Am Dienstag beginnt unsere neue Serie: “Kochen Sie norddeutsch?“ Heinz Wehmann vom Landhaus Scherrer kocht Ihre regionalen Lieblingsgerichte.

Hamburg. Manche mögen's heiß. Köche wie Heinz O. Wehmann zum Beispiel. Der Patron des Landhauses Scherrer rotiert gut gelaunt zwischen kochenden Töpfen und glühenden Herdplatten. Er wirft freche Sprüche, Gemüse und Obst durch die Luft ("es heißt ja auch Flug-Mango") und richtet anschließend eine rote Grütze an: "So muss das aussehen. Wie eine große Portion Liebe. Basta."

Der 55-Jährige fegt mit einer Geschwindigkeit durch die Gegend, als wolle er Bibi Blocksberg Konkurrenz machen. Mit Hexerei haben seine Künste allerdings nichts zu tun, sondern mit langjähriger Erfahrung. 38 Jahre arbeitet er schon als Koch. Zunächst im Hotel Atlantic und seit 1980 im Landhaus, eine ehemalige Fuhrmannsschänke, die Wehmann nach gut einem Jahr schon zu ihrem ersten Michelin-Stern führte. Ab Dienstag wird der Sternekoch die Abendblatt-Leser an seinem Wissen teilhaben lassen. Dann beginnt unsere neue Serie "Kochen Sie norddeutsch?", in der die besten regionalen Gerichte vorgestellt und ganz einfach zum Nachkochen erklärt werden.

Wer denkt, Hamburg hätte als kulinarische Klassiker nur Franzbrötchen, Rundstücke und das alte Seefahrergericht Labskaus zu bieten, täuscht sich gewaltig. Die frische Brise sorgte hier schon immer für großen Kohldampf und ist einer der Gründe, warum die Norddeutschen zu echten Gourmets wurden. In den großbürgerlichen Häusern der reichen Kaufmannsstadt gab es früher sogar zwei Küchen: eine Prunkküche, in der das gute Geschirr präsentiert wurde, und eine richtige Küche, in der tatsächlich gearbeitet wurde.

Heute glänzen elf Michelin-Sterne über der Stadt, nirgendwo sonst gibt es so viele ausgezeichnete Restaurants. Die Hauptrolle bei den regionalen Spezialitäten spielen bedingt durch die maritime Lage und den ehemaligen Fischreichtum der Elbe natürlich Fischgerichte. Lange Zeit waren die Fischerei und die Landwirtschaft die einzige Lebensgrundlage und prägten die bodenständige Küche. Doch aufgrund des Hafens kamen ab dem 16. Jahrhundert auch viele exotische Gewürze aus Indien und Südamerika in den heimischen Kochtopf.

In Kombination mit Gemüse aus den Vierlanden und Obst aus dem Alten Land ergab sich eine Küche, die wesentlich vielfältiger ist als ihr Renommee. "Die norddeutschen Speisen sind so hervorragend wie ihre Produkte, die Leute kennen sie nur nicht mehr", sagt Heinz Wehmann. Oder könnten Sie etwa genau erklären, wie man Schwarzsauer zubereitet? Und was sich hinter Old Eeten, dem Großen Hans oder Stubenküken verbirgt? Nein, mit vergammeltem Essen, blonden Jünglingen und Haustieren hat das nichts zu tun.

Damit die alten Rezepte nicht in Vergessenheit geraten, benötigen wir Ihre Hilfe. Schicken Sie uns Ihre Rezepte, Ihre regionalen Empfehlungen und auch gerne Ihre persönlichen Geschichten oder Bräuche, die Sie mit einem bestimmten Gericht verbinden. Heinz Wehmann wird Ihre Tipps modern interpretieren und die Zubereitung von Vorspeisen, Hauptgerichten und Desserts Schritt für Schritt beschreiben. So kann jedes Zuhause zur Sterneküche werden. Nachzulesen sind die Gerichte nächste Woche Dienstag und Mittwoch auf einer ganzen Zeitungsseite und dann zwei Monate lang wöchentlich donnerstags in der Live-Beilage. Aus der Serie entsteht bis zum Herbst das Buch "Kochen Sie norddeutsch?". Ein Standardwerk zum Anbeißen, das Sie mit Ihren Tipps mitgestalten können.

"Kochen ist eine Kultur, die man nicht vernachlässigen darf", sagt Wehmann und dirigiert mit seinem Schneebesen die Küchenmannschaft. "Gemeinsam mit den Abendblatt-Lesern werden wir beweisen, dass die norddeutsche Küche Applaus verdient."

Und anders als ein Konzert oder eine Theatervorstellung sind die Gerichte mit Geschichte nicht nur unterhaltsam, sie machen sogar satt. Egal ob (Koch-)Schürzenjäger oder Kostverächter - diese Serie macht jedem Appetit auf mehr.