Hamburg. Mit der Langzeitsanierung soll die Straße für Radler sicherer werden. Das Abendblatt hat den neuen Streckenabschnitt getestet.

Was lange währt, wird endlich gut? Nun, ob die Elbchaussee dem Sprichwort Folge leistet, wird sich wohl erst in den späten Zwanzigerjahren zeigen, wenn sämtliche Bauarbeiten an der „schönsten Straße der Welt“, wie sie der Dichter Detlev von Liliencron einmal bezeichnet hatte, abgeschlossen sind.

Neben dem Autoverkehr sollen auch Radfahrerinnen und Radfahrer von der Grundsanierung profitieren. Das ist angebracht, zeigt ein Selbstversuch von zwei Abendblatt-Redakteurinnen. Denn eine Radtour auf der Elbchaussee in Hamburg-Altona ist – zumindest auf dem noch unsanierten Abschnitt zwischen Hohenzollernring und Parkstraße – unangenehm bis risikoreich, so das Testergebnis.

Hamburg-Altona: So fahrradfreundlich wird die Elbchaussee

Schon zwei Jahre dauern die Bauarbeiten auf der knapp neun Kilometer langen Elbchaussee und treiben so manchen Bewohner des Bezirks Altona in den Wahnsinn.

Grund für die langwierigen Sperrungen ist, dass die Trinkwasserhauptleitung unterhalb der Straße erneuert werden muss, außerdem werden Strom- und Gasleitungen saniert oder neu verlegt. Im Zuge dessen bekommt auch der Straßenraum der Elbchaussee ein „Update“.

Kopenhagener Radwege machen Straßenraum sicherer für Radler

Zuvor gab es auf der Elbchaussee weder einen Radweg, noch eine optisch markierte Spur oder eine Abtrennung speziell für Fahrradfahrer. Heute stellt sich die Situation wie folgt dar: Auf der Strecke zwischen Hohenzollernring und Parkstraße, die noch nicht umgebaut worden ist, brausen die Autos weiterhin sehr nah an den – mangels anderer Alternativen – auf der Straße fahrenden Radlern vorbei.

Auf dem sich derzeit im Bau befindlichen Abschnitt zwischen Parkstraße und Manteuffelstraße wiederum zeichnet sich ab, dass die Elbchaussee künftig deutlich fahrradfreundlicher sein wird. Denn hier gibt es mit einem Bordstein von der Fahrbahn abgesetzte, glatt asphaltierte sogenannte Kopenhagener Radwege – zumindest streckenweise.

Weil Fahrräder hier ihre eigene Fahrbahn zugedacht bekommen, geraten Autofahrer nicht mehr in die Bredouille, zu riskanten Überholmanövern anzusetzen. Alles in allem wirkt der Straßenraum geordneter und überschaubarer.

ADFC Hamburg bemängelt Tempo 50 auf Elbchaussee

Ob die im Vergleich zu „echten“ Kopenhagener Radwegen doch eher schmalen Streifen einen ausreichenden Sicherheitsabstand von anderthalb Metern zwischen Autos und Fahrrädern garantieren, bezweifelt aber etwa Dirk Lau, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Hamburg. Schließlich seien die Wege kaum breit genug, damit sich Radfahrer auf ihnen gegenseitig überholen können.

Lau bemängelt dies insbesondere unter der Prämisse, dass auf der Elbchaussee auch nach dem Umbau Tempo 50 gelten soll. „Ärgerlich ist zudem der Wechsel dieser einseitigen abgesetzten Radwege – mal stadteinwärts, mal stadtauswärts.“ Die Konsequenz seien „Geisterradler“.

ADFC Hamburg: Elbchaussee ist „besser als vorher, aber trotzdem Murks“

Dem ADFC-Sprecher nach außerdem verbesserungswürdig sind die „Sharrows“, Fahrrad-Piktogramme auf dem Asphalt. Sie weisen Autofahrer an jenen Stellen, an denen nur einseitig ein Radweg besteht, auf Radler hin, die die Fahrbahn ebenfalls nutzen. Auf den Abschnitten mit Sharrow-Symbolen besteht also noch immer das Problem einer gemeinsamen Fahrbahn ohne explizit abgeteilten Straßenbereich für Radfahrer – bei Tempo 50.

„Die ,neue’ Elbchaussee ist aus unserer Sicht ungefähr das ,Beste’, was sich dort unter der verkehrspolitischen Prämisse rausholen lässt, dass der Kfz-Verkehr unbedingt in beide Richtungen mit Tempo 50 und ,ungehindert’ vom Radverkehr fahren kann. Anders gesagt: Besser als vorher, aber trotzdem Murks“, fasst Lau die Sanierung aus ADFC-Sicht zusammen.

Hamburger Radler mit Elbchaussee-Umbau zufrieden

„Im Gegensatz zur Aussage des ADFC haben wir viele positive Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern zur neuen Radverkehrsinfrastruktur erhalten“, entgegnet Dennis Krämer, Sprecher der Verkehrsbehörde. Dass die Kopenhagener Radwege nicht durchgängig gebaut wurden, sei zwar schade, aber unvermeidlich gewesen.

Schließlich gebe es, „da die Straße in weiten Teilen nur elf Meter breit ist, gleichwohl die Herausforderung, alle Verkehrsträger gleichermaßen sicher unterzubringen. Deswegen waren Radwege nicht überall möglich“, sagt Krämer.

Elbchaussee: Baustellen oft kompliziert gekennzeichnet

Der Selbsttest des Abendblatts auf der Elbchaussee zeigt: Nicht optimal gelöst, ist die Kennzeichnung für Radfahrer im Bereich der Baumaßnahmen. Wo die Straßenseite zu wechseln und wie die Baustellen zu umfahren ist, finden die Radler meist nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip heraus,.

Obwohl es derzeit praktisch möglich wäre, die Elbchaussee noch weiter gen Westen mit dem Rad zu befahren, gilt: Stadtauswärts ist an der Sieberlingstraße (Höhe Hotel Louis C. Jacob) auch für Fahrradfahrer erstmal Schluss. „Zwischen Sieberlingstraße und Manteuffelstraße ist die Elbchaussee noch weiterhin für den Durchgangsverkehr, auch für den Radverkehr, gesperrt“, so Krämer von der Verkehrsbehörde. Ausgenommen davon seien selbstverständlich Anlieger.

Hamburg: Elbchaussee als Radfahrer besser weiterhin umfahren

Aus diesen Gründen ist es empfehlenswert, eine Radtour auf der „schönsten Straße der Welt“ noch wenigstens bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts im April 2024 zu vertagen und bis dahin eine der vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer vorgeschlagenen Ausweichrouten beziehungsweise Umleitungen zu nutzen. Nördlich der Elbchaussee wäre das die Veloroute 1. Südlich der Elbchaussee befindet sich zudem der Elberadweg.

Wann und inwiefern auch der zweite Bauabschnitt zwischen Hohenzollernring und Parkstraße fahrradfreundlicher wird, steht noch aus, teilt Krämer von der Verkehrsbehörde mit. Es sei aber „eine der wichtigen Prämissen für den zweiten Bauabschnitt, bei mehr vorhandenem Platz möglichst durchgängige vom Kfz-Verkehr getrennte Radwege umzusetzen. Diese Planungen laufen derzeit noch.“