Essen wie Gott im Uni-Viertel: Die “Brasserie Cassis“ zelebriert französische Gerichte und Geschichte

Man kann in ein Restaurant gehen, um sich an der vorzüglichen Küche zu erfreuen. Um einen neuen Tropfen Wein zu entdecken. Oder auch, um interessante Menschen kennen- zulernen. In der „Brasserie Cassis“ im Uni-Viertel funktionieren alle drei Vorhaben – und schuld daran ist, wenn man so will, Monsieur Palikucin, den jeder bei seinem Vornamen Daniel nennt.

Das mag daran liegen, dass „Le Chef“ möglichst jeden Gast persönlich begrüßt, sobald dieser das Restaurant, in dem die Farbe Rot dominiert, betreten hat. Es gehört zu seiner Philosophie, ist sozusagen oberstes Gebot: „Die Gäste sind das Wichtigste, ihnen gehört unsere ganze Aufmerksamkeit“, sagt Daniel.

Es fällt aber auch nicht schwer, sich beim Patron wohlzufühlen. Man sitzt an kleinen Tischen oder auf rot gepolsterten Bänken. Große Spiegel und Schwarz- Weiß-Fotos hängen an den Wänden, Kronleuchter an der Decke. Kerzen stehen auf den Tischen, und im Hintergrund laufen französische Chansons.

Daniel kommt mit einem Glas Rotwein an den Tisch. Er ist ein fröhlicher Geschichtenerzähler. 74 Jahre alt, zweimal verheiratet, vor 45 Jahren aus Paris nach Hamburg gekommen, der Liebe wegen. „Eigentlich wollte ich nur zwei Monate bleiben.“

Das hat nicht ganz geklappt. Mehr als zwei Jahrzehnte lang leitete Daniel das Abaton-Bistro. Und schon zwölf Jahre führt er quasi gegenüber und gemeinsam mit seiner Frau Mishel, einer ausgezeichneten Köchin, die Brasserie Cassis. Daniel besaß einen Flugschein und hat ein, zwei Notlandungen hinter sich. Heute fährt er lieber Harley. Dann fragt er: „Was wollen Sie essen?“

Ach ja. Wir probieren Froschschenkel (12 Euro), sie sind knusprig-zart. Eine wahre Delikatesse sind die Jakobsmuscheln (11,90). Als Hauptspeise wählen wir den Klassiker: Die Barberie-Entenbrust in Cassis-Sauce, knackigem Gemüse und Kartoffelmousse- line (17,50) ist ein Genuss. Eine ausgesprochen lecke- re Alternative ist der Teller Provençal mit Garnelen, Jakobsmuscheln, Loup de Mer, St. Petersfisch sowie Rucolasalat und Kartoffelgratin (19,50). Die süße Sünde zum Abschluss: eine Tarte au Chocolat. Ein sehr angenehmer, wenn auch teurer Kamerad zum Essen ist der trockene und gut gekühlte Sancerre AOC Dom. Gérard Millet (39 Euro).

Die Bar Cassis ist ein urgemütliches und unprätentiöses Stück Frankreich, deshalb empfiehlt sich die Reservierung. Vor allem am Mittwoch, wenn das Drei- Gänge-Menü für 17,50 Euro (Fisch) oder 19,50 Euro (Fleisch) viele Gäste in eines der wenigen französischen Restaurants Hamburgs lockt. Dort trifft man Yves Montand und François Truffaut, die von den Wänden lächeln – und vielleicht sogar Gérard Depardieu. Der Schauspieler und Winzer war bereits zu Gast und schenkte seinem Landsmann eine Flasche Weißwein aus seinem Weingut. „Hier, seht mal“, sagt Daniel. Wie ist der Wein von Depardieu so, Daniel? Und schon folgt die nächste Geschichte.

Brasserie Cassis , Grindelhof 39, 20146 Hamburg, Tel. 45 00 03 00, Mo–Sa 17.30–23 Uhr, www.brasserie-cassis.de

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Kurz-Biografie

Daniel Palikucin, 74, kam 1967 nach Hamburg. Er hat in Paris Pädagogik studiert, war Lehrer für Geschichte und Slawistik und führte lange das Bistro des Abaton-Kinos. Die Brasserie Cassis leitet er seit zwölf Jahren mit seiner Frau Mishel, genau so alt ist ihr Sohn Daniel. Am Herd des Cassis steht Fouad Boutanach, 29. Er arbeitete zuvor im La Baracca in Hamburg, die Ausbildung zum Koch absolvierte er im oberbayerischen Schloss Elmau.

BARBERIE_ENTENBRUST IN CASSIS-SAUCE

Rezept von Faoud Boutanach

Für 2 Personen:

2 Barberie-Entenbrüste

Rosmarin

Thymian

Sauce:

Olivenöl

4 EL Balsamico

Honig

150 ml Geflügelfond

4 TL Johannisbeergelee

50 ml Cassis

1 Backofen auf 120 Gradvorheizen, Entenbrüste salzen, pfeffern und zuerst mit der Hautseite scharf anbraten (3 – 4 Minuten). Wenden und noch 1 – 2 Minuten braten. Entenbrust in den vorgeheizten Ofen geben und ca. zwölf Minuten garen.

2 Den Bratensatz mit Balsamico ablöschen und einkochen lassen. Cassis und Geflügelfond dazu gießen und reduzieren. Die Pfanne vom Herd nehmen und das Gelee einrühren, anschließend mit Salz und Pfeffer abschmecken.

3 Entenbrust aus dem Ofen nehmen, kurz ruhen lassen, dann in Scheiben schneiden, mit der Sauce und einem Kartoffelmousseline mit Petersilie und Gemüse anrichten. Bon appetit!