Jörg Borrmann ist Mitglied des „Magischen Zirkels“. Seine Leidenschaft für die Magie entdeckte er bereits als Kind. Seit dem Jahr 2000 ist das Hobby sogar sein Beruf. Einen richtigen Künstlernamen hat er allerdings nicht

Zwei rote Schwammbälle liegen auf dem Tisch. Der eine verschwindet in der linken, der andere in der rechten Hand. Als sich die linke Faust wieder öffnet, ist die Hand plötzlich leer. Aus der rechten dagegen purzeln jetzt beide Kugeln. Hexerei? Nein. Eher Zauberei. Und die beherrscht Jörg Borrmann perfekt.

In Winterhude in seinem Atelier mit den roten Wänden und den schwarzen Samtvorhängen ist es gemütlich und irgendwie auch geheimnisvoll. „Hier übe ich, hier veranstalte ich Kurse für Kinder oder Erwachsene“, sagt der 38 Jahre alte Magier. In den Regalen liegen Utensilien wie Karten, Würfel oder Stifte, stehen Fachbücher wie das „Handbuch der Magie“ von Jochen Zmeck. Denn mit diesem Standardwerk zur Zauberkunst fing für Jörg Borrmann alles an. Damals, als er noch ein Kind war.

„Als ich acht Jahre alt war, bekam ich einen Zauberkasten geschenkt“, erinnert er sich. Der Junge experimentierte mit den Utensilien und unterhielt die Familie mit allerlei Tricks. „So kam ich auf den Geschmack“, sagt Jörg Borrmann. Im Urlaub im Erzgebirge entdeckte der Junge dann zwei Jahre später das Werk von Jochen Zmeck im Schaufenster einer Buchhandlung. Es kostete 20 Mark, und Borrmann wollte es unbedingt haben. “Ich versprach meinen Eltern alles Mögliche und habe so lange genervt, bis wir das Buch gekauft haben.“

Eine gute Investition, denn Jörg Borrmann verfeinerte seine Kunst immer mehr. Unterstützung bekam er von seinem Großvater, der das Talent des Enkels erkannte, ihn anfeuerte und immer wieder auch Requisiten und Zubehör spendierte. Als er 14 war, beantragte der Nachwuchszauberer schließlich die Aufnahme in den „Magischen Zirkel“.

„Das ist die Interessenvertretung der Berufs- und Hobbyzauberer mit etwa 3500 Mitgliedern in Deutschland“, erklärt Borrmann. Um dazu zu gehören, musste er eine Prüfung machen. Rund 15 Minuten Programm mit Karten, Tüchern und Münzen für Kinder und Erwachsene, dazu einen Vortrag über die Historie des Zauberns und theoretische Fragen. „Ich musste erklären, was man unter Palmage versteht“, erinnert sich der Magier. „Das ist das natürliche und heimliche Verstecken eines Gegenstandes in der Hand.“ Ein Jahr lang war der Jugendliche bloß Anwärter, erst danach durfte er sich Vollmitglied nennen.

Nach dem Abitur verließ der Hobby-Künstler seine sächsische Heimat. „Ich wollte nach Hamburg, denn die Stadt war damals die Zauberer-Hochburg in Deutschland. Heute ist das eher Stuttgart.“ Borrmann blieb Hamburg treu, engagierte sich dort im „Magischen Zirkel“, trainierte, übte und perfektionierte seine Leidenschaft.

Seit dem Jahr 2000 ist das Hobby sogar sein Beruf. Für Kinder verwandelt er sich am liebsten in den Zauberclown Wibo. Für seine jungen Zuschauer formt er zum Beispiel Figuren aus Ballons. Wenn Jörg Borrmann dann in viel zu weiten rot-weiß gestreiften Hosen steckt und einen Ballon-Pluto auf dem Kopf trägt, amüsieren sich immer auch die Erwachsenen. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder mitgehen und ihrer Fantasie freien Lauf lassen.“ Zu seinen Auftritten als Wibo schleppte er schon mal 6000 Ballons mit. Und beim sogenannten „Close-up-Zaubern“ präsentiert Jörg Borrmann seine Kunststücke dann ganz nah an den Zuschauern. „Der Trick muss sofort funktionieren, richtig witzig und richtig cool sein.“ Dabei kommen als Requisiten bloß Spielkarten aus dem Kaufhaus oder normale Euro-Münzen zum Einsatz. Und nicht etwa das berühmte weiße Kaninchen, das aus dem Zylinder schaut. Der sächsische Hamburger trägt auch keinen wallenden Umhang oder Hut. Und er hat auch keinen Künstlernamen, wie manche Kollegen. Ein ganz normaler Anzug und ein ganz normales Hemd, das ist seine Dienstkleidung. Sein Zubehör passt in einen kleinen Koffer. „Es geht nicht nur um die Tricks, sondern auch um Körpersprache, Schauspiel und Comedy. Je alltäglicher meine Requisiten sind, umso größer ist nachher die Überraschung.“

Tricks werden übrigens auf keinen Fall verraten! So lautet eine eiserne Zauberer-Regel. „Aber das Internet verdirbt alles“, klagt Jörg Borrmann. „Da wird vieles Schritt für Schritt vorgeführt.“