Moorrege/ Hamburg. 40 Kunstwerke in Luxusimmobilie und auf Gelände verteilt – teils eigens dafür angefertigt. Was im September noch geboten wird.

Sie haben es einmal als eine „spannende Zeitreise“ bezeichnet, das 150 Jahre alte Schloss Düneck vor den Toren Hamburgsin seinen Originalzustand zurückzuversetzen und gleichzeitig behutsam zu modernisieren.

Jetzt sprechen Andreas Hanitsch und Thani Huynh, ein Unternehmerpaar aus Blankenese, von „großer Freude“, dass sie das 2021 erworbene Herrenhaus für Konzerte und Gesellschaften öffnen können. Ganz wie es seinerzeit Bauherr Michael Lienau, ein in Amerika reich gewordener Weinhändler aus Uetersen, und seine Gattin Sarah hielten.

Blankeneser Paar öffnet Schloss Düneck für Kunst, Konzert und Picknick im Park

Bei einem der ersten Konzerte vor Ort spielte bereits der Hamburger Pianist Alexander Krichel – auf einem historischen Steinway-Flügel, an dem auch schon Schauspielerin Cate Blanchett im Film „Tár“ saß und den die beiden kulturinteressierten Schlossherren vom Hamburger Unternehmen Klangmanufaktur erwerben konnten.

Nun öffnen sie die schmiedeeisernen Tore zum Schlosspark ein weiteres Mal für die Öffentlichkeit. Am 3. September findet auf dem weitläufigen Gelände und in der Beletage des Herrenhauses die Veranstaltung „Kunst & Konzert – ein Festival im Park“ statt. Dafür, betonen Hanitsch und seine Frau, dürfen sich die Besucher und Besucherinnen gerne ein Picknick mitbringen.

Zauberhafte Stimmung: Eine Statue des japanischen Künstlers Hirofumi Fujiwara, der in Park und Schloss mehrere Werke zeigt.
Zauberhafte Stimmung: Eine Statue des japanischen Künstlers Hirofumi Fujiwara, der in Park und Schloss mehrere Werke zeigt. © FUNKE Foto Services | Andreas LaiblE

Auf der Wiese und im Schloss selbst wurden in den vergangenen Wochen mehr als 40 Kunstwerke aufgebaut, die von einigen Künstlern eigens für diesen Ort geschaffen wurden. Die Idee entstand, weil Huynh und Hanitsch die Galeristin Evelyn Drewes kennenlernten, die im Wasserwerk, dem Wohnsitz des Paares am Falkensteiner Ufer, ausstellen wollte.

Im 3,5 Hektar großen Park sind unterschiedlichste Kunstwerke zu sehen

Außerdem machten sie die Bekanntschaft mit dem Berliner Kurator Jan Kage. „Der lief hier mit seinem Handy rum, hat Künstler angerufen und ihnen über Facetime den Park gezeigt – und hatte nach drei Tagen 20 Kreative gefunden, die dabei sein wollten“, erinnert sich Hanitsch. Diese seien in den Wochen danach alle zu Gast im Schloss gewesen und hätten sich gute Standorte für ihre Werke gesucht und diese teils vor Ort geschaffen.

Und so sind die weiten Rasenflächen des mehr als dreieinhalb Hektar großen Parks gespickt mit den unterschiedlichsten Kunstwerken. Vor dem Herrenhaus stehen drei an Kronen erinnernde Schriftzüge von Manfred Peckl: „kuba“, „lima“, „siena“ und „denver“. „Die Buchstaben aller Namen ergeben in anderer Reihenfolge ebenfalls ein Land oder eine Stadt“, so Hanitsch und fragt sofort hinterher: „Wissen Sie, welche?“

Schloss Düneck: Uhu und Rehe haben sich mit Kunstwerken angefreundet

Er und seine Frau führen weiter durch den Park. Zu jedem der Kunstwerke und Künstler können sie etwas erzählen. Die „Useless scultpure“ – eine an ein halbes Klettergerüst erinnernde Leiter – habe Künstlerin Anina Brisolla aufwendig mit einem 3-D-Stift lila und gelb angemalt.

Die farbigen Ringe von „Sphere“, einem Objekt von Christian Achenbach, würden durch Wind in Bewegung versetzt. Und Heiko Zahlmanns zackige weiße Skulptur „EWY2“ sei eine Inspiration aus der Graffiti-Szene.

Diese Objekte im Park von Schloss Düneck hat der Berliner Künstler Jay Gard geschaffen – und „Baroque Wallpaper 1–3“ genannt.
Diese Objekte im Park von Schloss Düneck hat der Berliner Künstler Jay Gard geschaffen – und „Baroque Wallpaper 1–3“ genannt. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Nach einem Gang um das Herrenhaus herum bleibt der Blick über das abschüssige Gelände zu Fischteich und Tee-Pavillon an den Flamingos von Florian Huber hängen – und der Installation „Multi Part Pieces“ von Gary Schlingheider, die aus drei tripodähnlichen Stahlelementen besteht.

Letztere scheint auch den Tieren im Park zu gefallen. „Als wir eines Abends aus dem Fenster geschaut haben, saß der große Uhu, der hier im Park lebt, auf der höchsten Spitze, und drei Rehe standen drum herum“, erzählen sie. Hanitsch zückt sein Handy und zeigt den Schnappschuss, mit dem er den magischen Moment festhalten konnte.

