Hamburg. Nachdem die Hochbahn eine neue Kampagne gestartet hat, zog auch die S-Bahn zeitgleich nach. Leser reagieren gespalten auf Maßnahmen.

Am Tag nach der Einführung der neuen Kampagne der Hochbahn Hamburg, die beinhaltet, konsequenter gegen Bettler in U-Bahnen vorzugehen, schlägt das Thema große Wellen. Beim Abendblatt gingen dazu am Donnerstag zahlreiche Leserbriefe und Mails ein.

Der Tenor reichte dabei von „Es ist widerlich, dass der HVV gedankenlos diesen elitären Beschwerden nachgibt. Mir sind diese armen Menschen deutlich lieber als wohlsituierte, herzlose Menschen, denen das Leid anderer komplett egal ist. Ich habe immer Kleingeld für die von ihnen und der Gesellschaft verschmähten Gruppe von Bedürftigen dabei“ bis hin zu „Endlich kümmert sich mal jemand“. Das Thema polarisiert. Dessen ist sich auch die S-BahnHamburg bewusst, die seit Mittwoch ebenfalls verstärkt gegen das Betteln in Waggons und an Bahnsteigen vorgeht.

S-Bahn Hamburg betont: „Können Betteln als Problem nicht allein lösen“

Dabei setzt die Deutsche Bahn, die für den S-Bahn-Verkehr zuständig ist, auf dieselben Mittel wie die Hochbahn in ihren U-Bahnen. Via Lautsprecherdurchsagen und auf Bildschirmen in Bahnen und an Bahnsteigen wird vermehrt auf das Verbot des Bettelns hingewiesen. Zudem soll die S-Bahn-Wache konsequent einschreiten, falls Bettler Fahrgäste ansprechen.

„Auch wenn wir zum Wohle aller unserer Fahrgäste gegen das Betteln vorgehen müssen, berührt uns natürlich auch die Situation von Menschen in Not. Deswegen empfehlen wir aktiv die Spende an eine lokale Hilfsorganisation, die sich vor Ort kümmert. Klar ist: Betteln ist ein Problem, das wir nicht alleine lösen können. Die ganze Stadtgesellschaft ist hier gefordert“, sagt ein Sprecher der S-Bahn Hamburg gegenüber dem Abendblatt.

S-Bahn: Vor allem ältere Hamburger fühlen sich von Bettlern bedroht

Ähnlich wie bei der Hochbahn gingen auch bei der S-Bahn zuletzt vermehrt Beschwerden über das häufige Betteln in den Zügen ein. „Das Betteln ist gemäß diesen Bedingungen nicht erlaubt. Ein Teil unserer Fahrgäste fühlt sich durch die Bettler gestört oder auch unsicher, da Spenden teilweise massiv eingefordert werden. Gerade ältere Menschen lassen sich verunsichern und tun uns dies kund“, sagt ein Sprecher der S-Bahn Hamburg.

Deshalb sei ein verstärktes Vorgehen – bei aller gesellschaftlicher Verantwortung – alternativlos gewesen. „Unser Ziel ist, unsere Fahrgäste sicher, pünktlich und so angenehm wie möglich zu befördern. Aus diesem Grund müssen wir auf die Einhaltung der Beförderungsbedingungen bestehen und kontrollieren dies unter anderem durch die Teams der S-Bahn-Wache“, so der Sprecher.

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Doch es gibt auch Zweifel an der Wirkweise und Umsetzung einer neuen Kampagne. „Als Rentner bin ich oft außerhalb der Rushhour mit der U-Bahn unterwegs. In sehr vielen Zügen sind Bettler unterwegs. Hochbahnwachen habe ich in den letzten Monaten nicht in den Zügen wahrgenommen. Aber in der Nähe diverser Haltestellen, in nahen Bistros, Backshops und Imbissbuden sehe ich die Wachleute häufig! Pause muss sein.“