Die beliebtesten Ziele sind die USA, Kanada und Neuseeland. Aus der Hansestadt gehen die meisten Jungen und Mädchen ins Ausland, allerdings sind es weniger als noch vor ein paar Jahren.

Harry Potter ist Leons Held. Die Abenteuer, die der Zauberlehrling allein oder zusammen mit seinen Freunden Ron und Hermine erlebt, faszinieren den Elfjährigen. Wie gemütlich und spannend muss es sein, in Hogwarts zu leben und zu lernen. Und so entwickelt der kleine Hamburger einen sehnlichen Wunsch: „Ich möchte auch in England zur Schule gehen und im Internat leben.“

Wenn du als Schülerin oder Schüler für eine Zeit lang in ein anderes Land umziehst, kannst du eine andere Lebensweise, ein fremdes Schulsystem und so eine neue Kultur kennenlernen – eine Erfahrung, die man als Erwachsener in dieser Intensität vielleicht nicht mehr machen kann. 1948 gingen die ersten beiden deutschen Schüler in die USA, ein paar Jahre später verbrachten amerikanische Teenager einen Sommer in Gastfamilien. Heute geht es nicht mehr um den direkten Austausch mit Gegenbesuch zwischen einer deutschen Familie und einer im Ausland, sondern eher um Leben und Schule weit weg von zu Hause.

Wenn du dich dafür interessierst, kannst du dich am nächsten Sonnabend auf der Schüleraustauschmesse in Hamburg über alles informieren. Das Mädchen oder der Junge wohnt klassischerweise für mehrere Monate in einer Gastfamilie, nimmt an deren Alltag teil und besucht dort die weiterführende Schule. Natürlich kannst du im Ausland auch ein Internat besuchen und dort mit Gleichaltrigen zusammenleben. Hausaufgaben, Sport, Partys, , Musik hören, Chillen, Liebeskummer – alles wie in Deutschland und doch anders.

Aus Hamburg kommen die meisten Austauschschüler

„Bei einem Schüleraustausch ist man ein Teil des Ganzen, mit allen Rechten und Pflichten“, schreibt der Bildungsberatungsdienst „weltweiser“. Man lerne Menschen und Kultur des Gastlandes kennen und stellt vielleicht sogar fest: Zu Hause ja doch nicht alles so doof und langweilig, wie man vor der Abreise gedacht hat. Dass man spielerisch eine andere Sprache lernt und sich ein Auslandsaufenthalt gut im Lebenslauf macht, sind weitere Vorteile.

Im Schuljahr 2012/13 haben laut „weltweiser“ 18.853 Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 17 Jahren mindestens drei Monate lang im Ausland gelebt und dort eine Schule besucht. 1289 Jugendliche oder 8,37 Prozent kamen aus Hamburg. Damit ist die Hansestadt in diesem Bereich das weltoffenste Bundesland vor Berlin (1184 oder 4,48 Prozent) und Schleswig-Holstein (1353 oder 4,39 Prozent). Knapp zwei Drittel aller Programmteilnehmer sind Mädchen.

Die beliebtesten Zielländer sind die USA (7000 Jugendliche) vor Kanada (2020), Neuseeland (1580), Australien (990) und Großbritannien (760). Die Kosten variieren natürlich erheblich. So kostet ein Schuljahr in den USA an einer öffentlichen Schule und mit Unterbringung bei Gasteltern rund 8000 Euro. Wer sich für ein Internat entscheidet, muss schnell mit der fünffachen Summe rechnen.

Wegen der verkürzten Schulzeit bis zum Abitur gehen heute weniger Schülerinnen und Schüler ins Ausland als noch vor ein paar Jahren. In Hamburg empfehlen der Arbeitskreis gemeinnütziger Jugendaustauschorganisationen (AJA) und die Schulbehörde, den Umzug auf Zeit in der 10. Klasse einzuplanen. Dann könne man bei entsprechenden Leistungen wieder nahtlos in die Klasse 11 einscheren. Eine Unterbrechung der Studienstufe zwischen Klasse 11 und 12 ist in der Hansestadt nicht zulässig. Wer sich für ein Jahr an einer ausländischen Schule interessiert, sollte sich so früh wie möglich mit Klassenlehrer oder Schulleitung in Verbindung setzen, um die Möglichkeiten und Bedingungen zu klären. Die Schulbehörde fördert übrigens ein Auslandsjahr abhängig vom Einkommen der Eltern.

Wer es während der Schulzeit nicht schafft, kann seine Auslandsträume nach dem Abitur verwirklichen. Ein freiwilliges ökologisches oder soziales Jahr in der Fremde erweitert auch den Horizont. Eine weitere Möglichkeit ist das Programm „Work and Travel“ (Arbeiten und Reisen im Ausland).

Und Leons Internatsträume? Dafür ist der Elfjährige noch zu jung. Aber in den nächsten Sommerferien möchte er eine Sprachreise nach England machen – Land und Leute kennenlernen, seine Englischkenntnisse verbessern und sich vom möglichen Heimweh nicht unterkriegen lassen. Leon hat ein Ziel: „Ich will danach ,Harry Potter‘ im Original lesen können.“ Good luck!

Weitere Informationen:

Die Carl Duisburg Centren helfen bei der Suche nach der richtigen Schule im Ausland. www.cdc.de

Der Verein Youth for Understanding (YFU) organisiert in 40 Ländern ein Auslandsschuljahr für Kinder und Jugendliche. Tel. 2270020, www.yfu.de

Die Organisation AFS Interkulturelle Begegnungen hat Kontakte in 60 Länder. Tel. 3992220, www.afs.de

Die Hamburger Schulbehörde hat Wissenswertes zum Thema Schüleraustausch zusammengestellt. www.auslandsprogramme.hamburg.de