Geplant sind drei Gebäude mit neun beziehungsweise sechs Geschossen. 70 Millionen Euro investieren die Kapitalanleger am Elbufer in das Projekt.

Hamburg. Mal gab es für dieses Grundstück Entwürfe für einen fast 60 Meter hohen Turm an der Elbe, dann Pläne für mehrere Bürogebäude mit bestem Blick auf den Fluss. Lange schon arbeiten Architekten, Stadtplaner und Entwickler an der so genannten Sichelfläche in Neumühlen. Jetzt hat die Planung eine überraschende Wendung genommen, und gleichzeitig sind vor wenigen Tagen die ersten Bauarbeiten gestartet: Auf dem Areal zwischen Museumshafen und Fischmarkt baut das Hamburger Bauunternehmen Aug. Prien nun nicht mehr vorwiegend Büros, sondern Mietwohnungen.

Dahinter steckt offenbar eine neue Entwicklung auf dem Hamburger Immobilienmarkt. Danach scheint die Krise in der Euro-Zone Kapitalanleger verstärkt auf Mietimmobilien in der Stadt aufmerksam zu machen. "Betongold", so heißt dieser Trend in der Baubranche. Gleichzeitig ist der Bau des rund 70 Millionen Euro teuren Komplexes mit drei Gebäuden womöglich auch ein Zeichen dafür, dass die starke Wohnungsnachfrage bereits auf das nähere Umland greift.

Denn Generalübernehmer und Partner von Prien ist bei dem Objekt unter dem Projektnamen Elbdeck das Immobilienunternehmen HBI, das sonst vor allem für Anleger, die zum Teil aus Altländer Reederfamilien bestehen, im Buxtehuder und Stader Raum baut. In der Regel Mietwohnungen, die HBI selbst für seine Kunden verwaltet und vermietet. "Das sind sehr langfristig denkende Kunden, doch hier im Landkreis Stade finden wir kaum noch Flächen", sagt HBI-Geschäftsführer Sven Geertz. Nun habe man eben auch den Sprung über die Elbe gemacht, nur andersherum, so Geertz.

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Auf dem Areal werden jetzt drei Gebäude mit neun beziehungsweise sechs Geschossen gebaut, rund 100 Wohnungen sind dort vorgesehen, meist zwischen 45 und 180 Quadratmeter groß. Einige wenige Büros sieht das Konzept vor sowie Gastro- und Gewerbeflächen im Erdgeschoss. Unter dem Gebäude entsteht derzeit eine Tiefgarage mit drei Ebenen. An dieser technisch aufwendigen Konstruktion wird voraussichtlich noch das ganze Jahr gebaut.

Die eigentlichen Hochbauarbeiten starten Anfang 2013, Ende nächsten Jahres ist die Fertigstellung der eigentlichen Wohnhäuser geplant. Eigentümerin wird die GbR Elbdeck sein, zu der drei Familien gehören. Der Entwurf für die drei Gebäude gibt es indes schon länger, nachdem der Hamburger Architekt Carsten Roth einen Planerwettbewerb gewonnen hat und auch Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter sein Okay für diese Bebauung an der Elbe gegeben hatte. Doch mit der HBI-Beteiligung wurde dieser Entwurf nun noch einmal geändert, indem die Architekten die Bürohäuser zu Wohnhäusern umplanten. Das ist im Wesentlichen von außen an den Balkonen zu erkennen.

Diese sogenannte Sichelfläche gehört zu einem größeren Grundstück, das die Stadt schon vor einigen Jahren auf den Markt gebracht hatte, nachdem in einem alten Speicher ein Fischverarbeitungsbetrieb ausgezogen war. Zudem lag dort bis zum Herbst 2006 das Flüchtlingsschiff "Bibby Altona" - das eine Bebauung an dieser Stelle der sogenannten Perlenkette zwischen Neumühlen und Fischmarkt verhinderte. Die Aug. Prien Projektentwicklung bekam dann den Zuschlag für das Gelände und sanierte im ersten Aufschlag den alten Speicher direkt an der Elbe, in den eine Reederei eingezogen ist. Zudem baute Prien zwei markante Bürotürme dort, die Columbia Twins.

Im zweiten Aufschlag sollte dann die dahinter liegende Sichelfläche entwickelt werden. Doch das Projekt zog sich hin, immer wieder gab es öffentliche Info-Veranstaltungen, politische Gremien im Bezirk Altona hatten das Thema ebenfalls mehrfach auf der Tagesordnung.

Umstritten war vor allem ein zunächst geplanter Turm mit immerhin 60 Meter Höhe, dann gab es Nachfragen wegen der Sichtbeziehungen zur Elbe. Zu diesem Zeitpunkt ging es meist noch um Büros oder einige wenige Eigentumswohnungen. "Die lange Zeit hat sich nun eigentlich gelohnt - mit dem Bau von Mietwohnungen fühlen wir uns nun recht wohl", sagt Frank Holst, Geschäftsführer der Aug. Prien Projektentwicklung.

Der Schlussstein der sogenannten Perlenkette ist die Sichelflächenbebauung allerdings noch nicht. Unter dem Projektnamen Areal West denkt auch die Fischmarkt Hamburg-Altona GmbH, eine Tochter des städtischen Umschlagunternehmen HHLA, über Neubauten an der Elbe nach. Sie könnten die alten Wellblechhallen ersetzen.

Es gibt zwar auch dafür bereits erste Entwürfe von Architekten. In Planung sind hier unter anderem ein Hotel, Restaurants und auch Wohnungen. Aber wie schon bei dem 60-Meter-Turm gibt es auch hier noch Diskussionen um Höhen und Sichtachsen.