Unsere Lieblingsrezepte - empfohlen von Lesern des Abendblatts, zubereitet von Heinz Wehmann

Wer viel suppt, lebt lange, lautet ein altes Sprichwort. In diesem Fall wäre das durchaus denkbar: Die Fliederbeersuppe, eine norddeutsche Spezialität, besteht vor allem aus Schwarzen Holunderbeeren - oder Fliederbeeren, wie sie im Norden heißen. Und der Schwarze Holunder ist eine der ältesten Heilpflanzen überhaupt. Seine Blätter und Blüten werden getrocknet und als Tee aufgebrüht bei Erkältungskrankheiten eingesetzt, da sie schleimlösend und schweißtreibend wirken.

Auch die Beeren setzte man früher gegen Erkältungskrankheiten ein. Manch einer bekam als Kind noch heißen Holunderbeersaft zu trinken, wenn er Fieber hatte - hoffentlich gesüßt, denn pur ist der Saft bitter und ungenießbar. Vermutlich entstand daraus irgendwann eine Suppe. Mehr weiß man inzwischen über die Beere, die nur so strotzt vor gesunden Inhaltsstoffen. Neben Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Aminosäuren verdankt sie ihre gesunden Eigenschaften ihrem hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen: Mehr als 4000 Verbindungen wurden bisher in Holunderbeeren gefunden. Die für die dunkelrote Farbe verantwortlichen Pflanzenfarbstoffe, sogenannte Anthozyane, hemmen Entzündungen, schützen die Gefäße und können sogar helfen, Blutzucker und Blutdruck zu regulieren.

Der Holunderstrauch wächst in ganz Europa und in vielen anderen Teilen der Welt. Er blüht von Mai bis Juni, die Beeren reifen von August bis Oktober. Traditionell kommt die Fliederbeersuppe im Herbst und Winter heiß auf dem Tisch, jetzt im Sommer als Kaltschale, immer aber mit Apfelstücken und Grießnocken als sättigende Beilage. Je nach Region nehmen manche Grieß, andere Mehl als Grundlage für die Klöße. Wenn Blütendolden oder Beeren auf dem Markt schwer zu bekommen sind, pflückt man sie eben selbst, am besten in den sogenannten Knicks. Das sind jene in Schleswig-Holstein weitverbreiteten Strauchhecken, die als Feldbegrenzung dienen. Die Fliederbeersuppe heißt deswegen auch "Knicksupp". Wichtig ist nur reife Früchte zu pflücken. Unreife enthalten Sambunigrin, einen Inhaltsstoff, der Übelkeit auslösen kann. Aus demselben Grund müssen die Beeren vor dem Genuss erhitzt werden, egal ob man ihren Saft später kalt oder heiß genießt. Das Kochen zerstört das Sambunigrin - und erst dann entfalten die Beeren ihre gesunde Wirkung. Krank will davon schließlich niemand werden.

Zutaten

Fliederbeersuppe

1 l Saft

1,5 kg Fliederbeeren

125 g Zucker

3 Äpfel

½ Zimtstange

2 Nelken

1 Sternanis

1 Zitrone (Saft und Schale)

30 g Mondamin

etwas Wasser

Grießklößchen

100 g Grieß

300 ml Milch

50 g Butter

1 Ei

¼ Vanilleschote

30 g Pistazien-Püree

1 Prise Salz

Rezept für 4 Personen

Zubereitung

Fliederbeersuppe

1 . Zitrone halbieren, auspressen und die Zitronenschale abschaben. Dann das Stärkemehl mit Wasser auflösen und für später an die Seite stellen. Die Äpfel schälen, entkernen und mit einem Parisienne-Ausstecher (Kugel-Ausstecher) etwa 25 Apfelkugeln ausstechen. Danach die Apfelkugeln mit etwas Zucker und Zitronensaft marinieren. Anschließend die Fliederbeeren waschen und abbeeren. Zum Schluss die Fliederbeeren und Apfelreste durch den Entsafter geben, um etwa 1 Liter Saft zu erhalten.

2 . Fliederbeersaft und die ½ Zitronenschale mit Zucker, Sternanis, Zimtstange und den Nelken aufkochen, um anschließend das Ganze mit der vorab in Wasser angerührten Stärke zu binden.

Grießklößchen

1. Vanilleschote längs halbieren, auskratzen. Milch, Vanillemark und Butter aufkochen, Grieß unterrühren und leicht abbrennen lassen. Danach Ei und Pistazien-Püree hinzugeben und alles vermengen.

2. Masse mit zwei Löffeln in schöne Nocken formen und etwa 5 bis 6 Minuten im leicht gesalzenen Wasser pochieren.

Tipp

Fliederbeeren sollten Sie beim Familienausflug an den "Knicks" (Erdwälle) in Schleswig-Holstein sammeln.