Das nennt man wohl Strategie der Abschreckung. In Lübeck haben Autofahrer, die im ersten Halbjahr 2009 falsch geparkt haben, jetzt Post aus dem Rathaus bekommen. Mit Pfändung wurde da gedroht und, um noch einen draufzusetzen, mit Gefängnis.

Der nette Brief ging übrigens auch an die Falschparker, die längst bezahlt hatten. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Akt der doppelten Fürsorge, nach dem Motto: Wer doppelt zahlt, fährt später doppelt korrekt. Vielmehr, man ahnt es, geht es um ein Computerproblem. Die Außenstände werden vom System gemeldet, die Drohbriefe von der Verwaltung ungeprüft verschickt. Die Stadtverwaltung ist beschämt. Betroffene sollen sich telefonisch melden, so der Rat. Was allerdings problematisch ist, da es die von der Stadt angegebene Durchwahl gar nicht gibt. Vielleicht sollte die Software neben der Erzwingungshaft für Autofahrer gleich die Beugehaft für städtische Bedienstete anordnen. Damit die mal eine Auszeit kriegen und ihre eigene Hardware auf Vordermann bringen können.

Überhaupt ist das mit der Software so ein Problem. Ob im Straßen- oder Bahnverkehr - wenn das Computersystem einen Fehler macht, bricht auch draußen das System zusammen. Am Hauptbahnhof Hannover sorgte eine Software-Störung am 17. Dezember für den Ausfall des elektronischen Stellwerks. Fernverkehrszüge fielen aus. Auch nach Lübeck ging an diesem Tag mit dem Zug nichts mehr. Wer stattdessen mit dem Wagen in die Hansestadt gefahren ist, dort falsch geparkt und einen Strafzettel kassiert hat, kann das Knöllchen jetzt dank Computerpanne genüsslich zerreißen. Die Probleme mit der Software führten in Lübeck dazu, dass in 5000 Fällen keine Bußgelder kassiert werden konnten. Die Verwaltung hatte sechs Monate lang mit Software-Problemen zu kämpfen - Strafzettel aber sind nach drei Monaten verjährt. Ätsch!