Schauspieler ist für viele ein Traumberuf. Doch wie lernt man eigentlich, in andere Rollen zu schlüpfen? Das Abendblatt hat bei einer Schnupperstunde der TASK Schauspielschule für Kinder und Jugendliche zugeschaut.

Es sieht schon ziemlich lustig aus: 16 Jungen und Mädchen schlurfen ganz langsam auf Socken quer durch einen großen Raum. Dann ruft eine der beiden Erwachsenen, die an der Seite stehen, „Fünf!“ – und auf einmal rennen alle durcheinander.

Wenn man nicht weiß, was da gerade in dem großen, hellen Keller in Altona passiert, man könnte es für Sportunterricht halten. Aber die Kinder können auf keinen Fall alle in einer Klasse sein, die jüngsten sind schließlich gerade zehn, die ältesten 15 Jahre alt. Außerdem ist es schon sieben Uhr abends, die Schule ist lange aus. Nein, Schulunterricht ist es tatsächlich nicht. Sondern für einige der Beginn eines neuen Hobbys. Oder sogar der erste Schritt zu einem Beruf.

Die TASK Schauspielschule für Kinder und Jugendliche bringt Interessierten von sechs bis 19 Jahren bei, wie man sich in jemand anderen verwandelt, was man Tolles mit seiner Stimme und seinem Körper anstellen kann. Und das ist nicht nur wichtig für alle, die einmal im Theater auf der Bühne stehen wollen oder beim Fernsehen vor der Kamera. Chefin Hella Peperkorn hat auch eine Menge tolle Tipps, wie man die Aufregung vor einem Referat oder einer Prüfung in der Schule loswird: Wenn man merkt, dass man dolle angespannt ist, kann man sich zum Beispiel vorstellen, auf eine Zitrone zu beißen. Hu, wie sich das ganze Gesicht zusammenzieht. Und dann stellt man sich vor, dass vor einem eine Riesenschüssel Eis steht: Aaaah, lecker. Schon ist man viel entspannter.

Hella weiß auch, dass viele erst einmal ein bisschen unsicher sind, wie das denn nun funktionieren soll mit dem Schauspielerei-Lernen, was – und wer – einen erwartet. Schließlich ist sie schon seit 13 Jahren bei TASK und kennt die Fragen, die man natürlich hat, wenn man etwas ganz Neues ausprobieren möchte. Also bietet sie einmal im Monat Schnupperstunden an.

Und bei einer solchen ist auch Maylin Samanko dabei. Sie ist zwar erst zehn Jahre alt, aber sie weiß schon ganz genau, dass sie Schauspielerei toll findet, am liebsten auch einmal im Fernsehen vor der Kamera stehen möchte. Also ist sie mit ihrem Vater aus Horn nach Altona gefahren, um sich schlau zu machen. Chefin Hella und Dozentin Tina Moosauer (das ist so was wie eine Lehrerin, nur eben nicht in der Schule) zeigen Maylin und den 15 anderen Kindern anderthalb Stunden lang, wie der Schauspielunterricht abläuft.

Nachdem sich alle vorgestellt haben, muss man sich erst einmal warm machen. Wie bitte? Sind wir doch beim Sport? Nein, aber damit sich die Aufregung legt, damit alle locker werden und später zusammenspielen können, wird zusammen durch den Raum gegangen. Und das ist weniger einfach, als es sich anhört. Denn es gibt gleich fünf verschiedene Wege zu gehen: von ganz langsamem Schlurfen, als wenn man überhaupt keine Lust hat, zur Schule zu gehen, über den flotten Schritt durch die Fußgängerzone, bei dem man statt die Schaufenster die Gesichter der anderen betrachtet, bis hin zum schnellen Rennen. Hella sagt dazu: „Stellt euch vor, euer Wecker hat verschlafen, also habt auch ihr verschlafen. Und die anderen schreiben schon seit zehn Minuten eine wichtige Mathearbeit, die ihr nicht verpassen wollt.“ Alle lachen. Aber sie wissen, was gemeint ist.

Am Ende der Schnupperstunde führen alle eine kleine, improvisierte Szene vor

Große und Kleine flitzen durch die Gegend, dann machen Hella und Tina das Ganze noch ein bisschen kniffliger: Beim Gehen sollen die Kinder jetzt auch noch ein Gefühl darstellen. Das klappt ganz schön gut, besonders, weil viele erst wenige oder sogar gar keine Erfahrung mit der Schauspielerei haben. Auf einmal schlendern verliebte, traurige oder nachdenkliche Menschen durch den Proberaum.

Der 14-jährige Timo Hübner, einer von nur zwei Jungen in der Gruppe, ist aus Rosengarten südlich von Hamburg zu TASK gekommen, weil er glaubt, dass die Schauspielerei ihm eine Menge Spaß machen könnte. Ausprobiert hatte er es bislang noch nicht. Und seine Hoffnung wird nicht enttäuscht. Zum Ende der Schnupperstunde führen alle in Gruppen eine kleine, improvisierte Szene vor. Aus nur einem Satz müssen die Vierer-Trüppchen innerhalb von nur fünf Minuten etwas machen. Und zack, auf einmal spielt man Theater, ist nicht mehr auf der kleinen Bühne, sondern im Café, im Kino oder auf dem Schulhof.

Für die Leistungen der Vielleicht-bald-schon-Profis gibt es eine Menge Applaus von ihren Mitstreitern, die sie nur anderthalb Stunden vorher noch gar nicht kannten. Maylin und Timo sind begeistert, sie hatten viel Spaß. Und neue Freunde, da sind sie sich sicher, kann man bei TASK auch finden. Die, die wiederkommen wollen – und das sind die allermeisten –, werden von Hella in die einmal in der Woche stattfindenden Gruppen eingeordnet, die am besten zu ihnen passen, vom Alter her und davon, wie gut sie sind.

Maylin und Timo sind schon gespannt, mit wem sie demnächst in viele neue Rollen schlüpfen werden.

Weitere Informationen:

Die TASK Schauspielschule für Kinder und Jugendliche wurde 1997 in Hamburg gegründet, inzwischen gibt es auch Niederlassungen in vielen anderen deutschen Städten. Wöchentlicher Schauspielunterricht wird genauso angeboten wie Kurse und Workshops zu speziellen Themen rund um Film, Theater und Schule.

Schnupperstunden werden nach schriftlicher Anmeldung einmal im Monat kostenfrei angeboten.

Casting-Vorbereitungskurse gehören ebenfalls zum Portfolio der Schule, genau wie Beratungen zum Umgang mit Agenturen.

Die Persönlichkeitsentwicklung der Kinder steht im Mittelpunkt des Unterrichtskonzeptes, das auf kleine, nach Alter und Fähigkeiten zusammengestellte Gruppen setzt.

Die Dozenten der Schauspielschule sind ausgebildete Schauspieler oder Regisseure, die Betreuung der Jüngsten übernehmen Theaterpädagogen.

Auf der Webseite der Schule, www.kinderschauspielschule.de, findet man alle Informationen zur Anmeldung, zu den Schnupperstunden und Kursen.