Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Ein Marathon fordert Ausdauer, insofern wird es dem Ereignis gerecht, wenn über Änderungen der Traditionsveranstaltung erst nach der Zielankunft der 26. Austragung in aller Ruhe nachgedacht werden soll. Fast 4000 Anmeldungen weniger gegenüber dem Vorjahr sind jedoch nicht nur dem um einen Monat späteren Termin geschuldet, der Hamburg-Marathon droht mittelfristig zum Auslaufmodell zu werden, wenn ihn nicht bald neue Ideen beatmen. Dazu gehört möglicherweise die Integration anderer Strecken wie des Halbmarathons oder Modifizierungen wie die Einführung von Staffelwettbewerben. Dass generell die Lust am Laufen in Deutschland nicht nachgelassen hat, zeigt das weiter rege, zum Teil steigende Interesse an ähnlichen Events.

Der Marathon aber ist längst nicht nur ein hochwertiger sportlicher Wettbewerb, er ist mit den Jahren auch zur Hamburgensie geworden, zur Bühne für die größte Party der Stadt. Diese sollte sich daher ebenso in der Verantwortung fühlen wie die ausrichtende Agentur Act, geht es um die Entwicklung dieser Veranstaltung. Schließlich generiert der Lauf jedes Jahr um die zwölf Millionen Euro zusätzliche Einnahmen für Hamburg.

Wer in der Stadt über eine neue Olympia-Bewerbung nachdenkt, und das tun Parteien und Wirtschaft, sollte erst einmal prüfen, ob größere Effekte in Wahrnehmung und Wertschöpfung für Hamburg nicht mit dem Erhalt oder dem Ausbau seiner über Jahre gelebten und gewachsenen sportlichen Großereignisse zu erreichen wären. Dazu gehört der Marathon wie das Tennisturnier am Rothenbaum. Beide Veranstaltungen schwächeln. Sie zu stärken wäre ein lohnenswertes Ziel.