Fünf kriminalistische Hörspiele sind bereits auf CD erschienen, mehr als 300.000 Exemplare wurden verteilt, zumeist an Schulklassen. Mit dabei auch Kollegen aus dem Team „Die Drei ???“

Die Antwort kommt ohne jedes Zögern. „Es gibt nichts Schöneres im Studio“, sagt Daniel Claus, „als Anweisungen von Justus Jonas zu bekommen. Diese Stimme ist unverkennbar!“ Justus Jonas? Der von „Die drei ???“? Der jugendliche Hobbydetektiv aus dem kalifornischen Rocky Beach? Genau der, oder genauer: dessen Stimme.

Denn wenn Daniel Claus, 20, in Berlin im Tonstudio steht, erhält er seine Anweisungen von Oliver Rohrbeck, seit 1979 Sprecher des Ersten Detektivs Justus Jonas in der erfolgreichen Hörspielreihe. „Es ist herrlich und eine Riesenehre für mich, mit einem der besten Sprecher Deutschlands zusammenzuarbeiten“, sagt Claus. Auch er brennt für die Arbeit am Mikrofon, für das Moderieren: „Radio ist mein Ding!“

Und da Oliver Rohrback auch ein Leben jenseits der „Drei ???“ führt, produziert er noch andere Hörspiele und führt Regie wie bei den Alster-Detektiven, bei denen Daniel Claus mit von der kriminalistischen Partie ist.

Momentan allerdings ist Probenzeit. „Schöne Bescherung“, so der Titel, wird einstudiert, ein Kriminalhörspiel, mit dem die Alster-Detektive am 2. November zu Gast sind beim Hamburger Krimifestival auf Kampnagel.

Es ist erst ihr zweiter Live-Auftritt, den ersten hatten die vier jungen Detektive im Juni 2012 im Großen Festsaal des Hamburger Rathauses. Wenn man so will, in ihrer Heimat, denn die Idee, eine Hörspielreihe mit jungen Detektiven, die in Hamburg ermitteln, ins Leben zu rufen, stammt aus der Hamburger Bürgerschaft. 2009 war das, fünf Hörspiele sind seitdem auf CD erschienen, mehr als 300.000 Exemplare sind bislang verteilt worden, zumeist an Schulklassen.

Und das kostenlos, denn die Alster-Detektive liefern auch ein Stück Aufklärung darüber, wie Politik in Hamburg funktioniert, vor allem die Politik im Rathaus.

Politische Aufklärung, die vier Berliner liefern. Denn neben Daniel Claus, der zurzeit ein Volontariat beim Berliner Sender Radio Energy macht und in den Hörspielen den Lukas spricht, kommen auch die anderen Detektive allesamt aus der Hauptstadt. Jodie Blank spricht die Johanna, Shirin Westernfelder ist Koko, und Sebastian Kluckert leiht Marek seine Stimme.

Vier Berliner sind die Hamburger Alster-Detektive, schon kurios, oder? „Ja, sicher“, sagt Daniel Claus, der bereits für den Kinofilm „Die drei ??? – Das Geheimnis der Geisterinsel“ den Bob Andrews gesprochen hat. „Aber der Berliner Senat war einfach zu bescheuert, um solch eine tolle Idee zu haben.“

Klare Worte eines Detektivs, der einige Bekannte in Hamburg hat und die Elbmetropole als seinen „Stadtfavoriten“ bezeichnet. Hamburg sei einfach übersichtlicher als Berlin. Das gefalle ihm. Ermittler haben es halt gern überschaubar.

Fünf Fälle haben die Alster-Detektive bislang gelöst. In „Giftige Lieferung“ geht es um gesundheitsschädliche Lebensmittel, in „Grausame Zustände“ spielt ein seltsames Tierheim eine dubiose Rolle, in „Ekelige Fracht“ lauern Gefahren im Elbwasser, in „Schmierfinken“ geht es um ein rätselhaftes Graffito und die hanseatische Hip-Hop-Szene, und in „Schöne Bescherung“, das live beim Krimifestival gezeigt wird, spielt Schutzgelderpressung im Portugiesenviertel eine nicht unwesentliche Rolle.

Und immer geht den Alster-Detektiven, wenn sie einmal nicht so recht weiterwissen im bürokratischen Gewirr, der Bürgerschaftsabgeordnete Strasser zur Hand und versucht mit politischen Mitteln, den Detektiven unter die Arme zu greifen – gesprochen von Jens Wawrczeck, wie Rohrbeck ist auch er ein „Die drei ???“-Detektiv, nämlich Peter Shaw. Und da natürlich nichts ohne Kripo läuft, gibt es noch den Kommissar Bredeke. Dessen Stimme kennt man aus dem Kino: Dietmar Wunder synchronisiert den James-Bond-Darsteller Daniel Craig.

„Es sind einfach tolle Detektivgeschichten“, sagt Daniel Claus, der bereits mit zehn Jahren seine ersten Sprecherrollen im Schulfunk hatte und auch, natürlich, „Die drei ???“-Fan ist. „Die Geschichten haben nichts Retromäßiges wie etwa bei TKKG.“ Nichts Muffiges umweht die Kriminalstory, sondern ein frischer Wind, wie er typisch ist für Hamburg.

Und, was ihm besonders wichtig ist: „Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger in den Geschichten.“ Es geht also nicht um die Moral vom Guten und Bösen, sondern um den spannenden Kriminalfall, der auch gesellschaftliche Missstände aufzeigt.

Miteinander befreundet sind die vier Alster-Detektive im richtigen Leben nicht; zwar tauschen sie sich bei Facebook aus, aber privat gibt es keinen Kontakt. „Eigentlich aber ist das eine gute Idee“, sagt Daniel Claus und lacht. „Wir könnten uns ja auch einmal außerhalb des Tonstudios treffen.“ Könnte man schon mal machen. Auch ohne Anweisung von Justus Jonas.

7. Hamburger Krimifestival 29.10.–2.11. auf Kampnagel

Karten in allen Heymann-Buchhandlungen, in den Abendblatt-Ticketshops und unter der HA-Tickethotline 040/30309898

www.krimifestival-hamburg.de