Nach monatelangen Verzögerungen will der Senat am Dienstag ein Konzept zur Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen am Terminal in Altona beschließen.

Hamburg. Die Hansestadt bekommt eine Landstromversorgung für Kreuzfahrtschiffe. Nach monatelangen Verzögerungen will der Senat am Dienstag ein Konzept zur Energieversorgung von Kreuzfahrtschiffen am Terminal in Altona beschließen. Die entsprechende Drucksache liegt dem Abendblatt vor. Die einzelnen Behörden haben bereits ihr Plazet gegeben. Nur eine Behörde hat dem Vernehmen nach Schwierigkeiten gemacht: die Finanzbehörde. Das ist verständlich. Die Landstromanlage gibt es nicht zum Nulltarif, und ihr Betrieb ist mit einigen finanziellen Risiken behaftet.

Zunächst wird eine Leitung an das örtliche Stromnetz angeschlossen. Aus diesem wird die Energie für die Schiffe entnommen und umgewandelt. Östlich des Terminalgebäudes soll dazu auf 290 Quadratmetern eine zweistöckige Stromumformungsstation gebaut und zum Schutz vor Hochwasser aufgeständert werden. Hinzu kommt westlich des Terminals, direkt am Kai, eine Übergabestation, an der das Landstromkabel auf die Schiffe führt. Für die notwendigen Bauarbeiten und Verkabelungen veranschlagt der Senat 14,4 Millionen Euro. Klugerweise haben sich die Planer rechtzeitig um Fördermittel des Bundes und der EU gekümmert, sodass von der Summe nur rund 8,9 Millionen Euro an Hamburg hängen bleiben. Auf die Kreuzfahrtunternehmen lassen sich diese Kosten nicht abwälzen, denn sie sollen bereits den Betrieb und die Bedienung der Landstromanlage über einen höheren Strompreis bezahlen. Und genau da beginnt das Problem.

Die laufenden Betriebskosten für die neue Anlage sind gering, sie belaufen sich auf lediglich 24.000 Euro im Jahr. Hinzu kommen aber Bedienungskosten, und die können auf 60.000 Euro steigen, je nachdem wie viele Schiffe mit Landstrom versorgt werden sollen. Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) soll als Betreiberin der Anlage bei den Kosten in Vorleistung gehen und sich das Geld über die Nutzungsgebühr von den Kreuzfahrtunternehmen wieder zurückholen. Doch wie hoch diese Einnahmen sein werden, ist noch völlig unklar. Denn je weniger Schiffe die Anlage nutzen, desto höher fällt das Defizit aus. Selbst der Senat bezweifelt offenbar, dass sich das System trägt. So heißt es in der Drucksache: „Sollten die laufenden Kosten trotz Bestreben der HPA nicht auf die Nutzer umgelegt werden können, finanziert die HPA diese grundsätzlich abschließend aus ihren Mitteln.“

Dafür ist das neue System flexibel. Es wird nämlich die weltweit erste Anlage, die den Strom in unterschiedlicher Spannung anbieten kann. Damit können nicht nur riesige Kreuzfahrtliner, sondern theoretisch auch kleinere Schiffe mit der Energie von Land versorgt werden. Eine sinnvolle Einrichtung – der Ruf nach sauberen Lösungen für Schiffsabgase im Hafen wird nämlich immer lauter. Denn selbst während der Liegezeit im Hafen muss die Energieversorgung von Kabinen, Küchen, Restaurants und Schwimmbädern auf den Schiffen weitergehen. Der Verbrauch ist so groß wie der einer Kleinstadt. Dazu verbrennen die Schiffe bisher Dieselkraftstoff, dessen Abgase ungefiltert in die Luft entweichen.

Bei einer 100-prozentigen Versorgung mit Landstrom fallen die Emissionen zunächst einmal nicht mehr direkt im Hafen, sondern bei den Kraftwerken an. Das ist effizienter, sodass der Ausstoß von Kohlendioxid gegenüber der herkömmlichen Eigenstromversorgung der Kreuzfahrtschiffe um jährlich mehr als 1000 Tonnen sinkt. Wird Ökostrom verwendet, reduzieren sich die Emissionen sogar um 3354 Tonnen pro Jahr.