Hamburg. Auch Autoren müssen essen. Heinz Strunk tut das sehr gern und ab sofort im eigenen Bistro. Sein Partner ist ein alter Bekannter.

Das Carmagnole an der Juliusstraße ist ein gut laufendes Schanzen-Bistro. Und ein beliebter Anlaufpunkt des Hamburger Schriftstellers und Musikers Heinz Strunk. Strunk findet das Carmagnole sogar so gut, dass er sich jetzt in den Laden eingekauft hat. Alvaro Piña Otey betreibt ihn seit zehn Jahren, nach dem Weggang seiner Partnerin suchte er Ersatz – und fand ihn in seinem langjährigen Freund Strunk, der übrigens gar nicht weit weg von der Gaststätte wohnt.

Strunk und Gastronomie, war da nicht was? Aber ja: Der Autor, dessen jüngste Buchveröffentlichung „Die Käsis“ von der bildstark und wortreich in Szene gesetzten Liebesgeschichte zwischen einem Edel- und einem Industriekäse erzählt, hatte vor einigen Jahren schon mal einen kulinarischen Betreiber-Versuch unternommen. Er musste dann 2018, nach knapp einem Jahr, das lateinamerikanische Lokal Cantina Popular wieder schließen. Es lag kein Segen auf der lukullischen Unternehmung.

Restaurant Hamburg: Heinz Strunk – zweiter Gastro-Versuch mit dem Carmagnole

Strunk war wie meist sehr offen im Umgang mit dem eigenen Scheitern und sprach davon, einen sechsstelligen Betrag in der Cantina des Unglücks „versenkt“ zu haben.

Verdrießen hat es sich der 61-Jährige nicht lassen, und vielleicht bringt es ja auch der Wechsel von der südamerikanisch-spanischen zur französischen Küche. Kumpel Otey war neben Ex-RAF-Mitglied Karl-Heinz Dellwo auch schon sein Kompagnon in der Cantina.

Carmagnole im Schanzenviertel: von Austern bis Rohmilchkäse vom Tölzer Kasladen

Dem Vernehmen nach will Strunk im Bistro Carmagnole, das derzeit unter anderem auch exquisite Kost (Austern und Champagne Max Cochut Réserve – „für eine bis zwei Personen, oder vorab als Apero – 115,00 Euro“), aber auch Bodenständiges (Assiette de Fromages, „Vier Sorten Rohmilchkäse vom Tölzer Kasladen mit Fruchtsenf“) anbietet, an der operativen Front nicht mitreden.

Dass er jetzt mit im Handelsregister steht, hat also allem Anschein nach vor allem mit seiner Freundschaft zu Otey zu tun. Und, wie er dem „Spiegel“ verriet, weil ihm der Einstieg „sinnvoller“ erschien, „als einen Porsche oder ähnlichen Unfug zu kaufen“. Mit seinem bislang letzten Buch-Hit „Ein Sommer in Niendorf“, teilte der Kultur-Aufsteiger noch mit, habe er bislang 400.000 Euro verdient.

Außerdem ist Strunk durchaus ein Genussmensch. Da kann es nie schaden, ein Lokal sein eigen zu nennen – und dabei gepflegt den anderen die Arbeit zu überlassen. Ist ja nicht so, dass Strunk nichts anderes zu tun hätte. Derzeit arbeitet er unter anderem an seinem für 2024 angekündigten Roman „Zauberberg 2“, eine Hommage zum 100. Geburtstag von Thomas Manns „Der Zauberberg“.

Restaurant Hamburg: keine Angst vor Strunk-Sympathisanten im Carmagnole

Sorgt er sich nicht, dass die Strunk-Ultras, seine breite Anhängerschaft, nun in Scharen ins Carmagnole strömt, zur eigenen Nahrungsaufnahme, aber vielleicht auch, um den Meister bei derselben zu beobachten? „In meinem Zusammenhang spricht man nicht von Fans, und von Ultras schon gar nicht“, erklärt Strunk launig auf Abendblatt-Anfrage, „allenfalls von Sympathisanten, die sich zu benehmen wissen – bei Strunk teilt sich ja bekanntlich die Fan-Spreu vom vornehmen Weizen.“

Ein Lieblingsgericht hat er im Bistro übrigens laut eigenem Bekunden nicht. „Das gibt es nicht, schmeckt alles ungefähr gleich gut, außerdem wechselt ja ständig die Karte“, sagt Strunk, und weiter: „Sehr empfehlenswert ist das Frühstück, so was gibt es in ganz Hamburg kein zweites Mal.“