„Kunst & Konzert – ein Festival im Park“ mit preisgekrönten Musikern

Um das Betrachten der Kunstwerke am 3. September auch für die Besucher und Besucherinnen zu einem ganz besonderen Erlebnis zu machen, werden fünf Fanny-Mendelssohn-Preisträger und -Preisträgerinnen Konzerte im Park geben. „Klassische und moderne musikalische Werke werden auf Kunst der Gegenwart treffen“, fassen es Hanitsch und Huynh zusammen.

Thani Huynh und Andreas Hanitsch in der Drawing Hall von Schloss Düneck. Hier werden Werke der Künstlerin Julia Schewalie gezeigt, die aus Graphit (Bleistiftminen) beziehungsweise schwarzem und weißem Acrylglas gefertigt wurden.
Thani Huynh und Andreas Hanitsch in der Drawing Hall von Schloss Düneck. Hier werden Werke der Künstlerin Julia Schewalie gezeigt, die aus Graphit (Bleistiftminen) beziehungsweise schwarzem und weißem Acrylglas gefertigt wurden. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Matthias Well (Violine), Tamás Pálfalvi (Trompete), Vera Karner (Klarinette), Joséphine Olech (Flöte) und Jelizaveta Vasiljeva (Klavier) treten auf – alle Musiker sind bereits in der Elbphilharmonie aufgetreten.

Auf Schloss Düneck werden sie unter anderem Musik von Georg Philipp Telemann, Claude Debussy, Dimitri Schostakowitsch und Béla Bartók spielen. „Wenn das Wetter schlecht ist, findet das Konzert in den Innenräumen statt“, sagt Hanitsch.

Schloss Düneck: Bei schlechtem Wetter findet Konzert drinnen statt

Dann würden auch nicht mehr als die 250 Karten verkauft, die im Vorverkauf erhältlich sind. „Bei guter Prognose geben wir eine Woche vorher weitere Karten frei.“ Platz genug ist für mehrere Hundert Besucher. Bei einem Picknick, zu dem er und seine Frau im vergangenen Jahr den Schlosspark geöffnet hatten, kamen rund 3000 Menschen. „Das hat Moorrege an seine Grenzen gebracht“, erinnern sich die beiden.

Dieses Mal gab es Auflagen: Ordner, die den Einlass kontrollieren, und Sanitäter, die bei Notfällen zur Stelle sind. Um die Kosten für die Organisation und zumindest einen Teil der Gage für die Künstler bestreiten zu können, wird beim Kunst-und-Konzert-Festival Eintritt erhoben: Erwachsene zahlen 30 Euro, Kinder bis 14 Jahre haben kostenlos Zutritt. Karten können per Mail unter bestellt werden. Einlass ist um 11 und um 14 Uhr. Die erste Gruppe kann aber bleiben, solange sie will.

Im Wintergarten konkurrieren Kunstwerke mit 150 Jahre altem Weinstock

Auch bei gutem Wetter kann das eindrucksvolle Innere des Herrenhauses, das im Laufe der Zeit zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut worden war, das aber anhand der in einem Architekturarchiv der Columbia University wiedergefundenen Baupläne zurückgebaut werden konnte, besichtigt werden. „Wir werden die Beletage öffnen“, sagt Thani Huynh.

Wer stiehlt hier wem die Schau? Der 150 Jahre alte Weinstock und die Stelen des Berliner Bildhauers Karsten Konrad im Wintergarten von Schloss Düneck.
Wer stiehlt hier wem die Schau? Der 150 Jahre alte Weinstock und die Stelen des Berliner Bildhauers Karsten Konrad im Wintergarten von Schloss Düneck. © FUNKE Foto Services | Andreas Laible

Auch hier sind viele Kunstwerke ausgestellt. Besonders auffallend sind die Werke der kasachischen Künstlerin Julia Schewalie und zwölf Stelen, die der Berliner Bildhauer Karsten Konrad aus den verschiedensten Einzelelementen (darunter Blumentöpfe und Kuchenformen) zusammengeschraubt hat.

Die Blickfänger konkurrieren im Wintergarten jedoch mit dem 150 Jahre alten Weinstock, den Schlossherr Lienau seinerzeit so pflanzte, dass er von außen ins Innere wuchs.

Mindestens genauso bemerkenswert ist aber auch das Interieur, das Huynh und Hanitsch mit Geschmack und einem Hang zur Extravaganz zusammengetragen haben. Ob Goldener Salon, Bridge-Salon, Bibliothek, Dining Room oder Drawing Room (so heißt die große Eingangshalle) – überall zeugen Wandbespannung, Mobiliar, Teppiche und Accessoires von der Leidenschaft der beiden, sich mit ausgesuchten Dingen zu umgeben.

Schloss Düneck: Teil des Interieurs stammt aus venezianischem Grandhotel

Gerade erst haben sie an einer Auktion in Venedig teilgenommen, bei der das Grandhotel Bauer sein Inventar versteigerte. Vieles ist noch eingelagert, aber hier und da stehen schon kleine Sekretäre, Kommoden, Lampen oder Leuchter aus Murano-Glas.

Besonders stolz ist Thani Huynh auf einen großen Posten luxuriöser Rubelli-Stoffe, die sie erworben hat. Mit einem wurden bereits einige Polsterstühle im Bridge-Salon bezogen. Aus anderen sollen Taschen und Röcke entstehen – „Eine Schloss-Düneck-Home-Kollektion“, sagen Hausherr und Hausherrin lachend.