andere Stadt fahren zu müssen.

2. Kann die Attraktivität dieser Veranstaltungen und damit die Teilnehmerzahlen mit zusätzlichen Tourismuspaketen, zum Beispiel Marathon plus Musical, erhöht werden?

Maennig:

Ja. Es gibt einen Kreis von Menschen, welche sich jedes Jahr ein bis drei Marathons vornehmen und dabei gerne eine neue Stadt kennenlernen wollen. Oft nehmen sie ihre Lebenspartner mit, für welche der Besuch auch attraktiv sein muss. Opern, Musicals, Theater können da bei der Auswahl der zu besuchenden Stadt wichtig werden.

3. Welchen logistischen und finanziellen Beitrag darf der Sport von der Stadt für seine Großveranstaltungen erwarten?

Maennig:

Im Prinzip sollten sich solche Veranstaltungen in Deutschland als einem großen Marathon-Markt - zumindest nach einer Anfangsphase - selbst tragen. Unterstützung ist wichtig bei der Einbindung der Stadt in die Außendarstellung der Stadt, der Unterstützung bei Organisationsfragen und der Sicherheit (Straßenabsperrung durch Polizeibeamte). Die Sicherheitskosten liegen aber selbst bei Berücksichtigung von Wochenendzuschlägen allenfalls im niedrigen sechsstelligen Bereich.

4. Wie viele sportliche Großereignisse im Jahr zahlen sich für eine Stadt wie Hamburg aus? Kann es auch einen Overkill geben?

Maennig:

Ein Zuviel des Guten ist möglich, wie in allen Lebensbereichen. Ich denke, dass Hamburg unter diesem Problem noch nicht leidet.

5. Was zeitigt in der nationalen und internationalen Wahrnehmung größere Effekte, ein einmaliges Topereignis wie eine WM oder Veranstaltungsserien wie in Hamburg Marathon, Triathlon und Cyclassics?

Maennig:

Das kommt darauf an, wie gut und groß die Marathons und ähnliche Events sind. Im Hamburger Fall habe ich den Eindruck, dass - bei allem Respekt für die Spiele der Fußball-WM 2006 in Hamburg - die drei genannten Veranstaltungen langfristig einen nachhaltigeren Effekt auf die internationale Wahrnehmung ausüben.