Für die mehr als 100 Jahre alte Industriehalle am Beerenweg gab es einen Architekturwettbewerb. Das Gebäude steht zum Verkauf. Die Umnutzung von Industriehallen liegt im Trend.

Hamburg. Vor mehr als 100 Jahren war in Bahrenfeld die größte Eisen- und Stahlgießerei der Hansestadt beheimatet. Im Jahr 1912 hatte die Firma Hermann Michaelsen die imposante rund 10.700 Quadratmeter große Industriehalle am Beerenweg bezogen. Heute lagert in den gleichen Räumen eine Verpackungsfirma ihr Material. Aber in Zukunft soll es eine neue Nutzung für das denkmalgeschützte Gebäude geben, es könnte eine Art Kreativzentrum entstehen. In modernen Bürolofts könnten sich dann zum Beispiel Medien, Design- oder IT-Unternehmen ansiedeln.

Die Umnutzung von Industriehallen liegt im Trend. Das weiß auch der Immobiliendienstleister Grossmann&Berger, an den sich der Eigentümer der Immobilie gewandt hatte. Der wollte das Gebäude nicht mehr nur als Lager nutzen. Peter Plentner, der als Immobilienberater Industrie bei dem Immobilienunternehmen arbeitet, schlug einen Architekturwettbewerb vor. Vier Büros nahmen teil. Das Ziel: „Mit dem Wettbewerb wollten wir Ideen für neue Nutzungskonzepte entwickeln“, sagt Plentner.

Eine Jury, in der auch eine Vertreterin des Denkmalschutzamtes saß, entschied sich für das Architekturbüro Christian von Bismarck. Dieses gab dem Projekt den Namen „Giesserei Höfe Hamburg“. „Wir wollen das Denkmal und die Historie herausstellen“, beschreibt Christian von Bismarck den Hauptgedanken seines Projekts. Für eine spätere Nutzung stellt er sich Bürolofts für Kreativ- und IT-Unternehmen vor. „Kreative Berufe lieben den Kontrast zwischen alt und neu“, weiß der Architekt. Deshalb will er das mittlere Hallenschiff komplett erhalten. Die besondere filigrane Stahlkonstruktion hervorzuheben ist von Bismarck wichtig. Der Architekt weiß: „Alte Bausubstanz dieser Qualität bietet für die Mieter eine besondere Möglichkeit der Identifikation.“ In den Seitenschiffen des Gebäudes sollen Decken, Treppenhäuser und Wände eingebaut werden. Insgesamt sollen in der 120 Meter langen Halle rund 15.000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Von Bismarck hat bereits bei zahlreichen Umbauten von Industriehallen mit gewirkt.

Die Nachfrage nach umgewidmeten Industrieanlagen ist groß: „Auch im näheren Umfeld des Standorts gibt es zahlreiche vergleichbare Projekte. Es siedelten sich immer mehr kreative Unternehmen an“, sagt Immobilienexperte Plentner. In der Umgebung gibt es viele Beispiele für eine erfolgreiche neue Nutzung, darunter das Kraftwerk Altona oder der Phoenixhof. Nicht weit entfernt steht das Gastwerk Hotel, das in einem aufwendig sanierten Industriedenkmal im Jahr 2000 eröffnet wurde.

Allerdings stehen rund um die historische Gießerei am Beerenweg viele neuere Gewerbebauten: „Dieser Inselsituation sind wir uns bewusst“, sagt von Bismarck. Deshalb plant der Architekt um die gesamte Halle Grünflächen. Für von Bismarck ist wichtig: „Statt nur auf triste Asphaltflächen, Autos und Grundstücksmauern zu blicken, sollen die Mitarbeiter durch die historischen Rundbogenfenster auf Bäume und Grün schauen.“

Nun muss allerdings noch ein neuer Eigentümer für die Immobilie gefunden werden. Denn der jetzige Besitzer hatte zwar den Architekturwettbewerb mit initiiert, will aber nun verkaufen. Über den Preis wird nicht gesprochen, dieser dürfte für die Industriehalle samt rund 17.000 Quadratmeter Grundstück aber bei mindestens fünf Millionen Euro liegen. Die Kosten für den Umbau im zweistelligen Millionenbereich: „Wir würden uns freuen, wenn der Architekt der den Wettbewerb gewonnen hat, seine Vision am Ende in die Tat umsetzen kann“, sagt Plentner.