Hamburg. Zwei Freundinnen haben sich mit dem Kapitel Drei einen Traum erfüllt. Warum das Café Gäste aus der ganzen Stadt anzieht.
Schmökern, verweilen und genießen: Mit diesem Konzept haben die Freundinnen Nora Batinić und Helena Gerwin vergangenen Monat in Hamburg-Altona ihr kleines BüchercaféKapitel Drei eröffnet und damit offenbar einen Nerv getroffen.
Beim Ortsbesuch des Abendblatts am Montagvormittag geht die Tür des kleines Eckcafés an der Hospitalstraße 69 alle paar Minuten auf und zu, diverse Kunden stöbern in den kleinen Räumlichkeiten auf der Suche nach neuen Schätzen aus Papier. Von Sebastian Fitzek über Jane Austen und Max Frisch bis hin zu Rebecca Solnit ist hier – nach Kategorien sortiert – alles zu finden.
Altona: Gäste können Bücher direkt in neuem Café lesen
Aus den Lautsprechern ertönt ruhige Musik, es riecht nach Kaffee, auf den Fensterbänken stehen Sonnenblumen – für einige Gäste wohl die perfekte Leseatmosphäre, denn viele haben es sich schon mit einem Fundstück und einem veganen Cappuccino auf den Secondhand-Sesseln gemütlich gemacht.
Genau das ist die Idee von Kapitel Drei: „Bestell dir einen leckeren Kaffee, nimm dir Bücher aus dem Regal, behandle sie mit Sorgfalt und verlier dich in ihnen. Nach dem Lesen kannst du sie entweder wieder zurück an ihren Platz stellen oder bei uns kaufen“, heißt es auf der Website des Ladens.
Inhaberinnen bieten nur vegane Snacks und Getränke an
Gäste können hier sowohl Secondhand-Bücher als auch neue Werke erwerben, an der kleinen Theke werden verschiedene Kaffee-Variationen und Snacks wie Sandwiches und Croissants angeboten – alles vegan.
Doch warum gerade ein Büchercafé? „Wir kennen das schon aus anderen Städten, haben hier aber nie so ein Café gefunden. Also haben wir uns einen solchen Ort auch in Hamburg gewünscht“, so Inhaberin Nora Batinić.
Hamburg-Altona laut Inhaberin der perfekte Standort für das kleine Café
Gesagt, getan: Die beiden Freundinnen, die erst zusammen das Abitur und dann ihren BWL-Abschluss machten, entdeckten den kleinen, leer stehenden Eckladen bei einem Spaziergang und fackelten nicht lange.
Im April erfolgte die Schlüsselübergabe für das Objekt an der Hospitalstraße – am 28. Juni dann die Eröffnung. Altona sei dabei von Anfang an der absolute Wunschort für das kleine Geschäft gewesen: einerseits, weil der Bezirk „sehr divers ist und hier super viele unterschiedliche Menschen leben“, andererseits weil Batinić selbst in der Nähe wohnt.
„Wir wollen die Menschen offline und online verbinden“
Das Konzept kommt gut an: „Alle freuen sich total, dass hier endlich etwas ist und geben uns mega positives Feedback.“ Der große Ansturm dürfte auch mit einem TikTok-Video zusammenhängen, das die Freundinnen noch vor der Eröffnung von Kapitel Drei veröffentlichten. Ganze 6,3 Millionen Mal wurde der 21-sekündige Clip geklickt, in dem die beiden 27-Jährigen einen Ausschnitt aus den Vorbereitungen des Projekts teilen.
Zuschauer und Zuschauerinnen sehen in dem Video, wie die Inhaberinnen den Mietvertrag für die Räumlichkeiten unterschreiben, die Wände und den Boden des Ladens streichen und schließlich das kleine Café mit Möbeln einrichten.
„Wir wollen die Menschen offline und online verbinden“, so die Wahlhamburgerin. Social Media solle deshalb in Zukunft auch dafür genutzt werden, Veranstaltungen im Büchercafé rechtzeitig anzukündigen.
Jeden zweiten Sonnabend im Monat wird ein Poesieabend veranstaltet
Schon jetzt findet jeden zweiten Sonnabend im Monat ein kostenloser Poesieabend statt, an dem Schriftsteller und Schriftstellerinnen ihre Gedichte präsentieren. Danach werde die Bühne auch für alle anderen geöffnet, die ihre selbst geschriebenen Werke vortragen möchten.
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Die Inhaberinnen planen außerdem, verschiedene Buchclubs zu gründen und regelmäßig Lesungen zu veranstalten. So wird es auch am Sonnabend, den 29. Juli, eine Lesung mit Artur Weigandt geben, in der er aus seinem Buch „Die Verräter“ vorliest. Der Eintritt ist frei, Spenden sind erwünscht.
Hamburg-Altona: Kostenlose Lesung mit begrenzten Plätzem
Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, der Einlass um 19.30 Uhr. Ein frühes Erscheinen lohnt sich, da die knapp 30 Plätze nach dem Prinzip „first come, first serve“ vergeben werden.