Im “Lenz“an der Poppenbütteler Chaussee gibt man sich lässig elegant. Nicht nur Stammgäsre schätzen das.

Für Duvenstedter lohnt es an dieser Stelle nicht, weiterzulesen: Sie kennen das Restaurant „Lenz“ ohnehin und betrachten es in breiter Einigkeit als ihr Wohnzimmer. Anderen Hamburgern sei hiermit empfohlen, es sich ebenfalls einmal in der Poppenbütteler Chaussee gemütlich zu machen. Sie werden es nicht bereuen.

Man betritt zunächst die windgeschützte Terrasse, durchschreitet ein Ensemble aus dezent lodernden Fackeln und fühlt sich, wenn der Blick so durch die Szenerie schweift, ein bisschen wie auf Sylt. Das liegt auch an Stil und Habitus der Gäste. Was durchweg positiv gemeint ist. Sie leben den Insel-Chic auch auf dem Festland. Und fügen sich damit organisch in das lässig-elegante Ambiente des Lenz ein.

Jahrzehntelang war der Standort an der Poppenbütteler Chaussee untrennbar mit dem Namen „Le Relais de France“ verbunden. Nach dem kurzen Intermezzo eines Steak-Houses eröffneten Küchenchef Leslie Himmelheber und sein weinkundiger Kompagnon Marco Blitzner das Lenz vor fünf Jahren – und gaben dem Stadtteil damit so etwas wie ein Stück Identität zurück. Auffällig: der überaus engagierte, dabei aber unaufdringliche Service. Nette Menschen arbeiten hier im Lenz! Sie bringen uns exzellenten offenen Grauburgunder vom Weingut Geisser aus der Pfalz und Ziegenkäse mit gebratenen Riesengarnelen und Pinienkernmarinade (13,50 Euro), der perfekt gewesen wäre, hätte man den Käse zuvor noch ein wenig gewärmt. Eine feine Vorspeise ist es aber auch so, vor allem, weil Ziege und Garnele auf dem Teller überraschend gut harmonieren.

Im Anschluss zaubert Herr Himmelheber einen Reigen überragender Hauptgerichte aus der offenen Küche: Variation vom Thüringer Bio-Schwein mit Spitzkohl und Speckkartoffeln (21,50 Euro), Octopus „Niçoise“ mit Kartoffeln, Bohnen, roten Zwiebeln und Tomaten (18,50 Euro) und gebratenen Kalbs- Tafelspitz in Senfkruste mit Blattspinat und Bratkartoffeln (17,50 Euro) sowie eine Forelle aus der Este, die er in Mandeln gebraten und klassisch mit Blattsalaten und Salzkartoffeln (16,50 Euro) serviert. Was soll man sagen: Das Gespräch verstummt. Es mundet. Nicht mehr, gewiss aber auch nicht weniger.

Und das Beste kommt erst noch: Gratiniertes Limonenparfait mit „Gin Tonic Gelée“ (8,50 Euro), ein Dessert zum Hinknien und so schnell nicht wieder Aufstehen. Auch die klassische Crèmebrûlée, hier mit Mango serviert, ist ein Kracher. Die vielen Kinder, die zu Gast sind, bestellen gerne eine Kugel Eis. Wenn sie überhaupt bei ihren Eltern am Tisch verweilen. Denn für sie haben sich die Lenz-Chefs etwas Besonderes einfallen lassen: Auf einem Podest können sie in die offene Küche schauen, wo Flammen aus den Pfannen schießen und die Küchenmannschaft mit Hingabe Gericht für Gericht zubereitet. Das ist noch spannender als Eis und sorgt dafür, dass ein Abend im Lenz auch bei den Kleinen in guter Erinnerung bleibt.

Lenz Restaurant , Poppenbütteler Chaussee 3, Tel. 60 55 88 87, Mo–Sa 12–15 und ab 17.30, So ab 12 Uhr durchgehend, Di Ruhetag, www.restaurant-lenz.de

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Kurz-Biografie

Küchenchef Leslie Himmelheber (36), lernte sein Handwerk im „Fischereihafen-Restaurant“ bei Rüdiger Kowalke, arbeitete im „Stock’s Fischrestaurant“ in Ellerbek und bei Jörg Sackmann in Baiersbronn. Marco Blitzner (44), verantwortlich für Weine und Service, arbeitete im „Landhaus Meinsbur“ in Bendestorf, war Leiter des „Fit for Fun“-Restaurants und leitete die „Speisewirtschaft Wattkorn“ von Michael Wollenberg.

JACOBSMUSCHELN UND OCTOPUS MIT AVOCADO-MINZCREME

Rezept von Leslie Himmelheber

Für 4 Personen:

8 Jacobsmuscheln

1 Octopus (ca. 600 g)

3 EL Olivenöl

2 Zwiebeln

1⁄2 Stange Lauch

1 Stange Sellerie

2 Tomaten

0,2 l Weißwein

0,1 l Noilly Prat

3 Weinkorken (Naturkork!)

5 schwarze Pfefferkörner

2 Lorbeerblätter

1 Zweig Thymian

Salz

4 Knoblauchzehen

Für die Avocadocreme:

1 reife Hass-Avocado

50 ml Milch

4 Blättchen Minze

2 EL Crème fraîche

Zitronensaft, Piment d’Espelette, Salz

1 Zwiebeln, Lauch, Sellerie in Olivenöl anschwitzen. Mit Weißwein und Noilly Prat ablöschen. Alles mit Pfefferkörnern und Lorbeer auf die Hälfte einkochen.

2 2 l kaltes Wasser, Octopus, Tomaten, angedrückten Knoblauch, Salz und Weinkorken zugeben, aufkochen u. mit dem Thymian ca. 1 1⁄2 Std. ziehen lassen.

3 Den gegarten Octopus entnehmen und portionieren.

4 Avocado halbieren, Kern u. Schale entfernen. Fruchtfleisch mit Milch, Crème fraîche u. Minze pürieren.

5 Mit Salz, Zitronensaft, Piment d’Espelette abschmecken und in einen Spritzbeutel füllen.

6 Jacobsmuscheln in Olivenöl beidseitig anbraten.

7 Jacobsmuscheln und Octopus auf Avocadocreme anrichten. Zum Beispiel mit kleinem Salat, Gewürzchip und Shisokresse garnieren.